Dernière am 26.01.2019
Atemberaubend schön
Zum Abschluss der erfolgreichen „Sylvia“-Serie kam grösstenteils noch einmal die Premièrenbesetzung zum Zug (anstelle von Denys Cherevychko, welcher am Folgetag die Première von „Coppélia“ tanzte, war Jakob Feyferlik als Aminta zu erleben).
Atemberaubend schön trifft vor allem auf die Leistung der 1. Solotänzerin Nikisha Fogo zu, für welche Ballettdirektor Manuel Legris die Titelpartie kreierte. Und es sind nicht nur die „technischen“ Momente, wo sie in einer rasanten Geschwindigkeit ihre Pirouetten dreht, oder mit einer souveränen Gelassenheit ihre Balancen auskostet, oder mit einer Mühelosigkeit eher zu fliegen, als zu springen scheint, sondern sie gestaltet die Rolle facettenreich, charmant, mit einer ansteckenden Freude beim Jagen, aber genauso verletzlich, wenn sie sich in Aminta verliebt und verführerisch, wenn sie Orion betrunken macht.
Fogo ist eine junge, ausdrucksstarke, enorm begabte Ballerina, die voll Energie sprüht und die triumphierende Freude am Tanzen mit dem Publikum teilt, eine Ballerina, die in ihrer Einzigartigkeit das Wiener Staatsballett bereichert! Mehrmals erntet sie Szenenapplaus, nicht zuletzt auch für eine besonders beeindruckende Hebefigur mit Mihail Sosnovschi (ein Eros, wie man ihn sich besser nicht vorstellen könnte, sehr wohl schalkhaft und sprungfreudig, aber vor allem auch ein erfahrener Tänzer mit Ausstrahlung). Jakob Feyferlik verleiht dem Hirten Aminta einen lyrisch-edlen Charakter (man freut sich schon auf seine kommenden Hauptpartien), und ist ein harmonischer Partner für Nikisha Fogo. Ideal passend dazu der energische Orion von Davide Dato, dessen kraftvolle Sprünge immer wieder aufs Neue begeistern, der aber sehr wohl zu Beginn des 2. Aktes zeigt, dass er Sylvia nicht nur aus Machtgier entführt hat, sondern dass auch „Bösewichter“ ein Herz haben können.
Ein weiteres Highlight des Abends ist die majestätische Diana (Ketevan Papava) – auch eine Göttin kann eine harte Schale und einen weichen Kern haben, dies zeigt sie vortrefflich in den Szenen mit dem schönen Jüngling Endymion (James Stephens), und wenn sie Orion erschiesst. Dumitru Taran als brillanter Faun und Rikako Shibamoto als liebliche Najade, sowie die souveränen Jägerinnen (Elena Bottaro und Alice Firenze), das gute Laune verbreitende Trio von Bäuerin, Bauer und kleinem Hirten (Sveva Gargiulo, Géraud Wielick und Scott McKenzie) und die geschmeidigen nubischen Sklavinnen (Anita Manolova und Fiona McGee) ergänzen den Reigen der Solisten optimal.
Grosses Lob verdient auch das Corps de Ballet, welches stilsicher und harmonisch agiert. Und unter der schwungvollen Leitung von Kevin Rhodes spielt das Orchester der Wiener Staatsoper die idyllische Musik von Léo Delibes, dass es zum Ohrenschmaus wird.
Bilder (c) Staatsballett
Katharina Gebauer 31.1.2019