Premiere am 3.12.16
Düsseldorf setzt Siegeszug der Operette fort
Nach den großen Erfolgen, die die Deutsche Oper am Rhein mit den Operetten „Die lustige Witwe“, „Die Csárdásfürstin“ und „Die Zirkusprinzessin“ feiern durfte, stand nun am 03. Dezember im Opernhaus Düsseldorf die Premiere des „Graf von Luxemburg“ von Franz Lehár auf dem Spielplan. Und wenn es nach dem Applaus des Premierenpublikums geht, hat man hiermit den nächsten ganz großen Hit gelandet. So durften sich alle Darsteller und das Kreativteam nach der Vorstellung unter langem Applaus gebührend feiern lassen für einen gelungenen und unterhaltsamen Theaterabend.
Für die Inszenierung hat man Jens-Daniel Herzog verpflichtet, derzeit noch Intendant der Oper Dortmund bevor er ab der Spielzeit 2018/19 als Staatsintendant die Leitung des Staatstheaters Nürnberg übernimmt. „Der Graf von Luxemburg“ ist Herzogs erste Inszenierung einer Operette, und seine Aussage aus dem Programmheft, dass er gleichwohl schon lange ein großer Bewunderer des Genres ist, nimmt man ihm sofort ab, wenn man diese gut durchdachte und liebevolle Inszenierung sieht. So nimmt sich Herzog unter anderem dem Thema an, dass allzu leicht jeder für Geld käuflich ist und stellt auch die „Russen-Mafia“ in einen zentralen Blickpunkt, allerdings alles ohne das Werk dadurch zu stark zu verändern und vor allem ohne die Heiterkeit dieser Operette zu verlieren. Des weiteren nimmt man sich in Düsseldorf auch die Freiheit durch komplett neue Liedtexte an passender Stelle auf die US-Wahlen einzugehen. Gerade unter dem Gesichtspunkt, dass bereits Lehár bei seinen Werken immer gerne auf aktuelle Dinge eingegangen ist, die die Gesellschaft zur Zeit der Uraufführung bewegten, ein sehr passender Regieeinfall. Das es in einer Operette auch mal etwas chaotischer zugeht und der Künstler Armand Brissard gleich zu Beginn mit der Farbe nur so um sich schmeißt, okay, kann man machen, ein Großteil des Publikums fand es auf jeden Fall Fall äußerst amüsant. Schön auch Anfang und Ende des ersten Aktes, die wunderbar ineinander greifen und entsprechend aufeinander abgestimmt wurden.
Die Bühne von Mathis Neidhardt ist ein echter „Hingucker“ im wahrsten Sinne des Wortes. Besonders die Drehbühne im zweiten Akt, durch die die Geschehnisse im Theater wunderbar in verschiedenen Räumen gleichzeitig dargestellt werden, weiß zu gefallen. Auch sonst wirkt das Bühnenbild, insbesondere das Hotel im dritten Akt, mit vielen kleinen Details liebevoll gestaltet und sehr opulent. Die Kostüme von Sibylle Gädeke sind allesamt passend und runden das positive Gesamtbild dieser Inszenierung ab.
Für die titelgebende Rolle des René Graf von Luxemburg hat die Deutsche Oper am Rhein erneut Bo Skovhus verpflichten können. Leider war hier die Textverständlichkeit bei den etwas schnelleren Stellen gleich zu Beginn bei „Karneval, ja, du allerschönste Zeit“ recht schlecht, das hat man schon besser gehört. Ansonsten aber eine ganz hervorragende Leistung. Im zur Seite in der Rolle der Angèle Didier stand mit Juliane Banse eine weitere Darstellerin, die bereits auf den ganz großen Bühnen der Welt stand, ein Glücksgriff für die Oper Düsseldorf, denn Frau Banse singt und spielt die Rolle herausragend. Also Buffopaar Armand Brissard und Juliette Vermond standen Cornel Frey und Lavinia Dames auf der Bühne, einen überzeugenden Fürst Basil Basilowitch verkörperte das langjährige Ensemblemitglied Bruce Rankin. Den größten Applaus des Abends bekam wohl Mezzosopranistin Susan Maclean als Gräfin Stasa Kokozowa, die zwar erst im dritten Akt zum Einsatz kam, dafür aber einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte.
Eine sehr gute Idee war auch die Verpflichtung von Karl Walter Sprungala und Oliver Breite, zwei etablierte Schauspieler die für die humorvollen Szenen im Stück verantwortlich sind. Ich gebe zu, gerade die doch etwas eigenwillig klingende Rolle des „Hausdrachen“ als Pförtner am Theater versetzte mich vor der Premiere etwas in Angst, doch diese Angst war völlig grundlos, funktioniert diese Rolle im Stück doch sehr gut und Oliver Breite zeigte hier wie später auch als Ménager im Hotel ein gutes Gespür für Komik. Sprungala gab unterdessen eine sehr unterhaltsame Partie in der Rolle des Anführers des leicht chaotischen Gangster-Trios. Ihm zur Seite standen bei der Premiere der Tenor Luis Fernado Piedra als Pawel von Pawlowitsch und der Bass David Jerusalem als Sergei Mentschikoff.
Die musikalische Leitung lag an diesem Abend bei Lukas Beikircher, der die Düsseldorfer Symphoniker mit Temperament durch den Abend leitete und für die richtigen Operettenklänge sorgte. Erwähnenswert sicherlich noch der Opernchor unter der Chorleitung von Christoph Kurig sowie das achtköpfige Tänzerensemble, welches bei einem guten Operettenabend natürlich auch nicht fehlen darf. Dieser endete nach gut drei Stunden und einem vielleicht etwas langatmigen zweiten Akt, bei dem der dritte Akt aber für jegliche Längen zuvor entschädigte. Fazit: „Der Graf von Luxemburg“ reiht sich nahtlos in die Liste der großen und liebevoll inszenierten Operetten der letzten Jahre an diesem Hause ein, ein Besuch sei allen Freunden dieses Werkes durchaus empfohlen.
Markus Lamers, 04.12.2016
Fotos: © Hans Jörg Michel