OF-Schnuppe: „Die Frau ohne Schatten“ verstümmelt in Bonn

Was früher bahnbrechend war, muss es heute nicht mehr sein. Das ist bei vielen Dingen so. Auch Peter Konwitschny ist nun wirklich schon lange im Geschäft und zeigt mit der Frau ohne Schatten am Theater Bonn, dass er in seiner 209. Inszenierung scheinbar jeden Respekt vor Werk und Publikum verloren hat. Was bleibt, ist ein zerstückeltes und gekürztes Werk, dem eine mühsam aufoktroyierte, dramaturgische Kopfgeburt von Handlung jeglichen Reiz raubt. Wäre der Abend provozierend, wäre er irgendwie herausfordernd, wäre er interessant – dann könnte man über alles reden, auch über Striche. Aber nein, provozierend ist hier wenig, schlüssig leider auch. Die alte Regel, dass, wenn man besser als das Original sein will, das auch einlösen sollte, gilt auch hier. Aber so bleibt ein Abend, an dem man das Publikum um einen großen Teil der Musik bringt und langweilt, ein Abend, den man besser andernorts hätte verbringen können. Meine Begleitung kam zu dem Schluss: „Das einzig gute an den Strichen ist, dass man sich diese Inszenierung nicht vier Stunden anschauen musste“. Recht hat sie. Es gibt sicherlich Werke, zu denen dieses Konzept und dieses berechtigte Anliegen besser gepasst hätte. Man würde sich wünschen, dass die Verantwortlichen in Bonn diesen Murks einstampfen und die Oper dann lieber konzertant spielen. 

Sebastian Jacobs, 18. November 2025

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