Krefeld: „Helden der Leinwand“, The best of John Williams

Mit inzwischen 93 Jahren ist John Williams eine lebende Legende im Bereich der Filmmusik. Seit den 1970er Jahren reiht sich bei ihm quasi ein Hit an den nächsten. Er arbeitete mit Alfred Hitchcock ebenso zusammen wie mit George Lucas. Außerdem stammt die Musik aus fast allen Filmen von Steven Spielberg aus seiner Feder, die beiden verbindet zudem seit über 50 Jahren eine enge Freundschaft. Auch Chris Columbus arbeitete gerne mit John Williams zusammen. So entstand unter anderem die weltbekannte Musik zu den ersten Filmen der Harry-Potter-Reihe. Wenn man nun also ein Konzert mit dem Titel The best of John Williams plant, stellt sich bei ihm unweigerlich die Frage, auf welche Auswahl man sich aus zeitlichen Gründen beschränken muss. Ronny Tomiska, der mit einigen netten Anekdoten und einer guten Portion Humor durch den Abend führte, stellte deshalb gleich zu Beginn klar, dass es heute nur einen kleinen Teil der besten Musik von John Williams zu hören geben wird.

© Julian Scherer

Das ist auch kein Wunder, wenn man sich allein die reinen Zahlen anschaut. John Williams wurde 54-mal für den Oscar nominiert und gewann fünf davon. Für den Emmy gab es sechs Nominierungen, von denen er drei gewann. Er erhielt 25 Nominierungen für den Golden Globe, von denen er vier gewann. Es gab über 70 Nominierungen für den Grammy, von denen er 26 gewann. Darüber hinaus gab es natürlich zahlreiche weitere Auszeichnungen, die an dieser Stelle den Rahmen sprengen würden. John Williams ist zudem die einzige Person, die in sieben verschiedenen Jahrzehnten für den Oscar nominiert wurde. Nach der Walt Disney Company belegt er aktuell Rang zwei der meisten Oscar-Nominierungen überhaupt. Williams schrieb zudem Fanfaren für vier Olympische Spiele, mit der Olympic Fanfare and Theme der Sommerspiele 1984 in Los Angeles wurde das Konzert in Krefeld dann auch eröffnet. Hierbei wurden im Hintergrund viele Fotos aus dem Leben von John Williams eingeblendet, ein gelungener Einstieg in den rund dreistündigen Konzertabend.

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Zu den folgenden Filmmusiken wurden auf der großen Leinwand hinter dem auf der Bühne untergebrachten Orchester immer wieder auf die Musik abgestimmte Filmausschnitte oder szenisch passende Standbilder gezeigt. Besonders eindrucksvoll gelang dies gleich zu Beginn bei verschiedenen Themen aus Jurassic Park. Zur Abwechslung wurden hin und wieder auch alte Filmplakate oder, im Fall von Indiana Jones, ansehnliche Zeichnungen zu den verschiedenen Filmen der Reihe gezeigt. Indiana Jones bildete auch den letzten großen Block vor der Pause, bei dem gleich drei Filme der Reihe berücksichtigt wurden. Eine passende Lichtshow sorgte zudem für eine gelungene optische Umsetzung: So hüllte sich der Saal beispielsweise passend zum Filmplakat von Die Geisha in rotes Licht. All dies war schön anzuschauen, wenn auch die Musik stets im Mittelpunkt stand. Neben den bereits erwähnten Titeln gab es vor der Pause noch Auszüge aus In einem fernen Land, Jane Eyre und Der weiße Hai. Für letzteren gewann Willams seinen zweiten Oscar, was gleichzeitig seinen großen Durchbruch in Hollywood bedeutete.

Die weiteren vier Oscar-Auszeichnungen durfte ein Zuschauer in einem von Ronny Tomiska eingestreuten Quiz in bester „Geh aufs Ganze!”-Manier erraten, um im besten Fall mit 50 Euro nach Hause zu gehen. Die Antworten waren allerdings mit Krieg der Sterne, E.T. – Der Außerirdische, Schindlers Liste und insbesondere der Adaption des bekannten Musicals Anatevka aus dem Jahr 1971 recht schwierig, sodass dem Kandidaten als Trostpreis nur das neue Programmheft der Niederrheinischen Sinfoniker für die kommende Spielzeit 2025/26 blieb. Nach der Pause ging es musikalisch zunächst mit Auszügen aus Hook, JFK, Lincoln und Midway – Für die Freiheit weiter. Vor Hedwigs Theme aus Harry Potter und der Stein der Weisen überraschte man das Publikum noch mit der verblüffenden Ähnlichkeit von Dirigent Giovanni Conti und Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe. Der zweite Akt endete schließlich mit verschiedenen Werke aus drei Star Wars Filmen.

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Das zahlreiche anwesende Publikum bejubelte anschließend die Leistung der Niederrheinischen Sinfonikern lautstark, so dass noch drei Zugaben gespielt wurden. Aus aktuellem Anlass leider sehr passend stand hier zu Beginn A Prayer for Peace aus dem Film München an, bevor mit dem Superman-Theme und der Musik aus E.T. – Der Außerirdische nochmal zwei große Klassiker den passenden Abschluss für einen insgesamt sehr gelungenen Konzertabend lieferten. Dabei sei auch gleich auf die kommende Spielzeit hingewiesen, in der die inzwischen schöne Tradition der Helden der Leinwand fortgesetzt wird. Am 20. bzw. 25. Januar 2026 heißt es dann: And the Oscar goes to …! Ein kleiner inoffizieller Ehrenoscar geht bereits in diesem Jahr von mir an die Niederrheinischen Sinfoniker für diesen sehens- und vor allem hörenswerten Konzertabend.

Markus Lamers, 14. Mai 2025


Helden der Leinwand – The best of John Williams
Filmmusikkonzert

Theater Krefeld

Premiere: 12. Juni 2025

Musikalische Leitung: Giovanni Conti
Niederrheinische Sinfoniker

Weitere Aufführung: 17. Juni 2025 in Mönchengladbach