Wiener Staatsoper, 16.04.2018
Ein Abend, der gute Laune macht
Mit „Stravinsky Violin Concerto“ von George Balanchine wird der Vierteiler eröffnet, ein wahrhaft virtuoses Stück, nicht nur für die Tänzer, sondern auch für das Orchester. Konzertmeisterin Albena Danailova spielt energisch und souverän die Passagen in der 7. Lage aufwärts, beherrscht die Doppelgriffe; und besonders schöne Cantilenen gibt es im 3. Satz. Dazu glänzt das Wiener Staatsballett durch Präzision, allen voran die geschmeidige Ketevan Papava mit dem kraftvollen Eno Peci und die lieblich-melancholische Liudmila Konovalova mit dem energiegeladenen Mihail Sosnovschi (sichtlich in Höchstform durch die vergangenen Abderachman- und bevorstehenden Puck-Vorstellungen). Souverän ist auch das Corps de Ballet (besonders positiv: Dumitru Taran und Richard Szabo).
Ein bravouröses Rollendebüt als Haupttänzerin in George Balanchine’s „Thema und Variationen“ gab die junge Solotänzerin Nikisha Fogo, die nicht nur mühelos ihre blitzsaubere, flinke Technik ausspielt (und dafür mehrmals Szenenapplaus erntet), sondern auch die anspruchsvolle Choreographie auskostet und mit einem sympathischen Selbstbewusstsein zum Besten gibt. Bei dieser hervorragenden Leistung hofft man auf weitere Hauptpartien für sie. Ihr kongenialer Partner Denys Cherevychko ermöglicht ihr traumhaft schöne Hebefiguren und brilliert in seinen Variationen mit sauberen Pirouetten, mühelosen Sprüngen und jugendlichem Charme. Ebenfalls brillant sind die Halbsolisten-Paare (Rollendebüt bei Sveva Gargiulo, auffallend gut Francesco Costa und Rikako Shibamoto), sowie das harmonische Corps de Ballet. Tosender Applaus, nicht zuletzt auch für die schwungvolle Musik von Peter Iljitsch Tschaikowsky, man geht beglückt in die Pause.
Teil 2 wurde mit John Neumeiers „Bach Suite drei“ eröffnet, hervorragend getanzt vom Hauptpaar Maria Yakovleva und Roman Lazik, sowie dem zweiten Paar Fiona McGee (eine sehr begabte Tänzerin, aktuell noch im Corps de Ballet) und Richard Szabo, sowie drei luxuriös besetzten weiteren Paaren (geschmeidig: Ioanna Avraam, Alice Firenze und Natascha Mair, und kraftvoll: Leonardo Basilio, Dumitru Taran und Alexandru Tcacenco). Besonders bewundernswert ist deren Körperbeherrschung in den zeitlupenartigen, ästhetischen Bewegungen.
Last but not least wird mit „The Concert“ von Jerome Robbins ein herrlich-komödiantisches Werk geboten. Pianist Igor Zapravdin spielt die wunderschöne Musik von Frédéric Chopin nicht nur schwungvoll, sondern erweist sich auch als guter Schauspieler, der zum Schluss des Stücks die Tänzer mit einem Schmetterlingsnetz zu fangen versucht.
Mit Auftrittsapplaus wird das Comeback von der Ersten Solotänzerin Irina Tsymbal gefeiert, die nach der Babypause erneut mit Ausdrucksstärke und Eleganz glänzt – diesmal in der humoristischen Rolle der Ballerina, die ihr ideal liegt: gekonnt überzeichnet sie die affektierten Momente mit einer entzückenden Mimik, elegant schwebt sie als Schmetterling geradezu schwerelos über die Bühne. Eno Peci zeigt sich nach dem virtuosen Balanchine von einer ganz anderen Seite, sein komisches Talent kommt in der Rolle des Ehemanns ideal zur Geltung (nebenbei tanzt er flink und sauber) und einer der besten Momente des Stücks ist wohl der „Hitchcook“-Auftritt mit dem Messer. Als Ehefrau debütierte Gala Jovanovic mit einer starken Bühnenpräsenz, ebenso gab es für Trevor Hayden als schüchterner Jüngling ein gelungenes Rollendebüt. Céline Janou Weder überzeugt als energische Frau und sorgt für zahlreiche Lacher gemeinsam mit ihren fünf Kolleginnen im „Valse“.
Die Künstler wurden alle mit frenetischem Applaus gefeiert, sehr grosses Lob gilt auch Dirigent Kevin Rhodes und dem Orchester der Wiener Staatsoper, die selbstverständlich Strawinsky, Tschaikowsky, J. S. Bach und Chopin an einem Abend stilgerecht spielen.
Folgevorstellungen: 3. und 5. Mai 2018
Katharina Gebauer 18.4.2018
Bilder (c) Staatsballett