Das Original-Libretto (Prolog und drei Akte) stammt von Giacinto Andrea Cicognini und wurde von Giovanni Filippo Apolloni für Cestis Komposition angepasst. Die Uraufführung fand am 19. Februar 1656 im Saaltheater Innsbruck statt. Die verwirrende Handlung kurz zusammengefasst: Orontea, Königin von Ägypten, verliebt sich in den verletzten Fremden Alidoro. Trotz Standesunterschieden und Verwicklungen am Hof – mehrere Figuren begehren Alidoro oder entwickeln Gefühle füreinander – klärt sich schließlich alles: Alidoro entpuppt sich als Prinz und darf Orontea heiraten.

Auch Silandra und Corindo kommen wieder zusammen. Antonio Cesti ist für die österreichische Musikgeschichte besonders bedeutsam. Er komponierte mit „Il pomo d’oro“ die bekannteste Oper, die am Hof des musikbegeisterten Kaisers Leopold I. – der selbst komponierte – aufgeführt wurde. Doch Cestis Wirken beschränkte sich nicht nur auf Wien für Leopold; auch in Innsbruck war er für Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol tätig, Leopolds Onkel. Dort entstand 1656 zur Faschingszeit die Oper „L’Orontea“. Die fiktive ägyptische Königin basiert auf Königin Christina von Schweden, die sich zum Katholizismus bekannte und ebenfalls die Ehe ablehnte. Cestis „L’Orontea“ wurde an der Kammeroper Wien aufgeführt, obwohl seine Werke sonst kaum beachtet werden. Der japanische Regisseur Tomo Sugao überzeugte bei seinem Wiener Debüt mit Humor und frischen Ideen – sogar Selfies im historischen Kostüm wirkten passend zur lockeren Atmosphäre. Wie typisch für barocke Opern, beginnt das Stück mit einem Prolog zwischen „Philosophie“ und „Liebe“. Die Regie kleidet das Ensemble modern als Gondolieri und sorgt für eine ironische, lebendige Atmosphäre. Bühne und Kostüme von Julia Katharina Berndt geben der Aufführung einen Hauch von Historismus. Für spannende Lichtwechsel sorgte Karl Wiedermann. Orontea (Hilary Cronin) erscheint eher als naive und verliebte Herrscherin, trotz der Warnungen ihres Hofbeamten Creonte (Alexander Strömer). Alidoro (Gabriel Díaz) überzeugte mit Charme und Gesang. Für mehr Dynamik sorgte die Hofdame Silandra (Maria Ladurner), die aktiv das Geschehen beeinflusste.

Letztlich kommt Corindo (Johannes Wieners) doch zu seinem Glück. Giacinta (Therese Troyer) und der Page Tibrino (Manhan Qi) überzeugen ebenso wie die Komiker: Stephen Chaundy brilliert als aufdringliche alte Dame, Alexander Strömer dominiert noch als alter Trinker Gelone und ist der Einzige, der in der sonst italienischen Aufführung auch Deutsch spricht und singt. Trotz des engagierten Spiels der lautten compagney BERLIN unter Wolfgang Katschner wirkt der knapp dreistündige Abend stellenweise langatmig. Die Inszenierung bietet wenig Abwechslung – dramaturgisch wie musikalisch –, sodass das Geschehen auf Dauer nicht vollständig fesselt. Besonders einige schrille Töne fielen unangenehm auf. Cesti kennenzulernen lohnt sich für Opernfreunde. Nun weiß man aus eigener Erfahrung, was einen erwartet. Das Publikum fand das unterhaltsame Stück ansprechend.
Harald Lacina, 10. Dezember 2025
L’Orontea
Antonio Cesti
Kammeroper des MusikTheaters an der Wien
Premiere: 2. Dezember 2025
besuchte Vorstellung: 7. Dezember 2025
Regie: Tomo Sugao
Dirigat: Wolfgang Katschner
lautten compagney BERLIN