Berlin, Ballett: „Approximate Sonata/One Flat Thing/Blake Works I“, William Forsythe

Drei Choreografien des mittlerweile 74jährigen William Forsythe aus unterschiedlichen Schaffensperioden präsentiert der neue Abend des Staatsballetts in der Deutschen Oper Berlin. Die Premiere am 16. Februar 2024 in Anwesenheit des Choreografen endete mit langanhaltendem Beifall. Was die Leistungen der Compagnie betrifft, waren diese durchaus berechtigt, absolvierte das Tanzensemble die hohen stilistischen Anforderungen des Amerikaners doch bewundernswert.

© Yan Revazov

Den Beginn markiert eine Arbeit von 1996, Approximate Sonata 2016, kreiert vom Ballett Frankfurt, 2016 aber für das Ballett der Pariser Oper revidiert. In dieser späteren Fassung wird das Stück in Berlin vorgestellt. Verstörend ist die Klangfolie von Thom Willems aus klopfenden Geräuschen, deprimierend die graue Ödnis der Bühne – von Forsythe selbst. In schwarzen Trikots von Stephen Galloway demonstrieren vier Paare das reiche Vokabular des Choreografen, die Vielfalt von Figuren, die korrespondierenden und gegensätzlichen Bewegungen. Auffällig sind die Verwinklungen der Körper, die geschleuderten Würfe, die Versteifungen und gekippten Achsen. Polina Semionova ist mit ihrem Partner Gregor Glocke zu sehen – ein markantes Paar von starker Ausstrahlung und Kraft. Aus der schwarzen Tänzerreihe sticht Weronika Frodyma in leuchtend neongrüner Hose heraus – auch sie eine Tänzerin von individuellem Format. Der Mittelteil, One Flat Thing, reproduced, stammt aus dem Jahre 2000 und kam vom Ballett Frankfurt im Bockenheimer Depot zur Uraufführung. Auf und unter zwanzig Metalltischen wirbeln, springen, rutschen vierzehn Tänzerinnen und Tänzer in bunten T-Shirts (Stephen Galloway) zu den monotonen Geräuschen von Thom Willems in atemberaubendes Tempo über die Tischplatten. Es ist eine Demonstration von Chaos, aggressiv, grotesk und auch stupend in der Wirkung wegen der bewältigten akrobatischen Anforderungen.

Versöhnlicher Höhepunkt des Programms ist Blake Works I von 2016, uraufgeführt vom Ballett der Pariser Oper. In einer Abfolge von sieben James-Blake-Songs sieht man die verschiedensten Formationen von Duos bis zu Gruppenaufstellungen. In diesem Stück besinnt sich Forsythe am meisten auf das neoklassische Erbe, bricht dieses nicht selten in ironischer Manier und zitiert auch klassische Posen. Erinnerungen an George Balanchine und sogar Marius Petipa werden wach. Dazu tragen auch die zauberhaften hellblauen Kostüme von Forsythe und Dorothee Merg bei – sie unterstreichen diese Demonstration von Lebensfreude, diese Schau von brillanten Soli und eleganter Attitüde, wie sie Polina Semionova und Martin ten Kotenaar im letzten Pas de deux boten. Deren Song F.O.R.E.V.E.R. endet mit den Worten „How wonderful you are“, was das Publikum auf den gesamten Abend bezog, und in frenetischen Jubel ausbrechen ließ.

Bernd Hoppe, 18. Februar 2024


William Forsythe
Dreiteiliger Ballettabend:
Approximate Sonata
One Flat Thing, reproduced
Blake Works I

Staatsballett Berlin
in der Deutschen Oper Berlin