Vorstellung am 02.03.2019
Perfektion bis in die Fingerspitzen
Auch die 242. Vorstellung von Rudolf Nurejews „Schwanensee“ erfreute sich eines ausverkauften und frenetisch jubelndem Zuschauerraums.
Unumstrittener Star des Abends war die Erste Solotänzerin Liudmila Konovalova. Das ist eine Odette, die mit ästhetischer Melancholie bis in die Fingerspitzen (oder Flügelspitzen) ihre technische Perfektion auskostet, und mit leicht gesenktem Blick eine verletzliche, aber doch stolze Schwanenkönigin dem Publikum näher bringt. Als verführerische und berechnende Odile hingegen lächelt sie geradezu triumphierend, während sie kraftvoll die italienischen Fouettés am Ende der Variation meistert (das Publikum jubelt begeistert), und dreht die unzähligen Pirouetten in der Coda makellos. Mit Roman Lazik, dessen letzte Schwanensee-Serie schon fast zehn Jahre (November 2009) zurückliegt, hat sie einen hervorragenden Partner. Lazik, der schon allein vom Erscheinungsbild ein Prinz Siegfried ist, reüssiert mit edler Haltung, zeigt sich nobel-fadisiert von den üblichen Feiern am Hof und lässt sich danach umso mehr sowohl von Odette, als auch von Odile mitreissen. Darstellerisch hat er in den letzten Jahren sehr gewonnen und setzt auch die Zurückhaltung in den Pas de deux gekonnt ein.
Als Zauberer Rotbart überzeugt Andrej Teterin mit starkem Flügelschlag, Oxana Kiyanenko ist sowohl eine elegante Königin, als auch gemeinsam mit Adele Fiocchi, Katharina Miffek und Gala Jovanovic ein ansehnliches grosses-Schwäne-Quartett. Die vier kleinen Schwäne (Nina Tonoli, Elena Bottaro, Rikako Shibamoto und Eszter Ledan) tragen ebenfalls zu einer gelungen Vorstellung bei. Leichtfüssig tanzen Anita Manolova und Rikako Shibamoto die Gefährtinnen des Prinzen, federnde Sprünge gibt es von Scott McKenzie und Richard Szabo zu bewundern. Einmal mehr steht ausser Diskussion, dass die verschiedenen Besetzungen (und nicht nur die Hauptrollen) ein sehr hohes Niveau bieten.
Schwungvoll und gefällig gelingen die Charaktertänze im 3. Akt, wie z.B. der spanische Tanz (Zsofia Laczko, Alaia Rogers-Maman, Alexis Forabosco und Kamil Pavelka), oder der neapolitanische Tanz (entzückend: Anita Manolova und Richard Szabo), der polnische Tanz (Alena Klochkova und Alexandru Tcacenco) und natürlich der temperamentvolle ungarische Tanz mit einer vor Energie sprühenden Nina Tonoli und Géraud Wielick.
Ein grosses Lob gilt auch dem harmonischen Corps de Ballet, welches bei aller Präzision bei 32 Schwänen immer noch einen eleganten Fluss zu zeigen vermag, und dass man nicht als Tanzroboter „erstarrt“.
Den grössten Applaus gab es wieder für das Orchester der Wiener Staatsoper und den „Schwanensee“-erfahrenen Dirigenten Paul Connelly.
Katharina Gebauer 5.3.2019
Bilder (c) Staatsballett
Folgevorstellungen 5.3. und 8.3.2019 mit Kiyoka Hashimoto und Vadim Muntagirov