Rhein/Ruhr: Tops und Flops – „Bilanz der Saison 2024/25″

Bei den Rückblicken mit regionalen Schwerpunkten blicken wir nach dem Theater Bremen, dem Stadttheater Bremerhaven und dem Oldenburgischen Staatstheater heute auf die Region Rhein/Ruhr mit dem Aalto Theater Essen, der Oper Köln, dem Theater Bonn und der Deutschen Oper am Rhein.


Beste Produktion (Gesamtleistung):
Parsifal – Aalto Theater Essen. Musikalisch hervorragend, ein besonderes Bühnenbild und ein passender Inszenierungsansatz von Roland Schwab. Der Chor ließ Wünsche offen und die technischen Pannen der Premiere trübten das Gesamtbild, aber dennoch ein sehenswerter Abend.

Größte Enttäuschung:
Eine Frau von Format – Oper Köln – mühsam hochgejuxte Belanglosigkeit mit einem Konzept, das zuerst sich selbst gefällt.

Entdeckung des Jahres:
The Listeners – Aalto-Theater Essen.  Tolle Musik, guter Plot und eine exzellente Umsetzung. Ein Beweis, dass neues Musiktheater nicht nur aus verquasten Kopfgeburten bestehen muss.

Beste Gesangsleistung (Hauptpartie):

  • Ensemble: Bettina Ranch gibt als Kundry im Essener Parsifal szenisch wie gesanglich ein beeindruckendes Rollenportrait ab.
  • Gast: Allison Oakes lässt in Titelpartie der Kölner Elektra keine Wünsche offen und präsentiert sich als phantastische Strauss-Interpretin.

Beste Gesangsleistung (Nebenrolle):

  • Beniamin Pop als Pope in Schostakowitsch Lady Macbeth von Mzensk an der Deutschen Oper am Rhein wertet diese kleine Rolle durch seinen Gesang und sein herrlich groteskes Spiel auf.
  • Manuel Günther singt den David in den Meistersingern von Nürnberg der Oper Bonn mit erfrischender Leichtigkeit und beachtenswerter Textverständlichkeit

Nachwuchssänger des Jahres:
Richard Glöckner beweist großes komödiantisches Talent als Baron Pista in Eine Frau von Format an der Oper Köln. Eine Idealbesetzung für die leichten Tenorpartien des Operetten- und Musicalfachs.

Bestes Dirigat:
Peter Rundel bändigt auf beeindruckende Art und Weise die von Philippe Manoury herbeigerufenen Klangmassen in Die letzten Tage der Menschheit – ein höchst akkurates Dirigat, dass neben allem Organisieren die Emotionalität nicht vermissen lässt.

Beste Regie:
Vieles war gut, aber wirklich umgehauen hat mich eigentlich in dieser Saison nichts.

Bestes Bühnenbild:
Pierro Vinciguerra erfindet für den Essener Parsifal eine beeindruckende Raumlösung, die effektvoll und atmosphärisch ist.

Beste Chorleistung:
Der Chor der Oper Köln manövriert sich klangschön und akkurat durch die Tücken der Partitur in Manourys Die letzten Tage der Menschheit.

Größtes Ärgernis:
Der Ausblick in die kommende Spielzeit, in der die Zahl spannender Produktionen recht überschaubar bleibt.


Die Bilanz zog Sebastian Jacobs.