Gelsenkirchen: „Das schlaue Füchslein“, Leoš Janáček

Sonst singt Johannes Martin Kränzle den Beckmesser in New York oder Bayreuth, den Alberich in Berlin oder den Faninal in München, jetzt ist er als Förster in Janaceks „Das schlaue Füchslein“ in Gelsenkirchen zu erleben. Dem inszenierenden Intendanten Michael Schulz ist mit dieser Besetzung ein echter Coup gelungen, denn nun kann Kränzle diese Rolle endlich einmal im tschechischen Original singen.

(c) Bettina Stöß

Dabei fügt sich Johannes Martin Kränzle bestens ins Ensemble, exponiert sich weder szenisch noch sängerisch und gestaltet den Förster mit noblem und kräftigem Bariton. Auch das Gelsenkirchener Ensemble zeigt sich bestens aufgelegt: Bele Kumberger singt das Füchslein mit frischem Sopran. Ihren klangvollen Mezzo bringt Lina Hoffmann stimmschön als Fuchs zum Einsatz. Diese Sängerin würde man auch gerne als Octavian im „Rosenkavalier“ und Komponist in „Ariadene auf Naxos“ hören. Adam Temple-Smith ist ein stimmlich wendiger Schulmeister. Den Wilderer Haratscha gibt Yangcheng Chen mit schönem Tenor.

Am Pult der Neuen Philharmonie Westfalen hat GMD Rasmus Bauman sehr schön an den Feinheiten der komplizierten Partitur gearbeitet. Im Wirtshaus tönt es auch schon mal derb, aber in den Wald- und Tierszenen entfaltet Rasmus Baumann einen feinen Klangzauber, in dem auch die Nebenstimmen gut ausbalanciert sind. Der von Alexander Eberle einstudierte Opernchor kann in den Waldchören schön auftrumpfen und der von Elisabeth Strake geleitete Kinderchor singt und spielt die Fuchskinder, dass es eine Freude ist.

(c) Bettina Stöß

Sehr sehenswert ist auch das Bühnenbild von Heike Scheele. Einige dreidimensionale Bäume auf der Bühne und das Waldprospekt im Hintergrund schaffen eine echte Waldatmosphäre. Großartig sind die Kostüme von Martina Feldmann: Sind die Menschen ganz realistisch gekleidet, so sind die Tierkostüme fantastisch und fantasievoll: Da gibt es Schnecke, Igel, Libelle, Heuschrecke und Frosch. Kinder und alle junggebliebenen Opernfreunde kommen da voll auf ihre Kosten. Gleichzeitig wird hier aber keine Kinderoper auf die Bühne gebracht, denn gesungen wird ja Tschechisch. Die Ausstattung zeigt: Das Publikum soll optisch voll auf seine Kosten kommen.

Die Regie von Michael Schulz gibt sich weitgehend idyllisch märchenhaft und naturnah. Die Tiere sind verspielt und gutgläubig. Die Menschen lassen sich von der Schönheit des Waldes verzaubern und werden in der Natur auch melancholisch.  Überraschend ist, dass Schulz die beiden Hauptfiguren nach der Pause zu Menschen werden lässt: Die Füchsin zu einer eleganten Dame, der Fuchs zum lässigen Dandy. – Insgesamt bietet Gelsenkirchen eine starke Aufführung dieser Janacek-Oper, der man ein regelmäßig volles Haus wünscht. 

Rudolf Hermes 22. Dezember 2022


„Das schlaue Füchslein“

Leoš Janáček

Musiktheater im Revier

Besuchte Premiere: 16. Dezember 2022

Inszenierung: Michael Schulz

Bühnen: Heike Scheele

Kostüme: Martina Feldmann

Dirigent: Rasmus Baumann

Neue Philharmonie Westfalen

Vorstellungen: 22. und 26. Dezember 2022, 7.,22., 27. und 29. Januar, 18. und 24. Februar sowie 5. März 2023.