vom 23.03. bis 01.04. 2013
Die ersten Baden-Badener Osterfestspiele wurden gleich zum Großereignis auf dem internationalen Festspielkalender
Bis zum vorigen Jahr standen die Berliner Philharmoniker noch bei den Salzburger Osterfestspielen unter Vertrag, und das seit dieses „elitäre“ Festival von Herbert von Karajan 1967 aus der Taufe gehoben wurde. Seit diesem Jahr bestreiten die Berliner nun bei den Osterfestspielen in Baden-Baden die Kernpunkte des Programms (erst einmal bis 2017), das wie in Salzburg aus einer Oper und drei Sinfonie- bzw. Chorkonzerten besteht. In Baden-Baden gab es allerdings dazu noch ein gutes Dutzend Kammerkonzerte: mit Instrumentalisten der Berliner Philharmoniker (zu sehr attraktiven Preisen) an den verschiedensten Aufführungsorten der Kurstadt im Schwarzwald, von Brenners Parkhotel bis zum Frieder-Burda-Museum, dazu im Theater Baden-Baden ein Opernschmankerl sowie ein zusammen mit dem SWR organisiertes Begleitprogramm: Gespräche und Vorträge in der Festspiel-Lounge – frei für alle Interessenten. Mit der Zauberflöte in Kinderversion und einem Konzert des Bundesjugendorchesters wurde auch dem Nachwuchs Raum geboten. Das Kernprogramm in Baden-Baden bildeten heuer drei Aufführungen der Zauberflöte sowie deren zwei von Mahlers Auferstehungssinfonie. Das „Schmankerl“ mit stark lokalem Bezug bestand in einer Neuproduktion der neubearbeiteten Kammeroper Cendrillon von Pauline Viardot. Über diese drei Ereignisse berichten wir separat. Durch die Einbeziehung des Stadttheaters und der vielen Spielstätten für die Kammerkonzerte in die Osterfestspiele ist eine bewundernswerte integrative Leistung gelungen: Mit den Osterfestspielen wurde das Festspielhaus synonym mit der Stadt – wie in Salzburg.
Sicher ist das Publikum in Baden-Baden, wo man im Wesentlichen ohne öffentliche Zuschüsse auskommen muss, auch "elitär" (besser: gut betucht); aber die preiswerten Kammerkonzerte zu 15 EUR Eintritt sind auch fürs kleine Portemonnaie. Wenn man sich in Salzburg als zahlender Zuschauer um Karten bemüht, fühlt man sich bedrängt, dem dortigen Förderverein beizutreten und die Billets gleich für ganze Vorstellungskombinationen zu erwerben. Durch den falschen Eindruck, die Karten sind knapp, soll dort das Verkaufsmerkmal „Exklusivität“ positioniert werden. Schlussendlich gibt es dann wenige Tage vor den Premieren doch noch Karten, und für die Folgevorstellungen gleich bündelweise. In Baden-Baden geht es gemütlicher zu. Wenn man sich nicht gerade bis auf den vorletzten Drücker Zeit nimmt, bekommt man seine Wunschkarten problemlos. Zum Schluss sind dann die Vorstellungen dann aber auch weitestgehend ausverkauft, die Preise dabei aber wesentlich günstiger. Wie die Konzert- und Opernkarten werden kurz vor den Vorstellungen auch die Hotelzimmer in Baden-Baden knapp. So sind die Osterfestspiele wie in Salzburg ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in der kleinen Stadt. Bilanz der ersten Osterfestspiele: 30.000 verkaufte Karten für die 30 Aufführungen, eine Auslastung von 97%, die sich sehen lassen kann.
Trotz der dieses Jahr noch fast winterlichen Temperaturen herrscht Festspielstimmung in der Stadt. Überall werden die Aufführungen thematisiert. Hunderte von beschrifteten Blumenkästen weisen auf die Veranstaltungen hin. SWR2 und das Festspielhaus laden im Rahmen ihrer Kulturpartnerschaft während der ersten Osterfestspiele der Berliner Philharmoniker in Baden-Baden in die gemeinsame Festivallounge ins Kulturzentrum ein. Dort hält der schon seit über einem Jahrzehnt für das Festspielhaus Baden-Baden tätige Dariusz Szymanski vormittags seine Vorträge zu den Veranstaltungen des jeweils folgenden Abends – frei für jedermann in gepflegter entspannter Atmosphäre.
Dort lag auch schon das Programm für Ostern 2014 aus. Die Berliner Philharmoniker werden mit einer Vielzahl von Veranstaltungen ihr Musikfest wieder in Baden-Baden feiern. Andreas Mölich-Zebhauser, der Intendant des Festspielhauses Baden-Baden hat alles richtig gemacht. Ihr Kritiker hat sich die Termine schon vorgemerkt.
Manfred Langer, 02.04.2013
Intendant Andreas Mölich-Zebhauser und Simon Rattle