Bad Ischl: „Clo-Clo“

Vorstellung: 11. 8. 2019

Lehár-Festival in Bad Ischl mit Operetten-Ausgrabung

Das heurige Lehár-Festival in Bad Ischl wartete mit einer sensationellen Wiederentdeckung einer Operette auf: „Clo-Clo“ von Franz Lehár. Die Uraufführung des Werks fand im Jahr 1924 in Wien statt, die Deutsche Erstaufführung noch im selben Jahr in Berlin, die englische Fassung bereits 1925 in London. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand „Clo-Clo“ aus dem Operetten-Repertoire. Die bisher letzte Aufführung im deutschsprachigen Raum fand 1971 an der Staatsoperette Dresden statt.

Die Handlung der Operette, deren humorvolles Libretto der ungarische Autor Béla Jenbach schrieb, kurzgefasst: Clo-Clo Mustache ist eine berühmte Pariser Varieté-Sängerin, die allen Männern den Kopf verdreht. Unter ihren vielen Verehrern ist auch der Bürgermeister von Perpignan, zu dem sie liebevoll Papá sagt. Eines Tages bittet Clo-Clo ihn schriftlich um finanzielle Hilfe. Der Brief mit der Anschrift Mon cher Papáerreicht jedoch seine Gattin, was den Bürgermeister und seine vermeintliche Tochter in reichliche Turbulenzen verwickelt.

Die Aufführung von „Clo-Clo“ fand im Kongress- & Theaterhaus Bad Ischl am 10. und 11. August 2019 in halbszenischer Form (Inszenierung: Markus Kupferblum, Bühnenbild und Kostüme: Toto) statt, wobei als Moderator der deutsche Schauspieler Frank Voß agierte. Alle – Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner sowie Moderator – hatten an der Wiederentdeckung der komödiantischen Operette großen Anteil.
Mit einer geradezu sensationellen Leistung wartete die österreichische Sopranistin Sieglinde Feldhofer in der Titelrolle als Tänzerin und Varieté-Sängerin „Clo-Clo“ auf. In jeder Szene begeisterte sie sowohl stimmlich durch ihren hellen Sopran wie darstellerisch durch ihre erotisch wirkende Gestik und Mimik das Publikum. Eine Idealbesetzung! Am Schluss der Vorstellung gab sie – quasi als „Zugabe“ – noch eine erst kürzlich durch Zufall entdeckte Arie aus der Operette zum Besten, die man als „Pamphlet auf die Polizei“ bezeichnen könnte.

Ihr fast ebenbürtig war der deutsche Bariton Gerd Vogel als Bürgermeister von Perpignan. Mit seiner starken und ausdrucksvollen Stimme und seinem humorvollen Spiel reizte er des Öfteren das Publikum zu Sonderapplaus. Die Rolle seiner Ehegattin spielte die österreichische Sopranistin Susanna Hirschlergleichfalls sehr komödiantisch. Auf humorvolle Weise nimmt sie ihre „überraschende Mutterrolle“ an und kämpft um die Liebe ihres Mannes.

Sympathisch agierte der deutsche Tenor Daniel Jenz als Maxim de la Vallé, der schließlich mit Erfolg um die Hand von Clo-Clo wirbt. In einer kleineren Rolle als Klavierlehrer Chablis stellte der deutsche Schauspieler und Tenorbuffo Ricardo Frenzel Baudisch seine komödiantische Ader unter Beweis. Als Polizist Petipouf konnte der junge österreichische Bariton Matthias Störmer die Lachmuskeln des Publikums immer wieder strapazieren, auch wenn er ein wenig zu stark outrierte.

Stimmkräftig und auch komödiantisch agierte der Chor des Lehár-Festivals Bad Ischl (Einstudierung: Gerald Krammer). Das Franz Lehár-Orchester, das von Marius Burkert sehr temperamentvoll geleitet wurde, brachte die reizvolle Partitur der Operette klangvoll zum Erblühen, womit es einen großen Anteil an der Wiederentdeckung dieses Meisterwerks hat.

Das von der Lehár-Operette restlos begeisterte Publikum belohnte am Schluss alle Mitwirkenden mit nicht enden wollendem Beifall und vielen Bravorufen. Besonders gefeiert wurde verdientermaßen die „Clo-Clo“-Darstellerin Sieglinde Feldhofer!

Udo Pacolt, 13.8.2019

Besonderen Dank an unseren Kooperationspartner MERKER-online (Wien)

Bilder (c) Foto Hofer

PS: Im nächsten Jahr stehen die beiden Operetten „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán und „Frau Luna“ von Paul Lincke auf dem Programm. Dazu wird der 150. Geburtstag von Franz Lehár mit der Uraufführung von „Dein war mein ganzes Herz“ von Jenny W. Gregor gefeiert. Man darf gespannt sein!