Basierend auf dem gleichnamigen Kultfilm aus dem Jahr 1984 feierte das Musical Footloose von Dean Pitchford (Songtexte / Buch) und Tom Snow (Musik) 1998 seine Uraufführung am New Yorker Broadway. Als Grundlage für die Geschichte dient eine wahre Begebenheit in Elmore City im Bundesstaat Oklahoma, wo seit dem Jahr 1889 ein Verbot öffentlicher Tanzveranstaltungen galt, gegen das sich 1980 die Abschlussklasse der örtlichen Highschool erfolgreich erhob. Im Musical zieht Ren McCormack mit seiner Mutter von Chicago in die Kleinstadt Bomont, nachdem sein Vater die beiden verlassen hat. Seit fünf Jahren ist dort das Tanzen verboten. Grund hierfür ist, dass mehrere Jugendliche nach einem tragischen Unfall ihr Leben verloren. Seit diesem schrecklichen Ereignis ist in der amerikanischen Kleinstadt nichts mehr wie zuvor und Reverend Shaw Moore ist fest entschlossen, die Heranwachsenden der Stadt durch übermäßige Kontrolle vor jeglichem Unheil zu schützen. Rockmusik, Alkohol und Tanzen sind deshalb strengstens verboten. Der tanzbegeisterte Ren, eckt entsprechend schnell mit dem Reverend und den Dorfbewohnern an, schließt allerdings nach und nach Freundschaft mit Gleichgesinnten, die sich in Bomont gefangen und erdrückt fühlen. Statt beim Tanzen mal etwas Dampf ablassen zu können, stauen sich die Emotionen in den Jugendlichen zu einem teilweise explosiven Cocktail zusammen.
Das relativ junge Unternehmen Showslot schickt Footloose seit Anfang dieses Jahres auf eine ausgiebige Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, die seit dem 19. März 2024 im Duisburger Theater am Marientor Station macht. Zwar kommt die Musik bei dieser Produktion leider vom Band, dafür ist die Besetzung wirklich sehenswert. Als Ren McCormack steht Raphael Groß auf der Bühne, der vor allem durch seine stimmige Interpretation des Alfred im Tanz der Vampire bekannt wurde. Er verkörpert den rebellischen Großstadtjungen sehr treffend und sein Zusammenspiel mit der Pfarrerstochter Ariel, ganz wunderbar in Schauspiel und Gesang Helena Lenn in dieser Rolle, weiß zu gefallen. Insbesondere ihr Duett Wie im Märchenland berührt den Zuschauer. In der höchsten Liga spielen auch die bekannten Musicaldarsteller Kerstin Ibald und Carl van Wegberg als Ehepaar Ehepaar Vi und Shaw Moore, die ihre Rollen sehr differenziert auslegen. Insbesondere das innere Leiden des Reverend Moore bring van Wegberg sehr überzeugend auf die Bühne. Ein echtes Glück, wenn man im Rahmen dieser Tournee einen solch hervorragenden Darsteller als Walk-In für den ebenfalls bekannten Ethan Freeman einsetzen kann. Auch die diversen Nebencharaktere sind durchweg stark besetzt. Insbesondere der Niederländer Martijn Smids kann in der humorigen Rolle des schüchternen Muttersöhnchens Willard Hewitt, nicht nur bei seinem Solo Mama sagt, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Allgemein kann die Besetzung mit vielen jungen und talentierten Darstellern in Kombination mit etablierten Musicaldarstellern beim Zuschauer punkten.
Die Regie von Manuel Schmitt, der regelmäßig große Opern an bekannten Opernhäusern wie dem Musiktheater im Revier, der Deutschen Oper am Rhein oder der Oper Frankfurt inszeniert, setzt auf einen emotionalen Tiefgang, indem er seinen Fokus auf die handelnden Personen legt. Natürlich werden auch die erwarteten Tanzszenen eingestreut, die sich aber vor allem auf die aus dem Film bekannten Hits wie Holding Out for a Hero, Let´s Hear it for the Boy oder eben Footloose fokussieren. Insbesondere der bekannte Hit von Bonnie Tyler ist hierbei ein ganz wunderbarer Farbakzent im ersten Akt, der sich ansonsten aber, und das ist neben der bereits erwähnten Besetzung ein weiterer großer Pluspunkt der Produktion, darauf konzentriert die Geschichte der Jugendlichen in Bomont zu erzählen. Schmitt sieht in Footloose mehr als ein reines Tanzmusical, so dass sich eine wunderbare Mischung ergibt. Durch die sehr plaziert eingesetzten Ensemblenummern (Choreographie: Timo Radünz), kommen diese noch mehr zur Geltung. Zu Gute kommt dem Stück auch, dass abgesehen von den erwähnten großen Hits aus dem Film die handlungstragendenden Songs in deutscher Sprache in der Fassung von Hauke Jensen daher kommen. Ob es wie bei Jemand schaut zu darum geht, dass man in dem kleinen Ort unter ständiger Beobachtung der Mitmenschen lebt oder man sich irgendwie doch alleine fühlt, fast alle Lieder des Abends vermitteln an diesem Abend einen Hauch von modernem Broadway-Musical, in denen eine wunderbare Geschichte erzählt wird. Dazu gesellt sich ein tourtaugliches Bühnenbild von Mara Lena Schönborn, bei dem man bei genauerer Betrachtung viele wunderbare Details entdecken kann.
Insgesamt kann man diese Produktion von Footloose jedem Musicalfreund trotz der fehlenden Livemusik ans Herz legen. Einmal mehr zeigt Showslot, dass man auch in Deutschland sehr wertige Tourneen veranstalten kann, die mit einer hervorrangeder Cast, einer durchdachten Inszenierung und einem passenden Bühnenbild punkten können.
Markus Lamers, 21. März 2024
Footloose
Musical von Tom Snow (Musik) und Dean Pitchford (Buch)
Theater am Marientor, Duisburg
Tour-Premiere: 26. Januar 2024 im Metropol Theater, Bremen
Besuchte Vorstellung: 19. März 2024
Inszenierung: Manuel Schmitt
Musikalische Leitung: Hans Tilmann Rose
Weiter Aufführungen bis Anfang Mai in Duisburg, Salzburg, Stuttgart, Leipzig, Bochum, Saarbrücken, Hildesheim, Hamburg, Berlin, Zürich und Basel