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Genf: „Tristan und Isolde“, Richard Wagner

Richard Wagners Idealvorstellung vom Gesamtkunstwerk war die Verschmelzung mehrerer Künste (in seinem Fall von Text und Musik, deshalb verwendete er ja auch für seine Musikdramen ausschließlich eigene Dichtungen). Jeglicher Firlefanz (wie Chortableaus oder brutalistische szenische Effekte) war Wagner zuwider; er strebte eine konzentrierte Fokussierung auf das Drama an. Und genau diesen Ansatz . . .

Stuttgart: „Der Freischütz“, Carl Maria von Weber

Mit einer absoluten Kult-Produktion startete die Stuttgarter Staatsoper in die neue Spielzeit: Auf dem Programm stand die bereits 44 Jahre alte Inszenierung von Webers Freischütz in der Regie von Achim Freyer. Und wieder einmal vermochte sie nachhaltig zu begeistern. In den über vier Jahrzehnten ihres Bestehens hat sie nichts von ihrer Originalität und Frische eingebüßt. Freyers gelungene . . .

Dresden, Konzert: „Schumann, Bruckner“, Wiener Philharmoniker unter Thielemann

Zu einem Sonderkonzert der Wiener Philharmoniker mit den jeweils ersten Symphonien von Robert Schumann und Anton Bruckner hatten die Dresdner Musikfestspiele ihr Stammpublikum am 17. September des Jahres in den Konzertsaal des Kulturpalastes eingeladen. Das Dirigat des Konzertes hatte Christian Thielemann übernommen. – Es waren Robert Schumanns glücklichsten und schaffensreichsten . . .

Düsseldorf: „Nabucco“, Giuseppe Verdi

Nachdem Giuseppe Verdi mit seiner Opera buffa Un giorno di regno ein großes Fiasko erlebt hatte und ihn zu dieser Zeit auch einige private Schicksalsschläge schwer belasteten, entschloss er sich 1841 nach anfänglicher Ablehnung doch zur Komposition von Nabucco. Aus heutiger Sicht ist seine dritte Oper vielleicht der Beginn einer ganz besonderen Komponistenkarriere, denn bis heute gehören . . .

Bremerhaven: „Turandot“, Giacomo Puccini

Die drei Rätsel, die die Prinzessin Turandot in Giacomo Puccinis Oper Turandot stellt, werden vom Prinzen Calaf zwar gelöst, aber rätselhaft bleibt in der Inszenierung von Philipp Westerbarkei trotzdem vieles. Das beginnt mit dem Schauplatz: Von einem China aus märchenhaften Zeiten ist nicht viel zu sehen, eher weht mit einem Art déco-Stil der 1920er Jahre ein Hauch von Babylon Berlin über . . .

Bayreuth: „Muera cupido“, Nuria Rial & Fahmi Alqhai

Spanisches Barock? Da denkt man an prachtvoll ausgestattete Kirchen, in denen der Horror vacui herrscht, an riesige Königspaläste und an die Orgeln, deren Pfeifen wie Maschinengewehre in die Luft ragen – aber auch an die ausgemergelten Heiligen Zurbarans und die blutbeschmierten Karfreitagsprozessionen. Spanisches Barock: das ist auch ein in Kerzenlicht getauchtes katholisches Mysterium, von . . .

Weimar: „Salome“, Richard Strauss

Die biblische Geschichte von der Hinrichtung Johannes’ des Täufers durch König Herodes um das Jahr 30 war Ausgangs­punkt des Schau­spiels „Salome“ von Oscar Wilde. 1905 brachte Richard Straus seine darauf basierende einaktige Oper gleichen Titels heraus. Ein Skandalstück, das zum Welterfolg wurde. Am Deutschen Nationaltheater Weimar kam nun eine Neuinszenierung des Stücks heraus, das . . .

Innsbruck: „Liebesgesang“, Georg Friedrich Haas

Das Tiroler Landestheater, aufgrund der finanziellen Einbußen im Abo-Verkauf und der künstlerischen Ausrichtung des Spielplans durch die seit einem Jahr engagierte Intendantin Irene Girkinger zuletzt im Fokus negativer Berichterstattung, startet die Abo-Saison gewagt, nämlich mit der Oper „Liebesgesang“ von Georg Friedrich Haas nach einem Libretto von Händl Klaus. Das . . .

Luzern: „Mendelssohn, Beethoven, Debussy, Ravel“, Rotterdam Philharmonic unter Lahav Shani

Es waren nicht Sinfonische Dichtungen im engeren Sinne, welche das Rotterdam Philharmonic Orchestra unter der Leitung seines energiegeladenen Chefdirigenten Lahav Shani für sein Gastspiel beim Lucerne Festival im Gepäck hatten, wohl aber drei Tongemälde, welche auf ihre ganz unterschiedliche Art und Weise enormes suggestives Potential beinhalteten. Mendelssohn, Debussy und . . .

Lübeck: „Prokofjew, Martin, Mussorgski“, Philharmonisches Orchester unter Stefan Vladar

So nett und rückwärtsgewandt kommt sie daher, die Klassische von Sergei Prokofjew, so schmiegsam und Nachmittags-Teetisch-tauglich. Aber ist sie das wirklich oder hat sich der ansonsten eher unbequeme Komponist da einen Scherz erlaubt? „Klassisch“ nannte er das Werk nach eigener Aussage, „erstens, weil es so einfacher war; zum anderen in der Absicht, die Philister zu ärgern, und . . .

Buchkritik: „Der perfekte Faschist – Eine Geschichte von Liebe, Macht und Gewalt“, Victoria de Grazia

„Macht macht sexy“ – anders könnte man sich die Ehe einer aufstrebenden amerikanischen Opernsängerin jüdischen Glaubens mit einem italienischen Militärangehörigen und engen Vertrauten Mussolinis auf den ersten Blick nicht erklären. Aber so einfach ist es dann doch nicht. – Da ist auf der einen Seite der 1882 in Mailand geborene Attilio Teruzzi, schon als Kind eitel, von Mutter . . .