Regensburg: „La Bohème“

Besuchte Aufführung: 19. 3. 2014 (Premiere: 7. 12. 2013)

Phantastische Mimi!

Eine größtenteils ausgezeichnete Alternativbesetzung der neulich an dieser Stelle bereits ausführlich besprochenen Regensburger „Bohème“ in der gelungenen Inszenierung von Johannes Pölzgutter, dem Bühnenbild von Nikolaus Webern und den Kostümen Janina Ammons lockte erneut zum Besuch dieser Aufführung. In gesanglicher Hinsicht fiel sie sogar noch besser aus als die eine Woche zuvor. Wieder einmal wurde offenkundig, über was für ein phantastisches Sängerensemble das Regensburger Theater doch verfügt. Da hat manche/r das Zeug zu einer ganz großen Karriere.

Anna Pisareva (Mimi)

Das gilt in erster Linie für die wunderbare Anna Pisareva, die zu den ersten Sopranistinnen des Regensburger Hauses gehört. Nachdem sie neulich bereits als Musetta einen ausgezeichneten Eindruck hinterließ, vermochte sie nun als Mimi noch mehr zu begeistern. Schon der Fakt, dass sie beide Partien in ein und derselben Produktion nebeneinander singen kann, zeugt von den ausgeprägten technischen Fähigkeiten dieser Sopranistin. Sie ging in der Rolle der Mimi voll auf und gestaltete sie mit allen ihr zu Gebote stehenden stimmlichen Mitteln. Und das waren wahrlich nicht wenige. Mit ihrem in allen Lagen gleichermaßen perfekt ansprechenden, warmen, farben- und nuancenreichen Sopran bester italienischer Schulung, einer einfühlsamen Linienführung sowie einer hohen, sehr emotional eingefärbten Ausdrucksintensität zog sie alle Facetten ihrer dankbaren Partie, zu deren ersten Vertreterinnen sie gehört. Ihr Wechsel an ein größeres Haus wird angesichts ihrer phänomenalen Leistung wohl nur noch eine Frage der Zeit sein.

Anna Pisareva (Mimi), Seymur Karimov (Marcello)

Frau Pisarevas hohes Niveau erreichte Aurora Perry trotz eines angenehm klingenden, solide sitzenden Soprans als Musetta nicht ganz. Yinjia Gong vermochte an diesem Abend in der Partie des Rodolfo seine hochkarätige Leistung vom 12. 3. sogar noch zu überbieten. Wieder genesen war Seymur Karimov, der einen ebenfalls prachtvoll italienisch fokussierten, klangvollen und edel timbrierten Bariton für den Marcello mitbrachte und dem zuzuhören Freude bereitete. Ihm stand der den Colline herrlich sonor und tiefgründig singende Jongmin Yoon in nichts nach. Ein Versprechen für die Zukunft gab wieder der Schaunard des jungen Matthias Wölbitsch ab, der seinen Bariton indes manchmal noch etwas tiefer hätte stützen können. Tobias Hänschke gab die Doppelrolle des Benoit und des Alcindoro wie eine Woche zuvor, wobei er als Hauswirt jetzt eine Weihnachtsmannmütze trug. Mikhail Kuldyaev wertete mit bestens verankertem Bass die winzige Partie des Sergeanten auf. Besser im Körper hätte der Parpignol von Rai-Joo Kim singen können. Trefflich präsentierte sich der von Alistair Lilley einstudierte Chor. Am Pult wiederholte GMD Tetsuro Ban seine famose Leistung vom 12. März.

Ludwig Steinbach, 21. 3. 2014
Die Bilder stammen von Martin Sigmund.