Gastspiel-Aufführung im Stadttheater Fürth am 17.03.2015, Premiere am 25.10.2012
Das GP München begeistert mit einer heiteren komischen Oper
Die komische Oper „Don Pasquale“ in der Regie von Brigitte Fassbaender bekommen wir heute im Stadttheater Fürth zu sehen und zu hören. Von der ursprünglichen Besetzung ist praktisch nicht mehr viel übriggeblieben, die Inszenierung kommt nunmehr nach der Premiere am 25. Oktober 2012 und der Wiederaufnahme am 29. März 2014 in Fürth zum 30ten auf die Bühne. In München fast immer ausverkauft, bleibt auch in Fürth bei der heutigen Vorstellung kaum ein Platz frei. Die ehemals weltberühmte Mezzosopranistin Brigitte Fassbaender hat die unterhaltsame Komödie mit viel Gespür für ihre Sänger inszeniert. Man merkt in jedem Augenblick, dass sie selbst viele Jahrzehnte auf der Bühne gestanden war und dadurch natürlich viele Fehler verhindern kann, die sie selbst früher erleben oder auch ertragen musste. Sie will unterhalten, tiefgründige psychologische Deutung ist nicht ihr Ding – und dies ist auch gut so. Ihre Personenführung ist locker und geht nicht in die Tiefe, sie will unterhalten und dies gelingt ihr in jedem Fall.
Das Publikum geht mit, lehnt sich zurück, entspannt und lässt sich von der Musik gefangen nehmen – sicher kein schlechter Ansatz für eine komische Oper. Das mit recht einfachen Mitteln gefertigte Bühnenbild von Bettina Munzer, die auch für die recht unterhaltsamen bunten Kostüme zuständig ist, ist zwar kein großer Wurf, lenkt aber auch nicht von der Handlung und der Musik ab. Ein hoher Raum, ein von der Decke herabschwebender Amor, alles in Blau gehalten und mit einfachen Mitteln erstellt. Und hier kann sich die Geschichte des alten, nach Liebe schmachtenden, im Endeffekt recht tragischen Don Pasquale entwickeln. Dr. Malatesta zieht die Fäden und gaukelt dem armen Don Pasquale, ja manches Mal bekommt man schon Mitleid mit ihm, ein zartes keusches Wesen in Person von Norina vor, die sich unmittelbar nach der Verbindung mit Don Pasquale, jedenfalls glaubt er dies, als verschwenderisches, selbstsüchtiges Persönchen herausstellt. Sie erreicht dadurch, dass Don Pasquale, nur um sie endlich wieder loszuwerden, seinem Neffen Ernesto zu seiner geliebten Norina, die auch ihm von Herzen zugetan ist, verhilft. Am Ende sind (fast) alle zufrieden und Don Pasquale sieht ein, dass die große Liebe nicht in sein kleinkariertes spießbürgerliches Leben hineinpasst und das es besser für ihn ist, wenn er auch weiterhin alleine bleibt.
Das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz wird von Oleg Ptashnikov geleitet, und er macht seine Sache ausgesprochen gut. Das Orchester spielt ohne Fehl und Tadel und der Dirigent ist sehr sängerfreundlich, das heißt, er deckt diese nicht mit üppigen Klangwogen zu, sondern lässt die Stimmen erblühen und er erreicht dadurch, dass sie eben durch diese Zurücknahme des Orchesters auch entsprechend zur Geltung kommen können. Der Chor, der von Jörn Hinnerk Andresen gut einstudiert ist, ist stets präsent und wartete insgesamt gesehen mit einer ausgezeichneten Leistung auf.
Der Don Pasquale wird von Noé Colin gegeben und bei ihm schwanke ich in der Beurteilung ein wenig hin und her. Er hat einen schönen noblen weichen, fast zurückhaltenden Bass, dem mir aber für die Rolle die Schwärze und vor allem auch die Wucht fehlen. Darstellerisch bietet er eine überragende Leistung, in jeder Geste, in jeder Mimik verkörpert er die tragisch komische Gestalt des Don Pasquale ungeheuer glaubwürdig. Er beherrscht, wann immer er auftritt, die Bühne und ist stets präsent. So gesehen sicher eine sehr gute Leistung, die vom Publikum teilweise auch am Ende mit frenetischem Beifall gewürdigt wird. Vittorio Prato bringt den verschlagenen gewitzten Dr. Malatesta auf die Bühne und er macht dies stimmlich und darstellerisch ausgezeichnet. Sein voller runder Bariton weiß sich durchzusetzen und die Szene mit zu beherrschen. Er bringt auch dieses Wechselspiel zwischen Freundschaft und Verschlagenheit auf den Punkt. Als Norina weiß Anna Virovlansky zu überzeugen. Ihr klarer, sauberer in allen Lagen gut geführter Sopran gefällt ebenso wie ihr Spiel, vor allem der Wechsel von der schüchternen, zurückhaltenden, frommen und sparsamen sowie strebsamen jungen Frau hin zur verschwenderischen und alle Dinge des Lebens bis zur Neige auskostenden Lebedame ist exzellent gelungen. Auch hier ein Publikum, welches nicht mit dem entsprechenden Beifall geizt. Als Ihr Geliebter Ernesto kann man Jesús Àlvarez mit klangvollem, hellen, hohen und tonschönem Tenor erleben, eine schöne Leistung, wenn er mir auch ab und zu einmal mir etwas gebremstem Schaum auftritt. Christa Schneider passt sich mit einer guten Leistung als ein Notar dem insgesamt überzeugenden Ensemble an. Entspannt geht man aus der Oper nach Hause, man hat ein paar Stunden den Alltagssorgen entfliehen können und sich entspannt köstlich unterhalten – und das ist schon sehr viel.
Manfred Drescher, 26.03.2015
Fotos: Eigenaufnahme MDr / Thomas Dashuber