Nur wenige Sängerinnen sind dem Opernhaus Zürich so treuevoll verbunden, wie Cecilia Bartoli. Seit mehr als drei Jahrzehnten kommt man immer wieder in den Genuss, ihre außergewöhnliche Stimme und ihre temperamentvolle Bühnenpräsenz zu bestaunen. Dieses große Benefizkonzert für das Internationale Opernstudio am Opernhaus Zürich mit Cecilia Bartoli bot den jungen Sänger/innen Gelegenheit, gemeinsam mit der weltberühmten Künstlerin aufzutreten und dabei wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Cecilia Bartoli engagiert sich stark für die Förderung junger Talente. An solchen mangelt es im Internationalen Opernstudio wahrlich nicht.
Zusammen mit dem großartigen Orchestra La Scintilla unter der Leitung von Gianluca Capuano und der Zürcher Sing-Akademie kam man in den Genuss eines vielseitigen Programms. Die Szenische Einrichtung wurde von Claudia Blersch gestaltet, welche mit wenigen Elementen, Statisten und originellen Ideen die Darbietungen bereicherte. Den Anfang machte ein großer Querschnitt durch Georg Friedrich Händels „Semele“. Nach der Ouvertüre und dem Chor „Lucky Omens“ eröffnete Cecilia Bartoli ihren Auftritt mit der Arie „Ah me… Oh Jove“. Es ist immer wieder faszinierend, wie das Publikum auf ihre Präsenz und Ausstrahlung reagiert. Nach einem weiteren Chor „Hail, Cadmus, Hail“ sang Cecilia Bartoli zusammen mit dem Chor „Endless Pleasure“ und konnte einmal mehr ihre unverkennbare Stimme aufs schönste ertönen lassen.
Als erster Sänger aus dem Opernstudio trat Tenor Tomislav Jukić mit der Arie „By my command… Where‘er you walk“ auf. Was für eine wunderbare Stimme, mit großer Emotion. Ein wahrer Genuss. „Cease, Cease“ sang der Chor und das Orchester spielte „Larghetto e piano“ und Bass Max Bell beeindruckte mit seiner Arie „Leave me“. Das Finale gehörte dann wieder dem Chor mit „Avert These Omens“ und Cecilia Bartoli mit der Arie „Ah me, too late“, hervorragend interpretiert und berührend. Mit dem Schlusschor „Oh Terror and Astonishment“ endete dieser erste Programmteil.
Die Ouvertüre aus Mozarts „Le nozze di Figaro“ und drei Arien aus derselben Oper wurden von drei weiteren Mitgliedern des Opernstudios gesungen.
Bariton Samson Setu als Figaro sang „Bravo, signor padrone… Se voul ballare“. Er überzeugte mit seiner starken Stimme und Bühnenpräsenz. Mezzosopranistin Indyana Schneider konnte mit der Arie „Non so più“ auf Anhieb überzeugen. Bariton Steffan Lloyd Owen sang die berühmte Arie „Hai già vinta la causa“ mit viel Temperament und gut geführter Stimme. Dieser Programmteil endete mit Ausschnitten aus Mozart‘s Oper „La clemenza di Tito“. Wunderbar der Chor mit „Ah, grande si rendano“, unterstützt von Tenor Álvaro Diana Sanchez. Sopranistin Marie Lombard sang die Arie „S‘altro che lacrime“ mit glockenreiner Stimme und starkem Ausdruck. Besonders schön das Duett „Ah perdona il primo affetto“, gesungen von Marie Lombard und Indyana Schneider“. Diese beiden Stimmen passen hervorragend zusammen.
Anschließend spielte das Orchester „Marcia“ und danach folgte ein weiterer Auftritt von Cecilia Bartoli mit „Parto, parto“. Ein Hörgenuss erster Güte, welcher durch das Publikum mit großem Beifall belohnt wurde.
Nach der Pause ging es mit Ausschnitten aus Mozarts Oper „Cosi fan tutte“ weiter. Zuerst mit der Ouvertüre und dem Chor „Bella vita militar“ und anschliessend das Quintetto „Abbracciami, idol mio“, herrlich interpretiert durch Cecilia Bartoli, Fiordiligi, Indyana Schneider, Dorabella, Álvaro Diana Sanchez, Fernando, Steffan Lloyd Owen, Guglielmo, Samson Setu, Don Alfonso. Dabei zeigten sich auch die schauspielerischen Talente der Sänger. Nach dem Recitativo „Dove son“ folgte das Terzetto „Soave sia il vento“ mit Cecilia Bartoli, Indyana Schneider und Samson Setu. Auch hier wieder ein wunderschöner Einklang der Stimmen. Auf das Recitativo „Non son cattivo comico“ mit Samson Setu, konnte Tenor Álvaro Diana Sanchez mit der Arie „Un‘aura amorosa“ seine höhensichere, bestens geführte Stimme zur Geltung bringen.
Den Abschluss des Konzertes machten zwei Preziosen aus Opern von Gioachino Rossini. Großartig das Duetto „Un soave non so che“ aus der Oper „La Cenerentola“. Da konnte man Cecilia Bartoli in einer ihrer Paraderollen erleben. Tenor Tomislav Jukić war ihr ein ebenbürtiger Partner und liess seine hervorragend ausgebildete Stimme strömen. Ein Highlight. Nochmals erschienen alle Mitwirkenden auf der Bühne. Auf das Orchesterstück „Temporale“ aus der Oper „Il barbiere di Siviglia“, boten die Sänger/innen zusammen mit dem Chor einen fulminanten Abschluss mit „Mi par d‘essere“.

Es war ein besonderer Genuss, erleben zu können, wie so verschiedene herrliche Musikwerke vom wahrlich einzigartigen Orchestra La Scintilla gespielt wurden. Wenn der international gefeierte Dirigent und Kenner historischer Aufführungspraxis Gianluca Capuano am Pult steht, ist höchste Qualität garantiert, was auch dieses Konzert einmal mehr bewiesen hat. Die Zürcher Sing-Akademie, einstudiert von Ernst Raffelsberger, bot ebenfalls eine begeisternde Leistung.
Das Publikum kannte kein halten und spendete allen Mitwirkenden Ovationen, welche mit dem Trinklied aus Verdis „La Traviata“ verdankt wurden. Für die Konzertbesucher und gewiss auch für alle Künstler des Opernstudios, war dies zweifellos ein unvergessliches Konzert.
Marco Stücklin, 27. Juni 2025
Dank an unseren Kooperationspartner vom OPERNMAGAZIN
Benefizkonzert für das Opernstudio
Cecilia Bartoli
Opernhaus Zürich
15. Juni 2025
Musikalische Leitung: Gianluca Capuano
Orchestra La Scintilla