Mit einer italienischen Operngala mit hochkarätigen Gästen und beliebten Ensemblemitgliedern beschloss die Oper das Jahr am 31.12.2024 und stimmte am Neujahrstag auf das Jahr 2025 ein. Schauspieler Hanno Friedrich führte durch das Programm, diente als Statist und steuerte am Schluss echte italienische Pizzeria-Musik bei. Eigentlich hatte er – running Gag – nicht damit gerechnet, die vielen Opernszenen ansagen zu müssen, sondern sich auf Songs von Adriano Celentano und Al Bano eingestellt
Das Beethovenorchester unter der Leitung von Dirk Kaftan eröffnete den ersten Teil mit dem Vorspiel zu Verdis „Luisa Miller“. Gespielt wurden Arien und Szenen aus Opern von Giuseppe Verdi, Pietro Mascagni, Giacomo Puccini, Vincenzo Bellini und Gaetano Donizetti. Den Anfang machte Ensemblemitglied Tobias Schabel als Fiesco mit sonorem Bass mit der Arie „Il lacerato spirito“ mit Chor und dem Duett „Suona ogni labbro il mio nome“ mit Gaststar Franco Vassallo in der Titelrolle aus Verdis „Simon Boccanegra“.
Stargast Monica Conesa überzeugte mit ihrem Auftritt als Norma. Die große Arie der Norma mit Chor „Casta Diva“ aus Bellinis „Norma“ sang sie mit wunderbarem Legato, gefolgt vom Terzett „Oh, di qual sei tu vittima“ mit Dshamilja Kaiser als Adalgisa und Stefano la Colla als Pollione, peinlich berührt als Mann zwischen zwei Frauen, die aufgedeckt haben, dass er Norma, die von ihm zwei Kinder hat, mit Adalgisa betrügt. Dafür konnte La Colla als Kalaf mit „Nessun Dorma!“ umso mehr punkten. La Colla und Conesa sind als Gaststars für die Bonner „Tosca“ engagiert, auf die er mit „E lucevan le stelle“, der berühmten Arie des Cavaradossi kurz vor seiner Hinrichtung, richtig Lust machte.
Der zweite Teil begann spritzig mit der Ouvertüre zum „Barbier von Sevilla“, gefolgt von „Largo al factotum“, wo der Erzkomödiant Franco Vassallo mit sehr beweglichem Bariton als agiler Figaro den Moderator auf dem Barbierstuhl ganz schön einseifte. Vassallo wird in „La forza del destino“ zu sehen sein. Sehr angenehm berührte Katerina von Bennigsen mit „O mio babbino caro“ aus „Gianni Schicci“ mit Hanno Friedrich als Vater. Ihr lyrischer Koloratursopran wird in Bonn öfter zu hören sein, denn sie ist neues Ensemblemitglied und wird auch die Adina im „Elisir d´amore“ singen. Offizieller Höhepunkt des Programms war das Sextett „Chi mi frena in tal momento“ aus „Lucia di Lammermoor“ mit Katerina von Bennigsen (Lucia), Dshamilja Kaiser (Alisa), Mirko Roschkowski (Edgardo), Franco Vassallo (Enrico), Ralf Rachbauer (Arturo), Tobias Schabel (Normanno) und Chor und Extrachor der Bonner Oper in feinstem Belcanto. Es beginnt in dem Moment, in dem Lucia gerade frisch mit dem ungeliebten Arturo verheiratet ist, der tot geglaubte Edgardo aber gekommen ist, um ihr Eheversprechen einzulösen, das sie ihm vor seiner Flucht ins Ausland gegeben hat. In der szenischen Einrichtung von Alexandra Pape mit Bühnenbildern von Ansgar Baradoy mit Kostümen von Lilian Tschischkale und Lichteffekten von Boris Kahnert entstanden richtige Opernszenen mit dramatischen Kulminationspunkten der jeweiligen Oper. Charaktertenor Ralf Rachbauer ist neu im Ensemble und wird unter anderem als Mastro Trabucco in „La forza del destino“ auftreten.
Der groß besetzte Opernchor unter der Leitung von André Kellinghaus zeigte mit dem Gefangenenchor aus „Nabucco“ und der Ostersonntagsmesse „Regina Coeli – Inneggiamo, il signor non è morto“ aus „Cavalleria Rusticana“ in der Szene mit Djamilia Kaiser als Santuzza seine Vielseitigkeit. Stammgast Mirko Roschkowski, Liebling der Bonner Opernfreunde, rührte mit lyrischem Schmelz bei „Una furtiva lagrima“ aus Donizettis „Elisir d´amore“ das Publikum, Anna Princeva glänzte als Mimi und als Butterfly, und die neu ins Ensemble aufgenommene Katerina von Bennigsen konnte als Musetta und als Adina mit „O mio babbino caro“ und erst recht als Lucia punkten und machte neugierig auf den „Liebestrank“, der 2025 mit Bennigsen als Adina Premiere haben wird.
Letzter offizieller Programmpunkt war „Ti voglio tanto bene“ von Ernesto De Curtis, ein Schlager, den Mirko Roschkowski, Stefano La Colla und Franco Vassallo mit verteilten Rollen im Stil der drei Tenöre im Arrangement von Tim Jäkel mit opulenter Orchesterbegleitung schmetterten und das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinrissen.
Krönender Abschluss war, von allen gesungen, als Zugabe mit verteilten Rollen „Libiamo ne, lieti calici“ aus Verdis „La Traviata“, bei dem drei Violettas und drei Alfredos und der von André Kellinghaus einstudierte Chor die Festgesellschaft bildete.
Am Schluss kam Hanno Friedrich dann doch noch zu seinem italienischen Schlagerauftritt: Mit Gitarrenbegleitung und stilgerechtem Mikro sang er „Una festa sui prati“ – „Eine Feier auf der Wiese“ – von Adriano Celentano, wobei richtige italienische Schlager-Atmosphäre aufkam. Am Neujahrstag stimmte dann auch das Beethovenorchester ein, das Silvester den Einsatz verpasst hatte. Dafür klatschte das Publikum begeistert mit.
Die restlos ausverkauften Konzerte waren eine Werbeveranstaltung für die Bonner Oper, vor allem für den hervorragenden Opernchor und Extrachor, der unter André Kellinghaus perfekte Italianitá praktizierte, aber auch für die gut ausgewählten Gaststars und die bewährten und die neuen Ensemblemitglieder. Und natürlich für Dirk Kaftan und das Bonner Beethoven Orchester, bei dem einige Solostimmen besonders positiv auffielen.
Ursula Hartlapp-Lindemeyer, 4. Januar 2025
Besonderer Dank an unsere Freunde vom OPERNMAGAZIN
Italienische Operngala
Oper Bonn
Besuchte Vorstellungen: 31. Dezember 2024 und 1. Januar 2025
Opernchor unter der Leitung von André Kellinghaus
Dirigat: Dirk Kaftan
Beethovenorchester Bonn