Zürich, Konzert: „Bach: Magnificat“, Akademie für Alte Musik Berlin

Weihnachten kann kommen – vor allem wenn die festlichen Tage dermaßen erhebend angekündigt werden, wie mit dieser Aufführung von Bachs meisterhaftem Magnificat. Der mit einer wunderbaren Rundung der Tongebung und fantastischer Klangintensität aufwartende RIAS Kammerchor Berlin, die auf historischen Instrumenten spielende und mit immenser klanglicher Transparenz (und Schönheit!) aufwartende Akademie für alte Musik Berlin unter der Leitung von Justin Doyle und die vier Gesangssolisten Soraya Mafi, Sopran, Ulrike Malotta, Mezzosopran, Simon Bode, Tenor, und Stephan Loges, Bassbariton, machten dieses Magnificat BWV 243a, das mit den vier, teils deutschsprachigen, weihnachtlichen Einschubsätzen gespielt wurde, zu einem wunderbaren Erlebnis.

Im ersten, a capella gesungenen Einschubsatz Vom Himmel hoch, da komm ich her zeigte sich nicht nur die kunstvolle Tonsetzung Bachs, sondern auch die ebenso kunstvolle Formung des Tons und der Phrasierung durch den RIAS-Kammerchor, dessen Leitung Justin Doyle seit sieben Jahren innehat. Die Akademie für Alte Musik Berlin spielte im Magnificat in größerer Besetzung als in den beiden vor der Pause aufgeführten Kantaten, was die festliche Stimmung durch Pauke und Trompeten und den traumhaft schön gespielten Soli der Oboe (den leuchtenden Sopran von Soraya Malfi begleitend) und der Blockflöten (den mit erfüllender Wärme in den Saal strömenden Mezzosopran von Ulrike Malotta aufs Kunstvollste untermalend) noch erhöhte. Ganz ergreifend klang auch das Misericordia-Duett, gesungen von Ulrike Malotta und dem Tenor Simon Bode (der übrigens der Ehemann der Dirigentin Joana Malwitz ist, wie man dem Programmheft entnehmen konnte). Er beglückte mit seinem hell timbrierten, strahlkräftigen Tenor auch in seiner Solo-Arie. Der für den erkrankten Matthias Winckhler eingesprungene Stephan Loges sang mit weichem Ansatz, schön gestaltender Agilität und klang ausgesprochen angenehm im Ohr. 

Neben dem so festlich daherkommenden Magnificat wirkten die beiden vor der Pause aufgeführten Kantanten (Wachet auf, ruft uns die Stimme und Meine Seel erhebet den Herren) etwas blutleerer, obwohl auch sie natürlich mit bestechender Sorgfalt wiedergegeben wurden. Vor allem Justin Doyle vermochte auch bei den beiden Kantaten mit seiner engagierten Leitung zu begeistern und den historisch informiert spielenden Klangkörper der Akademie für Alte Musik zu dynamisch herrlich austarierter Spielweise zu führen. Dazu verschmolzen die Eröffnungs- und Schlusschoräle des RIAS-Kammerchores mit dem Orchester zu einem faszinierenden Ganzen. Ein besonderes Lob verdient hier auch noch das beglückende, bereichernde und warme Spiel der Solocellistin. 

Foto vom Rezensenten

Die Kantaten und das berühmte Magnificat von Johann Sebastian Bach sind ein unschätzbarer Kosmos: Sie entführen das Publikum in eine eigene Welt. Das Hörerlebnis wird noch intensiviert, wenn sie aufgeführt werden von einem der besten Chöre der Gegenwart und einem Orchester, das diese Musik auf höchstem Niveau beherrscht: dem RIAS Kammerchor und der Akademie für Alte Musik Berlin. (Text des Veranstalters Hochuli Konzert)

Kaspar Sannemann, 20. Dezember 2024


Johann Sebastian Bach:
Kantate «Wachet auf, ruft uns die Stimme» BWV 140
Kantate «Meine Seel erhebt den Herren» BWV 10
Magnificat Es-Dur BWV 243a mit vier weihnachtlichen Einlagesätzen

Tonhalle Zürich

Konzert am 16. Dezember 2024

Musikalische Leitung: Justin Doyle 
RIAS Kammerchor Berlin
Akademie für Alte Musik Berlin