Salzburger Festspiele: Tops und Flops – „Bilanz der Saison 2024“

Nach den Bayreuther Festspielen blicken wir heute auf Salzburg.


Beste Produktion (Gesamtleistung):
Der Idiot von Mieczyslaw Weinberg in der Regie von Krzysztof Warlikowski unter der musikalischen Leitung von Mirga Grazinyté-Tyla

Größte Enttäuschung:
Les Contes d‘Hoffmann in der Regie von Mariame Clément mit Julia Hansen für Bühne und Kostüme von Paule Constable

Entdeckung des Jahres:
Bogdan Volkov mit der Titelrolle in Der Idiot und die Oper Der Idiot selbst

Beste Wiederaufnahme:
Weder die Wiederaufnahme La Clemenza di Tito der Pfingstfestspiele 2024 von Robert Carsen, u.a. mit einer Feminisierung der Hosenrollen angesichts angeblich nun zeitgemäßer „Genderfluidität“ mit einer staubtrockenen modernistischen Großraumbüro-Ästhetik, noch die Wiederaufnahme von Don Giovanni in der enttäuschenden Regie von Romeo Castellucci, dem es wieder nicht gelang, die Riesenbühne des Großen Festspielhauses mit seinem Konzept der inhaltlichen Leere der Titelfigur in Einklang zu bringen, waren beglückend.

Beste Gesangsleistung (Hauptpartie):
Bogdan Volkov als Fürst Myschkin in Der Idiot

Sean Panikkar als der Spieler Alexej Iwanowitsch in Der Spieler

Lisette Oropesa als Ophélie in Hamlet

Beste Gesangsleistung (Nebenrolle):
Asmik Grigorian als Polina in Der Spieler

Nachwuchssänger des Jahres:
Marie Maidowski Titelrolle Die Kluge – Kinderoper von Carl Orff

Das Abschlusskonzert des Young Singers Project findet erst am 30. August statt und wird sicher weitere Talente offenbaren, wie jedes Jahr (Bericht folgt).

Bestes Dirigat:
Mirga Grazinyté-Tyla in Der Idiot

Timur Zangiev in Der Spieler

Beste Regie:
Krzysztof Warlikowski Der Idiot

Bestes Bühnenbild:
Malgorzata Szcześniak Der Idiot

Beste Chorleistung
Philharmonia Chor Wien unter der Leitung von Walter Zeh in Hamlet

Größtes Ärgernis:
Auf dem Kapitelplatz bei den an sich exzellenten „Siemens Fest > Spiel > Nächten“ mit phantastischer Bildqualität und Kameraführung wurden bei der Wiedergabe Der Idiot am 16. August, der auf Russisch gesungen wurde, keine deutschen Übertitel gegeben, und am Nachbarplatz fand ein lautes Konzert statt. Die sehr interessierten Zuschauer verließen scharenweise die Vorstellung!

In den drei großen Festspielhäusern wird das Internet unterbunden. Das sollte, auch wegen möglicher Notfälle, unbedingt geändert werden.

Weitere Kategorien:
Was das Schauspiel angeht, waren Die Orestie und Sternstunden der Menschheit sehr enttäuschend und blieben somit weit hinter den Erwartungen zurück, die mit einer neuen Schauspiel-Chefin verbunden waren. Auch die Spiegelneuronen gerieten grenzwertig.

Hingegen war der neue Jedermann in der Regie von Robert Carsen (auch im Großen Festspielhaus) mit Philipp Hochmair in der Titelrolle ein einhelliger Erfolg und themengerecht starker Theaterabend. Der Zauberberg von Thomas Mann kommt erst noch.

Die Konzerte zählten zu den absoluten Höhepunkte bisher, so Andris Nelsons mit der 9. Mahler und Riccardo Muti mit der 8. Bruckner, beide mit den Wiener Philharmonikern. Blomstedt mit den Wienern im Juli soll auch sehr gut gewesen sein. Petrenko, Honeck, Dudamel, Nézet-Séguin kommen noch.

Die Mezzosopranistin Kate Lindsey gab mit der Gruppe Arcangelo ein erstklassiges und umjubeltes Recital alter Musik. Juan Diego Florez kommt noch.


Die Bilanz zog Klaus Billand.