Quatsch mit Soße
Liebe Leser, willkommen im Opernfreund-Kochstudio. Heute bereiten wir für Sie eine köstliche „Regie-Pampe deluxe“ zu. Wir brauchen: Ein möglichst komplexes und unbekanntes Werk, denn wir wollen nicht, dass irgendjemand einen Wissensvorsprung hat, weil er das Stück vielleicht schon mal gesehen hat. Ganz wichtig: Betonen Sie immer, dass Ihnen das Stück sehr viel bedeutet und etwas Besonderes ist, da kann Ihnen hinterher keiner was vorwerfen, wenn die Suppe versalzen ist! Nehmen Sie sich dann einen großen Topf – auch wenn er für Sie persönlich viel zu groß ist – egal! Viel ist viel! Dann kommt die Vorbereitung und die ist bei diesem Rezept besonders wichtig. Sammeln Sie Ideen. Egal ob gar oder halbgar, sie sollten in jedem Fall nur nicht zu leicht verdaulich sein. Werfen Sie diese Ideen alle in den großen Topf, rühren lange und wild um. Wenn Sie ein echter Gourmet sind, machen Sie Bühnenbildner und Kostümbildner zu guten Beiköchen: Auch hier gilt – vermeiden Sie den Bezug zum Werk, gehen Sie Ihrem Publikum auf den Wecker und lassen Sie sich nicht von den Bedürfnissen der Akteure die Ihren Quatsch hinterher spielen müssen ablenken – ihr exzellentes Rezept erfordert halt Opfer. Lassen Sie dieses Rezept drei bis vier Stunden köcheln. Dann kommen wir zum Anrichten. Hier zeigt sich der wahre Profi, der verstanden hat, dass das Auge mitisst: Dekorieren Sie ihren Brei schön, erfinden Sie wilde Dinge dazu, die vielleicht keinen interessieren, die verwirren oder stören. Hauptsache es sieht nach was aus und Sie vermitteln den Eindruck, dass Sie ein echter Koch sind. Wenn Sie das getan haben, dann servieren Sie ihre „Regie-Pampe deluxe“ lauwarm. Bon Appetit!
Und wenn Sie jetzt Appetit bekommen haben, dann fahren Sie doch mal in die Oper Köln, da hat Valentin Schwarz dieses Rezept gerade exzellent für Sie zubereitet.
Sebastiab Jacobs, 9.4.22