Interview: „Rory Six“, Musicaldarsteller

Rory Six ist seit vielen Jahren als Musicaldarsteller zu sehen. So war er in Deutschland u. a. bei Les Miserables in Berlin, Elisabeth in Stuttgart oder Jekyll & Hyde in Bad Hersfeld zu sehen. Zuletzt stand er von September 2019 bis Juni 2022 als Alt Deuteronimus in Cats am Wiener Ronacher auf der Bühne. Zudem schrieb er in den letzten Jahren mehrere Musicals und gründete 2013 in Wien die Theatercouch. Der Opernfreund hatte nun die Gelegenheit für ein kurzes Interview mit dem Sänger, Regisseur, Komponisten und Texter.


© Rory Six

OF: Rory, du hast vor über 10 Jahren die Theatercouch in Wien gegründet. Im September kommst du nun mit dem von dir geschriebenen Musical Ein wenig Farbe mit eben dieser Theatercouch für zwei Gastspiele nach Ottobrunn und Düsseldorf. Wenn ich das richtig im Kopf habe, sind das die ersten Gastspiele der Theatercouch in Deutschland nachdem ein Gastspiel welches für 2020 in Berlin geplant war, auf Grund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, richtig?

RS: Stimmt wir haben damals vorgehabt in Berlin die Vorstellung zu spielen, dies wurde dann leider wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Es ist nun also das erste Mal dass unsere Version vom Originalteam in Deutschland zu sehen sein wird. Etwas worauf wir uns natürlich sehr freuen.

OF: Das 1-Personen Stück erzählt die Geschichte von Helena, einer Transfrau die kurz vor der anstehenden Operation ihr bisheriges Leben noch einmal rückblickend betrachtet. Was ist für dich das besondere an diesem sehr einfühlsamen Musical-Monolog?

RS: Ich glaube das Besondere an diesem Stück ist, dass es die Geschichte aus der Sichtweise von sehr vielen Leuten erzählt, insgesamt 13 verschiedene Personen. Dadurch wird dieser Monolog eigentlich zum Dialog. Das Publikum wird ständig in die Rolle der Helena hinein versetzt. Dadurch bekommt man als Zuschauer das Gefühl jemand anderes zu sein und wird auf eine sehr besondere Art mit in die Geschichte hineingenommen.

OF: Bei der Uraufführung des Werkes hat die bekannte Musicaldarstellerin Pia Douwes die Rolle der Helena verkörpert, aktuell steht mit Mark Seibert ein weiterer bekannter Sänger auf der Bühne. Macht es für dich, vielleicht auch musikalisch, einen Unterschied ob die Rolle von einem Mann oder einer Frau verkörpert wird, oder ist es eben genau diese Besonderheit, dass dies in dem Fall völlig egal ist?

RS: Ich glaube, das Besondere an dieser Vorstellung ist genau das. Jede Person auf dieser Welt kann diese Rolle spielen, da man einfach 13 verschiedene Rollen spielen kann. Man braucht allerdings eine Menge Schauspieltalent und zusätzlich eine grandiose Stimme. Eine Geschichte erzählt als Musical-Monolog, davon gibt es nicht so viele.

OF: Auch die Musikalische Komödie Leipzig nimmt Ein wenig Farbe ab Ende Oktober in ihren Spielplan auf. Wie siehst du ganz allgemein die Entwicklung des Genre Musical an den deutschsprachigen Bühnen? Gibt es für dich da einen Unterschied zwischen Österreich und Deutschland?

RS: Ich glaube, dass es nicht so ein großen Unterschied gibt zwischen den Bühnen in Österreich und Deutschland. Ich würde mir wünschen, dass viele Theater und Stadttheater mutiger Stücke spielen würden, denn das wäre etwas, was das Genre Musical weiter öffnen könnte für das Publikum. Viele Leute wissen nicht, dass Musicals auch ernste Themen behandeln können. Ich glaube dies könnte sich noch verbessern an den Bühnen im deutschsprachigen Raum.

OF: Ein wenig Farbe wird auch das erste deiner zahlreichen Musicals sein, das den Weg auf die englische Bühne findet, ist das richtig?

RS: Das hoffe ich sehr. Die Übersetzung ist auf jeden Fall schon fertig. Im englischsprachigen Raum ist es halt so, da ist die Geschichte einer Trans-Frau ist, es dort auch nur von einer Trans-Frau gespielt werden soll. Dies macht das Casting natürlich ziemlich aufwändig. Es gibt sehr wenige Transleute, die diese Geschichte emotional erzählen können, weil sie ihnen zu nahe geht. Wir sind im Gespräch mit einer Darstellerin derzeit, aber da sind wir noch in den Kinderschuhen gerade eben.

OF: Um vielleicht nochmal kurz auf die Theatercouch zurückzukommen, kurz nachdem du die extrem schwere Coronazeit auch dank der Hilfe vieler treuer Zuschauer überstanden hattest, kam die Hiobsbotschaft, dass der Vermieter die genutzten Räumlichkeiten verkauft. Auch wenn es rückblickend wohl noch immer schmerzt, was ging in dem Moment in dir vor?

RS: Ich war ziemlich schockiert und bin auch noch immer ziemlich schockiert. Wir hatten gerade eben den kompletten Raum noch renoviert. Weil wir wegen der Pandemie effektiv geschlossen waren, habe ich mit einem Kollegen gemeinsam die meisten Arbeiten selber gemacht, was wir halt machen konnten. Es war sehr hart nach fast zehn Jahren den Schlüssel zurückzugeben. Ich schaffe es eigentlich immer noch nicht dort vorbei zu fahren. Und einen neuen Raum zu finden, ist derzeit wirtschaftlich einfach zu unsicher, da die Mietpreisen extrem in die Höhe geschossen sind seit Corona.

OF: Werfen wir abschließend den Blick nach vorne, gibt es schon weitere Projekte von dir über die du unsere Leser an dieser Stelle informieren kannst oder ist da noch nichts spruchreif? 

RS: Ich bereite gerade eben eine erste Lesung von einem neuen Stück von mir vor. Es ist ein Dialog zwischen Vater und Sohn. Geplant ist die Produktion für den Herbst 2025. Aber viel mehr kann ich dazu noch nichts sagen.

OF: Die letzten Worte in diesem Interview gehören dir, gibt es noch etwas das du unseren Lesern mitteilen möchtest?

RS: Verpasst nicht die Chance, Ein wenig Farbe am 12. September in Ottobrun oder am 14. September in Düsseldorf live zu erleben! Ich glaube jeder der gerne ins Theater geht, der gerne Schauspiel sieht soll dieses Stück anschauen kommen. Es ist natürlich ein Musical aber vielleicht mal „Musical ganz anders“.

OF: Rory, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die beiden anstehenden Aufführungen.


Das Interview führte Markus Lamers.