Premiere (UA): 3. Mai 2019, besuchte Aufführung: 29. Mai 2019
Nach den Handlungs-Balletten TEWJE, ROBIN HOOD und TOD IN VENEDIG zeigt das Theater Basel auf der grossen Bühne das neueste Werk von Richard Wherlock.
Die Musik liess Wherlock als Auftragswerk von den britischen Musikern Antony Genn und Martin Slattery komponieren. Ihre Komposition ist eine hervorragende Synthese zwischen Rockmusik und Klassik, zwischen Romantik und Minimal Music. Cluster wie bei Philip Glass werden eingesetzt, dann wiederum harte Beats und Perkussion. Dazu immer wieder die Instrumente aus der klassischen Musik. Aus dieser Mischung resultiert ein Sparten übergreifendes musikalisches Werk:
Rockband verstärkt mit Sinfonieorchester? Sinfonieorchester verstärkt durch Rockband?
So genau ist dies nicht zu definieren. Unter der Stabführung von Thomas Herzog musizierten im Orchestergraben das Sinfonieorchester Basel (SOB) und die britischen Musiker Antony Genn, Martin Slattery und Johnny Tomlinson. Und für einmal hörten die zahlreich erschienen Ballettfreunde das Sinfonieorchester elektronisch verstärkt über Lautsprecher.
Dazu ist anzumerken, dass das Team von Tonmeister Robert Herrmann, Cornelius Bohn, Christof Stürchler und Denim Szram, eine herausragende Arbeit lieferte. Nie zu laut, nie zu leise und professionell abgemischt. So darf im Theater elektronische Verstärkung eingesetzt werden!
Es ist immer wieder eine Freude, die Tänzerinnen und Tänzer des Ballett Theater Basel auf der Bühne zu sehen. Ihre Arbeit zeugt von einem intensiven täglichen Training, einem hervorragenden Einfühlen in die Intentionen des Choreografen/Regisseurs und einer professionellen Auffassung ihrer Kunst, ihrer Performance vor dem Publikum. Es wäre vermessen, einzelne Tänzerinnen, einzelne Tänzer speziell hervorzuheben. Alle KünstlerInnen auf der Bühne tragen zum Gelingen das ihrige bei, keine mehr, keine weniger. Nur das gesamte Team kann eine derartig hochkarätige Produktion zum Leben erwecken, dem Publikum näher bringen. Daher ein lautes, gross geschriebenes: "BRAVI" !
Die Bühne wurde von Bruce French entworfen und stellt prinzipiell ein griechisches Amphitheater dar. French hat in Basel schon einige Bühnen gebaut, darunter auch die Bühnenaufbauten für die Ballette Tewje, Robin Hood und Tod in Venedig. Der Aufbau für Error wurde vom Choreografen bis zuoberst ausgenützt für kleine Feinheiten in der Regie und der Lichtführung.
Und diese Lichtführung hat es in sich: Entworfen wurde sie vom israelischen Lichtdesigner Yaron Abulafia. Sparsam war dieser Entwurf nicht, aber die Wirkung war, zusammen mit der Musik und der Arbeit der Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne überwältigend. Ausgefeilt bis ins letzte Detail begreift man, dass Abulafia international über zweihundert Produktionen weltweit beleuchtet hat.
Die Kostüme wurden von der Engländerin Catherine Brickhill gezeichnet. Diese sind modern, aber dennoch irgendwie zeitlos im Stil und könnten auch im antiken Griechenland so getragen worden sein. Es ist dies nach über zwanzig Jahren in der Modebranche ihre erste Arbeit als Kostümbildnerin. Die Dramaturgie, bei dieser Produktion keine leichte Sache, besorgten Gregor Acuña-Pohl und Bettina Fischer.
Das begeisterte Publikum belohnte die Arbeit der Tänzerinnen und Tänzer, der Musiker und des Dirigenten mit langanhaltendem stürmischem Applaus.
Peter Heuberger 30.5.2019