Das Theater Freiburg, Intendant Peter Carp, hat mit seiner Produktion „Der Freischütz“ einen Volltreffer erzielt.
In der Inszenierung des Regieensembles „Showcase Beat Le Mot“ entsteht auf der Bühne eine absolut neue Sichtweise auf den Freischützen: Der Chor und die Statisten sind mit einem Car auf der Reise nach einem Gastspielort. Die Solisten reisen mit dem Flugzeug, getrennt von den Komparsen und Chorleuten. Der Bus hat eine Panne und steckt irreparabel im Wald fest. Was ist zu tun? Die Theaterleute beschliessen, hier im Wald „Der Freischütz“ zu spielen und singen. So
entsteht der neue Blick auf das Werk von Carl Maria von Weber.
Die Ouvertüre wird durch ein Video der Busfahrt visualisiert. Dann hebt sich der Vorhang und der Bus steht im Wald, die Spielerinnen und Spieler diskutieren was tun sei. Dann steht der Entschluss fest: Wir machen den ‘Freischützen’ ohne Solisten, ohne Stars, so wie wir das Werk sehen.
Das Regieteam hat für diese Produktion eine neue Dialogfassung geschaffen, um der gezeigten Situation gerecht zu werden. Das Libretto von Friedrich Kind wurde für die musikalischen Parts unverändert übernommen, genau wie die Komposition Webers nicht verändert wurde. Die Produktionsleitung hatte das Le Mot Mitglied Olaf Nachtwey. Das Dramaturgie Team setzte sich zusammen aus Tatjana Beyer, Annika Hertwig und Ann-Christine Mecke. Ihre Arbeit zeugt von grossem Einfühlungs-vermögen, gepaart mit Professionalität und sorgfältigem Vorgehen.
Als Max steht Roberto Gionfriddo auf der Bühne. Sein schauspielerisches Talent kommt in dieser Produktion voll zum Tragen, spielt er doch einerseits den verliebten, aber vom Glück verlassenen Max und andererseits das im Wald gestrandete Chormitglied. Seine Intonation, seine Diktion ebenso wie seine Mimik und Gestik sind in jeder Situation perfekt. Agathe, seine grosse Liebe, wird gesungen und gespielt von Caroline Melzer. Ihre Freundin und Genossin singt Janina Staub. Beide überzeugen durch perfekte Mimik und Gestik, singen in jeder Lage mit hervorragender Intonation und Diktion und schaffen auch hohe Lagen mit Gefühl und der subtil angepassten Lautstärke.
Als Kaspar, Eremit und Bruce Lee ist auf der Bühne zu sehen und hören: Jin Seok Lee. Auch er überzeugt auf der ganzen Linie. Martin Müller-Reisinger: Die Doppelrolle als Busfahrer und Samiel, quasi der rote Faden in der Geschichte von Showcase, ist für sein schauspielerisches Talent eine Herausforderung, welche er mit Bravour meistert.
In weiteren Rollen zu sehen und hören: Als Ottokar Juan Orozco und als Kuno Yunus Schahinger, Kilian wird interpretiert vom Chormitglied Pascal Hufschmid.
Der Opernchor und Extrachor des Theater Freiburg brillierte mit hervorragender Diktion und Intonation. Generell waren Diktion sowohl in der Dialogfassung als auch im Gesang durchwegs optimal, die Verständlichkeit sehr gut. (Nur die Dialoge werden mit Mikrophonen unterstützt). Das Philharmonische Orchester Freiburg wies in seiner Spielweise bis zur Pause doch einige Mängel auf, etwas was sonst in Freiburg nicht die Regel ist. An was es lag, konnte ich nicht feststellen. Nach der Pause war die Stimmung und der Abgleich der Instrumente auf dem gewohnten Qualitätsniveau. Das Dirigat, Dirigent war Johannes Knapp, nahm Rücksicht auf die Sängerinnen und Sänger. Das tiefgestaffelte Bühnenbild von Antonia Kamp und René Fusshöller schluckte doch einiges von der Lautstärke.
Das zahlreich erschienene Publikum verdankte die Leistung des gesamten Teams auf, unter und hinter der Bühne mit dem verdienten, langanhaltenden Applaus.
Peter Heuberger, 23. Oktober 2022
Dafür auch unseren OPERNFREUND-Stern
Carl Maria von Weber – „Der Freischütz“ / Premiere am 2. Oktober 2022 Theater Freiburg
Inszenierung: Showcase Beat Le Mot
Musikalische Leitung: Johannes Knapp
Philharmonisches Orchester Freiburg