Bremen/Bremerhaven/Oldenburg: Tops und Flops – „Bilanz der Saison 2024/25

Bei den Rückblicken mit regionalen Schwerpunkten bleiben wir nach dem Schleswig-Holsteinische Landestheater Flensburg und Rendsburg und dem Theater Kiel im Norden und blicken heute auf das Theater Bremen, das Stadttheater Bremerhaven und das Oldenburgische Staatstheater.


Beste Produktion (Gesamtleistung):
Mit My Fair Lady in der Inszenierung von Toni Burkhardt  ist dem Stadttheater Bremerhaven ein Abend voller Witz und Tempo gelungen. Beste Unterhaltung auf hohem Niveau mit einer stimmigen Besetzung.

Größte Enttäuschung:
Bei Béatrice et Bénédict von Hector Berlioz wurde am Bremer Theater ein musikalisches Juwel szenisch unter Wert verkauft. In der mitunter banalen Regie von Susanne Lietzow und mit den neuen, oft albernen und pseudophilosophischen  Dialogen von Nina Maria Metzger wurde die Spieldauer auf knapp drei Stunden aufgebläht. Schade, denn musikalisch war alles vom Feinsten.

Entdeckung des Jahres:
Eine Uraufführung ist immer eine Entdeckung. Das Bremer Theater brachte die Oper Wellen von Elmar Lampson nach dem gleichnamigen Roman von Eduard von Keyserling heraus. Die Musik besteht mit ihren Vor-, Zwischen- und Nachspielen zu einem sehr großen Teil aus reiner Orchestermusik. Fast könnte man das Werk als Sinfonie mit obligaten Gesangsstimmen bezeichnen. Diese Musik wurde Yoel Gamzou und die Bremer Philharmoniker mit teils scharfer, teils opulenter Klangentfaltung überzeugend realisiert.

Beste Gesangsleistung (Hauptpartie):
Gastsänger Christopher Sokolowski konnte am Bremer Theater als Lohengrin mit seinem männlich timbrierten Tenor  alle Voraussetzungen für die Partie erfüllen, die er bis zum Ende mit Glanz und ohne Ermüdung durchstand.

Ebenfalls am Bremer Theater konnte Michal Partyka als Jago in Verdis Otello mit unglaublicher Intensität überzeugen. Seine ausgeprägte Kunst der Charakterisierung machte seinen Jago zum Ereignis..

Beste Gesangsleistung (Nebenrolle):
Victoria Kunze ist eine der vielseitigsten Sängerinnen im Bremerhavener Ensemble. Auch als Liu in Turandot traf sie mit ihrem beseelten Gesang mitten ins Herz. Ihre Selbstopferung aus Liebe war überzeugend und berührend.

Bestes Dirigat:
Marc Niemann am Pult des Philharmonischen Orchesters Bremerhaven musizierte Puccinis Turandot einerseits so wuchtig und andererseits so fein differenziert, dass keine Wünsche offen blieben. Seine dynamische und stimmige Interpretation machet einmal mehr deutlich, zu welchen Höchstleistungen ein kleines Haus wie das Stadttheater Bremerhaven fähig ist.

Beste Regie:
Frank Hilbrichs deprimierende Sicht auf Lohengrin am Bremer Theater ist sicher gewöhnungsbedürftig. Aber er setzte sie konsequent und handwerklich sehr ausgefeilt um. Seine Führung der Solisten und des Chors war stets durchdacht und faszinierte im Laufe des Abends immer mehr. . „Gut“ und „Böse“ wurden hier vertauscht und ermöglichten eine ganz andere Sicht auf die „Lichtgestalt“ des Lohengrin.

Bestes Bühnenbild:
Das Musical Cabaret überzeugte am Oldenburgischen Staatstheater nicht zuletzt auch durch das stimmungsvolle und gelungene Bühnenbild von Jule Dohrn-van Rossum. Das Portal war von Glühbirnen umrahmt, es gab eine kleine Showtreppe, einen Steg in den Zuschauerraum und im Hintergrund einen Glitzervorhang wie aus Lametta.

Beste Chorleistung:
In der Oper Die Vögel von Walter Braunfels hat der Chor große Aufgaben. Am Oldenburgischen Staatstheater gebührte Ein Sonderlob gebührt den von Thomas Bönisch, Paul Plummer und Felix Schauren einstudierten Chören. Sie bildeten das Herzstück der Aufführung und begeisterten mit den machtvollen, gewaltigen Chortableaus, die sie inbrünstig und klangvoll realisierten.


Die Bilanz zog Wolfgang Denker.