Lieber Opernfreund-Freund,
im Bonner Opernhaus fand gestern zum nunmehr 12. Mal die festliche Operngala zu Gunsten der Deutschen AIDS-Stiftung. Nicht nur die anwesende Prominenz aus Politik und Gesellschaft hatte sich dazu in feinen Zwirn und prunkvolle Roben gehüllt und durften sich im ausverkauften Saal über ein buntes Potpourri vornehmlich italienischer Opernhits und zudem erstmals über royalen Besuch freuen.
GMD Dirk Kaftan eröffnet den Melodienreigen zusammen mit den Musikerinnen und Musikern des Beethoven Orchester Bonn mit einer schmissigen Version der Ouvertüre von Rossinis Il Barbiere di Siviglia, um gleich darauf einen der Stargäste des Abends, den international renommierten Bariton Franco Vassallo zu seinem Largo al factotum zu begleiten. Die junge, aus Florida stammende Kubanoamerikanerin Monica Conesa ist ein echter Nachwuchs-Star und setzt mit einem anbetungswürdig vorgetragenen Casta Diva einen ersten Glanzpunkt. Die beiden Künstler werden das Publikum nach der Pause noch mit der Vater-Tochter-Szene aus dem 3. Aida-Akt begeistern. Die Gast-Tenöre Ioan Hotea und Stefano La Colla reißen das Publikum anschließend mit Opernhits wie Una furtiva lagrima, Che gelida manina und natürlich Nessun dorma zu Begeisterungsstürmen hin.
Doch in Bonn setzt man an diesem Gala-Abend nicht nur auf internationale Gäste, auch das Ensemble präsentiert sich von seiner glanzvollsten Seite: Yannick-Muriel Noah bildet zusammen mit Stefano La Colla ein wahres Power-Duo in der Schlussszene aus Puccinis Tosca, Tobias Schabel trägt souverän die Arie des Fiesco aus Simon Boccanegra vor und Giorgos Kanaris ist ein zu Herzen gehender Rigoletto mit Cortigiani, vil razza dannata. Anna Princeva ist mir als Butterfly beim Un bel di vedremo noch ein wenig zu kehlig, findet aber im O mio babbino caro nach der Pause eine wunderbar unschuldige Süße. Und auch der Chor des Theaters Bonn lässt sich nicht lumpen und steuert den Gefangenenchor aus Verdis Nabucco zum Programm bei.
In Richtung Finale bewegt sich der Abend mit der Fledermaus-Ouvertüre gefolgt von einem androgyn wirkenden Nils Wanderer, der sich als Orlofsky gerne Gäste einlädt. Und die kommen prompt: Prinz Oliver I. und Bonna Maike I., das Bonner Prinzenpaar der Session 2024/25, statten der Gala einen Besuch ab. Den beiden gefällt es auf der Bühne so gut, dass sie gleich dableiben und beim Abschluss mitschunkeln, dem von Franco Vassallo, Stefano La Colla und Ioan Hotea vorgetragenen De Curtis-Schlager Ti voglio tanto bene sowie dem Brindisi aus La Traviata, zu dem sich noch einmal alle Sängerinnen und Sänger zusammenfinden.
Durch den Abend führt die bekannte Fernsehmoderatorin Bettina Böttinger mit Nonchalance und Witz, allerdings nicht immer hochkonzentriert: da wird Bariton Franco Vassallo als Tenor angekündigt und die Turandot Giuseppe Verdi zugeschrieben. Doch derlei ist geschenkt bei dem stimmungsvollen Abend, der am Schluss wirklich alle von den Sitzen reißt. Und schließlich geht es um mehr: die Eintrittspreise kommen der Deutschen AIDS-Stiftung zugute, die damit Projekte in der Region und außerdem die Initiative „Let‘s warm hearts“ der Stiftung „Impulse Ukraine“ unterstützt. Damit das noch besser gelingen kann, haben die Sängerinnen und Sänger dankenswerterweise auf eine Gage verzichtet.
Ihr
Jochen Rüth, 18. Januar 2025
12. Festliche Operngala zu Gunsten der Deutschen AIDS-Stiftung
17. Januar 2025
Musikalische Leitung: Dirk Kaftan
Beethoven Orchester Bonn