Musikalischer Hochgenuss
Nach erfolgreichen Aufführungen in Düsseldorf und einer Ausstrahlung auf 3sat feierte Martin Schläpfers „b.32 – Petite Messe Solennelle“ an diesem Wochenende eine stark umjubelte Premiere im Duisburger Opernhaus. Zum Werk der „Petite Messe“ von Rossini hat Kollege Michael Cramer in seiner Besprechung der Düsseldorfer Aufführung (http://deropernfreund.de/duesseldorf-12.html) ja bereits ausführlich berichtet, so dass hier ein Verweis auf diese Kritik empfohlen werden kann, zumal sich die Eindrücke der Duisburger Premiere doch sehr mit diesem Text überschneiden.
Ebenfalls empfohlen werden kann allen Besuchern auch die Werkeinführung jeweils 30 Minuten vor Aufführungsbeginn mit Dramaturgin Anne do Paco, hier erfährt man nicht nur interessante Hintergründe zu den Ideen der Choreographien, die dem Zuschauer sonst wahrscheinlich verborgen geblieben wären, sondern auch, dass man ursprünglich plante, das Werk mit den beiden im Hause vorhandenen Konzertflügeln zu spielen, dann aber feststellen musste, dass diese das Harmonium übertönten und man sich auf die Suche nach den passenden Instrumenten machen musste. Fündig wurde man hier mit zwei hervorragend originalrestaurierten Pleyel-Flügel aus dem Jahr 1857, ein Blick in der Pause in den Orchestergraben lohnt sich daher. Ein lohnenswertes Engagement, denn musikalisch liefern Wolfgang Wiechert und Dagmar Thelen an besagten Flügeln und Patrick Francis Chestnut am Harmonium einen wunderbaren Klang, der dem Ohr wahrhaft schmeichelt. Auch Sarah Ferede (Sopran), Susan Maclean (Alt), Ovidiu Purcel (Tenor) und Torben Jürgens (Bass) zeigten sich stimmlich stark am Premierenabend, abgerundet wird die musikalische Seite vom Chor der Deutschen Oper am Rhein in 24köpfiger Besetzung unter der Leitung von Gerhard Michakski.
Hinsichtlich der Choreographie hat Martin Schläpfer einige wunderbare Szenen entwickelt, die andeuten, warum die Ballettcompagnie der Oper am Rhein erst neulich wieder zur „Ballettcompagnie des Jahres“ gewählt wurde. Auch tänzerisch sehr anspruchsvolle Choreographien wirken sehr synchron und sehenswert. Im ersten Akt wird vor allem das Dorfleben einer kleinen italienischen Gemeinde gezeigt, hierzu entwarf Florian Etti einen abstrakten Raum, den man nicht nur als Marktplatz, sondern durch die großen Bögen durchaus auch als sakralen Raum werten kann. Nach der Pause wendet sich das bunte Treiben dann etwas mehr einer eher spirituellen Ebene zu. Eine durchgängige Handlungsebene sucht der Zuschauer aber leider auch beim b.32 wieder vergebens, was nichts an der Qualität der gebotenen Leistungen ändert.
Diese wurde am Ende auch im nahezu ausverkauften Opernhaus entsprechende mit sehr langem Applaus für alle Beteiligten gefeiert, so dass man hier sicher von einem gelungen Ballettauftakt in Duisburg in der noch jungen Spielzeit sprechen kann.
Markus Lamers, 15.10.2017
Fotos: © Gert Weigelt