Reisebilanz III: Tops und Flops der „Saison 2024/25“
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Bei den Rückblicken mit regionalen Schwerpunkten bleiben wir nach dem Schleswig-Holsteinische Landestheater Flensburg und Rendsburg und dem Theater Kiel im Norden und blicken heute auf das Theater Bremen, das Stadttheater Bremerhaven und das Oldenburgische Staatstheater. – . . .
Der Roman Wellen von Eduard von Keyserling (1855-1918), den der Komponist Elmar Lampson zur Vorlage seiner gleichnamigen Oper nahm, erschien 1911 und zeichnet polyperspektivisch das Bild einer in Standeskonventionen gefangenen Gesellschaft. Julia Spinola hat ein Libretto erarbeitet, das den Roman auf neun Szenen verdichtet, bei denen oft nur wenige Sätze des Romans übernommen wurden. Die Texte . . .
Das Cabaret von war schon immer ein Dauerbrenner in der Musical-Landschaft und hat angesichts der AfD-Ergebnisse und des europaweiten Rechtsrucks eher noch an Aktualität gewonnen. Es spielt in den 30er Jahren und thematisiert die drohend heraufziehenden Zeichen des Nationalsozialismus. Es hat viele Inszenierungen mit beklemmenden Wirkungen und Gänsehautmomenten gegeben. So ist in Bremen die von . . .
Weiße, kahle Wände und ein kreisrundes, schwarzes Loch im Hintergrund sowie eine mit Leuchtröhren bestückte Scheibe in gleicher Größe, die in verschiedenen Positionen über der Szene schwebt und die handelnden Personen wie unter einem Brennglas in gleißendes Licht taucht. Mehr gibt es im Bühnenbild von Sebastian Hannak nicht zu sehen. Das ist nicht grade spezifisch für Verdis Otello, man . . .
Béatrice et Bénédict, das letzte der insgesamt vier erhaltenen Bühnenwerke von Hector Berlioz, ist eigentlich ein kleines Opernjuwel. Das 1862 in Baden-Baden uraufgeführte Werk (sehr frei nach Shakespeares „Viel Lärm um nichts“) entstand als Auftragskomposition für Edouard Bénazet, den Pächter der dortigen Spielsäle. Nach anfänglich großem Erfolg und rascher Verbreitung verschwand . . .
Dass die Hauptpersonen in Giacomo Puccinis Oper „La Boheme“ in Armut leben und an Hunger und Kälte leiden, ist keine neue Erkenntnis. Und dass eine Inszenierung diesen Armutsaspekt in den Vordergrund stellt, ist auch nicht neu. Neu hingegen dürfte die ungewöhnliche Idee sein, die Alize Zandwijk, die leitende Regisseurin des Bremer Schauspiels, für ihre erste Inszenierung einer . . .
Nein - in der Lesart von Regisseur Frank Hilbrich ist Wagners Oper Lohengrin kein romantisches Märchen, in dem der edelmütige Ritter Lohengrin die zu Unrecht angeklagte Elsa von Brabant retten will. Es ist vielmehr eine bitterböse und pessimistische Parabel über irrationale Träume des Volkes und über dessen Verführbarkeit. Lohengrin ist hier nicht die geheimnisvolle Lichtgestalt, er ist . . .
Auch in diesem Jahr haben wir unsere Kritiker wieder gebeten, eine persönliche Bilanz zur zurückliegenden Saison zu ziehen. Wieder gilt: Ein „Opernhaus des Jahres“ können wir nicht küren. Unsere Kritiker kommen zwar viel herum. Aber den Anspruch, einen repräsentativen Überblick über die Musiktheater im deutschsprachigen Raum zu haben, wird keine Einzelperson erheben können. Die . . .
Die groteske Oper Die Liebe zu den drei Orangen von Sergej Prokofjew ist für die Phantasie von Regisseuren eine Goldgrube. Das hat in Bremen zuletzt 1989 Andras Fricsay bewiesen und jetzt ist es Frank Hilbrich, der für einen vergnüglichen und höchst unterhaltsamen Schlusspunkt der laufenden Saison sorgt. – Im Prolog streiten sich (im Zuschauerraum und im 1. Rang) verschiedene Gruppen, . . .
Maria Louisa, die frisch gekrönte Kaiserin von Böhmen, bezeichnete Mozarts La clemenza di Tito nach der Uraufführung 1791 als „una porcheria tedesca“ – eine „deutsche Schweinerei“. Vielleicht hat es ihr nicht gefallen, dass ein Herrscher auf die Bestrafung der Attentäter und auf sein eigenes Liebesglück verzichtet. Aber die „Milde“ des Titus wurde in moderneren Inszenierungen . . .
Salome in der gleichnamigen Oper von Richard Strauss ist eine Femme fatale, also eine „verhängnisvolle Frau“, die durch ihre erotische Anziehungskraft Männer an sich bindet und sie manipuliert. Regisseurin Ulrike Schwab stellt Salome in eine Reihe mit Eva, Circe, Pandora, Lulu oder Carmen. Dabei ist der Mythos der Femme fatale aber in erster Linie eine Projektion männlicher Phantasien und . . .
Für ihre erste Regie in Bremen hat sich Elisabeth Stöppler Verdis Macbeth vorgenommen und ist dabei etwas über das Ziel hinausgeschossen. Stöppler sieht die von krankhaftem Ehrgeiz getriebene Lady Macbeth als eine Art Feministin. Allein in der Tatsache, dass sie sehr aktiv ist und ihre Bedürfnisse zielstrebig verfolgt, sieht sie etwas Positives. Und sie versucht die Taten der Lady zu . . .
In Goethes „Faust“ verwandelt sich ein Pudel in Mephisto. In Offenbachs Orpheus in der Unterwelt gibt es eigentlich keinen Hund. Wohl aber wenn Frank Hilbrich inszeniert. Der Pudel ist hier Plutos zahmes Haustier, das sich sogar von der Souffleuse streicheln lässt. Überhaupt ist hier einiges anders. Statt der (leider) entfallenen Ouvertüre sieht und hört man, wie sich Eurydike am Klavier . . .
Für eine Spielzeiteröffnung ist die Oper Doctor Atomic von John Adams sicher eine ungewöhnliche Wahl, denn diese ist wahrlich keine leichte Kost und nicht unbedingt ein Publikumsrenner. Weil das Resultat aber so hervorragend gelungen ist und musikalisch wie szenisch restlos überzeugt, kann man von einem wirklich glanzvollen Start sprechen. – Die 2005 uraufgeführte Oper handelt vom . . .