Ein persönlicher Nachruf zu Prof. Dr. Udo Bermbach
Am 10. Juli 2024 verstarb in Hamburg Prof. Dr. Dr. h.c. Udo Bermbach, einer der bekanntesten Wagner-Forscher, -Analytiker, und -Autoren der Gegenwart, nach kurzer schwerer Krankheit im 87. Lebensjahr. Geboren 1938 in Berlin, war Udo Bermbach Professor für Politische Ideengeschichte an der Universität Hamburg. Mit seinen Arbeiten und Aufsätzen zu den Bayreuther Festspielen und in vielen Programmheften maßgeblicher Wagner-Neuinszenierungen europaweit, sowie in der ideologiegeprägten Wagner-Rezeption, hat er Maßstäbe gesetzt. Zuletzt veröffentlichte Bermbach, der auch Konzeptdramaturg für die Bayreuther „Ring“-Inszenierung von Jürgen Flimm war, „Der anthroposophe Wagner. Rudolf Steiner über Richard Wagner“.
Sein allerletztes und gerade noch vollendetes Werk war eine Aufarbeitung eben der Regiearbeit von Jürgen Flimm, an deren Fertigstellung ihm sehr viel lag. Das Buch soll im Herbst erscheinen. Udo Bermbach hat 12 Monographien zu Richard Wagner geschrieben, darüber hinaus Monographien und Sammelwerke und Aufsätze zum Musiktheater. Er war Gründer und Mitherausgeber der angesehenen Zeitschrift „wagnerspectrum“.
Zunächst beim „Ring“ an der Hamburger Staatsoper und weiter bei den Bayreuther Festspielen lernte ich Udo Bermbach kennen und durfte in seinen letzten Jahren zu seinen Freunden gehören – er war mein „Wagner-Gott“. Bei jedem Besuch zu einem Wagner-Werk in Hamburg trafen wir uns und hatten stets einen hochinteressanten Gedankenaustausch zum Bayreuther Meister und seinem Werk. Einmal wurde ich zu einem großartigen Spargelessen auf der Terrasse seines schönen Hauses mit seiner mittlerweile auch verstorbenen Frau eingeladen. Statt eines bei Spargel ohnehin überflüssigen Desserts schenkte er mir gleich all seine Monografien zu Richard Wagner, alle mehr oder weniger „Bibeln“ für mich.
Er nahm dann 2022 auch an unserem ersten Symposium zum Regietheater in Bayreuth teil und führte ein außerordentlich interessantes und neue Erkenntnisse bringendes Interview mit dem Startenor Klaus-Florian Vogt. Zum zweiten Symposium dieser Thematik im November 2023 in Wien konnte er schon aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kommen, auch nicht zu dem neuen „Ring“ an der Nationaloper Sofia, den er sehr gern noch erlebt hätte. Der neuen Bayreuth-Ästhetik stand er kritisch gegenüber und wurde auf dem Hügel wie manch anderer seines Formats in den letzten zehn Jahren nur noch selten gesehen. So haben wir Udo Bermbach leider schon längere Zeit vermisst, auch seinen so speziellen Humor.
Dass es nun immer so bleiben wird, tut sehr weh. Eine solch kompetente und wissende Stimme für das Werk Richard Wagners und einen das Werk dieses Komponisten würdigenden Inszenierungsstil wird sich so bald nicht mehr erheben. Hoffen wir auf die Weiterführung des „wagnerspectrum“, welches durchaus als Udo Bermbachs Vermächtnis gelten kann.
Klaus Billand, 12. Juli 2024