PR Rheydt am 19.1.
Mazeppa – Fallen in Love
Einen schlimmen Anblick bot der Blick in den Saal des Theaters Mönchengladbach: nicht einmal halb gefüllt war er, und das auch noch bei einer Premiere. Keine effektive Werbung des Hauses für Tschaikowskys Meisterwerk? Dem wurde vom Theaterdienst heftig widersprochen: Die „Einheimischen“ kämen erst dann in die Oper, wenn die Lokalzeitungen gut berichtet hätten. Lesen die Leute denn nichts von den blendenden Rezensionen der Premiere in Krefeld 2012 in der lokalen Presse und in den Online-Magazinen? Schauen sie nicht die Theater-Webseite und in die mit Lobenshymnen nahezu vollgestopfte Presseabteilung des Hauses?
Sogar den OPERNFREUND-STERN, als besondere Auszeichnung von Europas meistgelesenem Opernmagagzin, hatte die Produktion bekommen.
So verloren sich die Premierenabonnenten und Getreuen des Hauses im weiten Rund, man konnte sichtoptimierend andere Plätze einnehmen, die Akustik war ungedämpft, vom Platz des Rezensenten in der Mitte dritte Reihe ohne jegliche Zuschauer davor war nicht nur der Blick optimal, sondern auch ein ungemein plastisches Hörerlebnis der blendend aufgelegten Niederrheinischen Symphoniker unter ihrem GMD Mihkel Kütson im wahrsten Sinne des Wortes zu goutieren; jede Instrumentengruppe was einzeln zu orten, ein auch phonetisch tolles Klangbild!
Es macht wenig Sinn, die beiden in unserem OPERNFREUND erschienenen Rezension der Kollegen Peter Bilsing und Martin Freitag (bitte etwas runterscrollen zum Nachlesen!) mit anderen Worten noch einmal aufzukochen, da alle Mitwirkenden auch zuvor in Krefeld aufgetreten waren; so scheinen sich die Inszenierung und das Orchester richtig gut warm gelaufen zu haben.
Hilfreich ist auch ein Klick auf die Seite der Presseabteilung der Oper. Den vielen guten Worten ist wirklich nichts hinzuzufügen: eine sehr glaubhafte, nicht überzogene und kitschfreie, durchgängig hochspannende Inszenierung von Helen Malkowsky, ganz großartige Sänger/Darsteller-Leistungen, ein perfekter Chor, dazu persönliche Rührung, Schrecken und Mitfühlen, Bewunderung der Stimmen, Rückenschauer und Gänsehaut, und langer jubelnder Applaus mit ganz vielen Bravos. Das Fachpublikum wusste schon sehr gut, was es da gerade an Großem erlebt hatte in der sogenannten „Theaterprovinz“. Davon könnten sich viele nachbarschaftliche Opernhäuser eine dicke Scheibe abschneiden! Das ist vorbildliches Musiktheater – auch ohne die ganz berühmten Namen.
Der Rezensent gesteht freimütig, vorab ein wenig in die Kritiken geschaut zu haben. Das war in diesem Fall zweifellos ein Fehler, da das unmittelbare Erlebnis und die Überraschung wohl sonst noch intensiver gewesen wären. Gerne berichtet er aber auch, dass "Mazeppa" – von ihm vorher noch nicht live erlebt – auf dem Wege ist, seine bisherige Lieblingsoper "La Traviata" (bitte nicht ginsen) vom angestammten Platz zu verdrängen. Die CD ist schon bestellt, Karten für eine weitere Aufführung sind geordert. Man kann jedem nur nachdrücklich zu einer Reise nach Mönchengladbach-Rheydt raten, solange das Werk noch läuft…
Michael Cramer 21.1.14
Bilder: Vereinigte Bühnen