Dass ein Opernhaus sich so um eine ganze Epoche verdient macht, sich traut gleich eine Vielzahl gänzlich in Vergessenheit geratener Stücke wieder auf den Spielplan zu nehmen, wie es die Bonner Oper getan hat, das kommt selten vor. Über drei Spielzeiten kamen unter dem Titel „Fokus ’33“ Werke von Komponisten wie Schreker, Meyerbeer, Strauss, Schönberg, Franchetti u.a. auf den Spielplan und begeisterten in der individuellen Umsetzung mal mehr oder mal weniger den Zuschauer. Stücktitel wie beispielsweise Leonore 40/45, Asrael oder Der singende Teufel waren seit Jahrzehnten auf keiner Bühne zu sehen. Daher verdient das Projekt, das mit einer Vielzahl ergänzender Veranstaltungen und wirklich umfassenden, ausgesprochen lesenswerten Programmheften flankiert wurde, den Opernfreund-Stern. Wer sich traut, der Bohème und Fledermaus-Flut zu trotzen, wer ausgräbt und Vergessenem neues Leben einhaucht, der beweist auch, dass er an die Zukunft der Oper glaubt. Als Opernfreund ist man dem Bonner Haus für diese beachtliche Leistung und diesen Kraftakt zutiefst dankbar.
Sebastian Jacobs / Jochen Rüth 17. Dezember
Zur Kritik der jüngsten Inszenierung des Projekts (Moses und Aron)
Umfassende Informationen zu dem Projekt finden sich hier.