Braunschweig: „Tanz-Gala“

Aus Anlass der 10-jährigen Zugehörigkeit Gregor Zölligs als Leiters des Tanztheaters am Staatstheater Braunschweig gab es eine besondere Tanz-Gala: Ausschnitte aus einigen seiner vielen erfolgreichen Choreographien in dieser Zeit und Gastgeschenke, kleinere Beiträge von ehemaligen Wegbegleitern und Tänzern/Choreographen seiner Ballett-Commpagnie. Mit einem Auszug aus Zölligs 2017 entstandenem Tanzstück Dein Herz ist meine Heimat auf einen Shakespeare-Text wurde der abwechslungsreiche Abend eröffnet. Zu an Glasharmonika erinnernden, sich regelmäßig wiederholenden Klängen traten die Tänzer und Tänzerinnen nacheinander auf und passten sich exakt in den Bewegungskanon ein, bildeten neue Gruppen, lösten sich wieder auf, bis sich ein Paar im Kuss fand und damit allein zurückblieb – eine einprägsame Choreographie

© Leszek Januszewski

Als erstes Gastgeschenk erlebte man eine furiose Kreation von James Wilton zu einer von Vialdis The Four Seasons (Sommer) inspirierten Musik: Mit Sarah Jane Taylor führte Wilton einen fast klassisch aufgeteilten Grand Pas de Deux vor, in dem die tolle körpernahe Akrobatik und verschlungenen Hebungen in den beiden schnellen Teilen herausragten, im ruhigeren Mittelteil kam jeder dann auch einzeln zur Geltung. Mit Auf dem Flusse, einem Lied aus Zölligs Winterreise (Schubert/Hans Zender) folgte die gelungene innere Auseinandersetzung des Wanderers mit dem Fluss, eindringlich interpretiert von Alice Baccile und Dariusz Nowak.

Im Finale aus Full Circle zeigt die Gast-Choreographin Sita Ostheimer den immer wiederkehrenden Kreislauf des Lebens. Fárisa/Danae & Dionysios, eine “metaphorische Reise”, brachten Danai Despoina Dimitriadi und Dionysios Alamanos zum Jubiläum mit; diese Reise entwickelte sich zu einem atemberaubenden Geschlechterkampf.

Den zweiten Teil des Abends eröffneten drei Paare des Braunschweiger Tanz-Sport-Clubs mit Unforgettable #17 aus ihrer Weltmeisterschaftskür. Sie waren zum Dank dafür eingeladen, dass der Club während der Corona-Pandemie ganz unspektakulär seinen Probenraum für die Compagnie des Theaters geöffnet hatte, die an Platzmangel wegen der erzwungenen Abstände litt.

Als humorvoller Auszug aus Don Quijote von Gregor Zöllig folgte der äußerst lebendige Kampf gegen die “Windmühlenflügel”, hier durch Stühle gekennzeichnet, die sich schließlich durch Verbindung der Akteure zu den Flügeln formierten.  Weitere kleine Kostbarkeiten waren ein Solo von Nao Tokuhashi aus Zölligs Heimatabend (2018) sowie ein extra zur Gala kreiertes Solo von Rainer Behr vom Tanztheater Wuppertal Pina Bausch. Vom belgischen Tanztheater Ultima Vez des Choreographen  Wim Vandekeybus kamen mit Lotta Sandborgh, Adrian Thömmes, Hakim Abdou Mlanao und Lok Yee Ho, die Auszüge aus Infamous Offspring und Void tanzten; dessen breit gefächerter Bewegungskanon führte das Quartett an seine physischen und emotionalen Grenzen. Mit dem Finale aus Zölligs Carmina burana, dem immer noch erfolgreichsten Abend am Staatstheater Braunschweig, schloss diese Gala, die einen guten Überblick über 10 Jahre Zölligs Tanztheater gegeben hat.

Das Publikum bedankte sich mit Ovationen und nicht endenwollendem Applaus bei allen Akteuren dieses Abends.

Marion Eckels, 24. Februar 2025


Tanz-Gala

Staatstheater Braunschweig

Besuchte Vorstellung am 23. Februar 2025
Premiere am 22. Februar 2025

Choreografie: Gregor Zöllig u.a.