Wien: Pressekonferenz Wiener Staatsballett

Die Saison 2021/22 wurde am 17. Juni 2021 von Ballettdirektor Martin Schläpfer, Chefdramaturgin Anne do Paço und der kaufmännischen Direktorin Mag. Simone Wohinz vorgestellt. Zu Beginn der Pressekonferenz begrüsste Gerald Stocker die Anwesenden und merkte an, dass die nun zu Ende gehende Saison 2020/21 alles andere als wie geplant verlaufen ist – aus bekannten Gründen.

Ballettdirektor und Chefchoreograph Martin Schläpfer hat für 2021/22 ein vielseitiges, vielschichtiges Programm zusammengestellt, welches sowohl klassisches Handlungsballett, Postmoderne, als auch Uraufführungen beinhaltet, deckt doch das Wiener Staatsballett alle Genres ab. Ebenso wies Schläpfer darauf hin, wie wichtig die Vielseitigkeit ist, um auch international unter den grossen Compagnien auf sich aufmerksam machen zu dürfen. Das Publikum wird 4 Uraufführungen erleben (bzw 5, da die Premiere von Mahlers 4. Symphonie im Dezember 2020 wegen der Corona-Massnahmen nur als Stream gezeigt werden konnte).

Die erste Premiere „Im Siebten Himmel“ findet am 14. November 2021 an der Wiener Staatsoper statt und beinhaltet „Marsch, Walzer, Polka“ von Martin Schläpfer, eine Uraufführung von Marco Goecke, sowie „Symphony in C“ von George Balanchine. Letzteres ist bereits im Repertoire des Wiener Staatsballetts, für die Neueinstudierung wird die Balanchine-Expertin Patricia Neary nach Wien geholt. Schläpfer merkte an, dass er immer wieder auf die Neoklassik zurückkommen möchte, und wie wichtig die Attacke und Freiheit in der Führung der Technik bei Balanchine ist. Marco Goecke, welcher bereits für das Ballett am Rhein choreographierte, gibt sein Debüt in Wien – Schläpfer: „Goecke ist einer derjenigen, der in den letzten Jahren zu einer derart eingezirkelten, konsequenten Bewegungssprache gefunden hat, wie das ganz selten vorkommt, und die einzigartig dasteht.“ Zu dem für das Ballett Mainz kreierte „Marsch, Walzer, Polka“ wird Susanne Bisovsky neue Kostüme entwerfen.

Die 2. Premiere, „Liebeslieder“, ist für den 14. Jänner 2022 an der Wiener Staatsoper angesetzt und wird drei neue Werke von Robbins, Childs und Balanchine zum Besten geben. Eröffnet wird der Abend mit „Other dances“ von Jerome Robbins – ursprünglich kreiert für Natalia Makharova (Schläpfer: Die Ballerina mit den schönsten Armen) und Mikhail Baryshnikov. „Concerto“ von Lucinda Childs ist ebenfalls ein Hausdebüt, erstmals ist eine Choreographie von Childs an einem Abend mit Robbins und Balanchine zu erleben. „Liebeslieder Walzer“ bindet Mitglieder des Opernstudios ein, am Klavier vierhändig sind Jendrik Springer und Sarah Tysman zu erleben. Martin Schläpfer betonte hier auch die Wichtigkeit, die Sparten zu verbinden und auf Augenhöhe mit allen Mitwirkenden zu arbeiten.

Am 30. April 2022 gibt es die nächste Uraufführung von Martins Schläpfers abendfüllendem Werk „Die Jahreszeiten“ (Musik von Joseph Haydn), auch hier sind Solistinnen und Solisten und Chor der Wiener Staatsoper involviert, dirigieren wird Giovanni Antonini, welcher aktuell bis 2032 (Haydn-Jahr) das Gesamtwerk von Joseph Haydn einspielt. Hier plant Schläpfer eine grosse Besetzung, sowohl mit Staatsopern-, als auch Volksopern-Tänzern.

Die für Jänner 21 geplante Premiere von „Brahms, ein deutsches Requiem“ wird ab dem 30. September 2021 an der Wiener Volksoper zu sehen sein, die zweite Premiere ebenda gibt es am 2. Februar 2022, unter dem Titel „Begegnungen“. Hier werden „24 Préludes“ von Alexei Ratmansky, eine Uraufführung vom mehrfach preisgekrönten Halbsolisten Andrey Kaydanovskiy, sowie eine Uraufführung von Martin Schläpfer zu erleben sein. Die 3. Ballett-Premiere an der Wiener Volksoper, „Kontrapunkte“, vereint „Grosse Fuge“ von Anne Teresa De Keersmaker, „Duets“ von Merce Cunningham und „Four Schumann Pieces“ von Hans van Manen. Schläpfer erwähnte bei dieser Gelegenheit noch den 90. Geburtstag von Hans van Manen.

Zu den Sonderprogrammen zählen „Plattform Choreographie“ an der Wiener Volksoper (16. Juni 2022), für welche es eine Extra-Pressekonferenz geben wird – soviel sei schon verraten, es wird einige Choreographien von Tänzerinnen und Tänzer des Wiener Staatsballetts geben, und die Tradition des Ballettclubs fortgeführt – dem Ballettclub und seiner Botschafterin Ingeborg Tichy-Luger ist es übrigens zu verdanken, dass Andrey Kaydanovskiy als Choreograph entdeckt wurde. Schläpfer wies auf die Wichtigkeit der Nachwuchsförderung hin, und dass vor allem zeitgenössische Tänzerinnen und Tänzer früher „die Seite wechseln“, indem sie selbst Choreographien kreieren.

Das zweite Sonderprogramm ist die „Nurejew Gala“, das Format des ehemaligen Ballettdirektors Manuel Legris, welches seit 2011 jährlich stattgefunden hat. Schläpfer führt dieses Format nun alle 2 Jahre fort: „Es ist wichtig, fortzusetzen, was Erfolg hat, was Sinn macht. Nurejew ist ein wichtiger Mann für Wien, für den Tanz grundsätzlich.“ In der Nurejew Gala 2022 werden Werke von Balanchine, Béjart, Schläpfer, Leon/Lightfoot, Van Manen, aber auch die Klassiker „Le Corsaire“ und „Paquita“, sowie ein Flamenco Tänzer zu erleben sein. Bei Maurice Béjarts „Lieder eines fahrenden Gesellen“ gibt es ein Wiedersehen mit Friedemann Vogel.

Insgesamt geplant sind 57 Vorstellungen an der Staatsoper und 33 Vorstellungen an der Volksoper.

Im Repertoire bleiben die Handlungsballette „Onegin“ (John Cranko), „Schwanensee“ (Nurejew), „Giselle“ (Tschernischova), sowie an der Volksoper „Peter Pan“ (Orlic).

Weitere Produktionen sind die am 26.6.21 stattfindende Premiere „Tänze, Bilder, Sinfonien“ mit Werken von Balanchine, Ratmansky und Schläpfer, sowie die im Mai und Anfang Juni mit grossem Erfolg gespielte Premiere „Suite of Dances“ mit Werken von Robbins und Balanchine, ebenso die im Dezember gestreamte Premiere „Mahler, Live“ mit Werken von Hans van Manen und Martin Schläpfer.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Vermittlung, und die Kontaktaufnahme mit dem Publikum, so wird es nach grossem Zuspruch vor fast jeder Vorstellung Werkeinführungen geben, ebenso Einführungsmatineen, Ballettwerkstätten und Tanzpodien, eine Gesprächsreihe im Gustav Mahler Saal, wo u.a. auch Gespräche mit Christiana Stefanou und Brigitte Stadler geplant sind.

Sobald es mit den Corona-Massnahmen vereinbar ist, wird es auch wieder Open Classes geben. Auch das Tanzlabor unter der Leitung von Christina Winkel wird heuer wieder stattfinden, diesmal zum Thema „Bilder einer Ausstellung“.

Personelle Veränderungen gibt es ebenfalls in der Company: 1. Solotänzerin Nina Polakova wurde als Ballettdirektorin nach Bratislava berufen, 1. Solotänzer Robert Gabdullin beendet seine aktive Karriere und wird Ballettpädagoge. Neu engagiert an deren Position sind Hyo-Jung Kang aus dem Stuttgarter Ballett und Alexey Popov aus dem Bayerischen Staatsballett. Aus der Ballettakademie werden 4 Mitglieder ins Corps de Ballet aufgenommen.

Zum Schluss berichtete Mag. Simone Wohinz noch den statistischen Überblick. Bis zum Tag der Pressekonferenz fanden in der Saison 2020/21 pandemiebedingt 17 Vorstellungen an der Staatsoper, 10 Vorstellungen an der Volksoper statt. Die Besucherzahl ist mit 89,78% an der Staatsoper und 77,08% an der Volksoper sehr erfreulich und trotz Lockdown wurde ein breites Publikum, nicht zuletzt auch durch den Stream von „Mahler, Live“ erreicht.

Last but not least: Auch durch den Ballettclub https://www.wiener-staatsoper.at/ballettclub/, der seit dem Direktionsantritt von Martin Schläpfer in die Staatsoper integriert wurde, konnten wichtige Investitionen, wie z.B. Physiotherapie für die Tänzerinnen und Tänzer ermöglicht werden. Ebenso setzt sich der Ballettclub für die Förderung von jungen Choreographinnen und Choreographen ein. Interessierte können gerne mit Frau Ingeborg Tichy-Luger Kontakt aufnehmen.

Katharina Gebauer