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Bayreuth: „Mozart, der reisende Wirbelwind“, Michael Wessel

In der neuesten, jüngst erschienenen Auflage des Köchel-Verzeichnisses (unsere Rezension) trägt es nach wie vor die Nummer 15p: ein Stück in g-Moll. Man ist immer wieder erstaunt darüber, wie so etwas im Kopf eines achtjährigen Knaben zu entstehen vermag: ein vermutlich als Kopf einer Sonate konzipierter Sonatensatz, der nicht allein orchestrale Züge trägt. Kein Wunder, dass ihn Neville . . .

Stuttgart: „Der Tod in Venedig“, Benjamin Britten / Demis Volpi

Eine Ko-Produktion zwischen der Stuttgarter Staatsoper und dem Stuttgarter Ballett stellt die Inszenierung von Benjamin Brittens 1973 entstandener, auf der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann beruhender letzter Oper Der Tod in Venedig dar, die seit einiger Zeit wieder an der Staatsoper Stuttgart zu sehen ist. Die hier zu besprechende Derniere geriet zu einem beeindruckenden Opernabend. Demis . . .

Wuppertal, Konzert: „Ives, Strauss, Rott“, Sinfonieorchester Wuppertal unter Patrick Hahn

Charles Ives hat sich für seine Komposition eine Zeile aus dem Gedicht Die Sphinx von Ralph Waldo Emerson als Programm gewählt. Die Sphinx beherrscht die Kunst der unbeantworteten Frage. Vier Jahre, nachdem er als Kirchenmusiker seine Tätigkeit beendet hatte und schon als Versicherungskaufmann sein Geld verdiente, hat er das kurze Stück (6 Minuten) komponiert, welches eines seiner . . .

Barcelona: „Lohengrin“, (Kurzbericht) Richard Wagner

Der lange in Barcelona erwartete neue Lohengrin in der Regie von Katharina Wagner – er wurde wegen der Pandemie bis jetzt verschoben – war einmal mehr ein bisweilen krampfhaft wirkender Versuch, das Regisseurs-Theater in den Exzess zu treiben. Ähnlich wie bei Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock bei ihrem Salzburger Lohengrin, den der Wiener Staatsoperndirektor trotz . . .

Dresden: Auszüge aus „Tristan und Isolde“, Richard Wagner (konzertant)

Ursprünglich von Marek Janowski, dem langjährigen, verdienstvollen Chef der Dresdner Philharmonie und profunden Kenner und Interpreten der Musik Richard Wagners als Gesamtaufführung geplant, wurde daraus nach dessen Absage ein Konzertprogramm üblicher Dauer mit drei wesentlichen Teilen des Werks - leider, denn man hatte für die Aufführung eine auf allen Positionen erstklassige . . .

Hagen: „Jolanthe“, Peter Tschaikowsky / „Feuervogel“, Igor Strawinsky

Lieber Opernfreund-Freund, – Doppelabende, an denen sich das Publikum über Oper und Ballett gleichermaßen freuen kann, haben am Theater Hagen eine gewisse Tradition. Mir ist noch gut eine Doppelvorstellung von vor ein paar Jahren in Erinnerung, die die Geschichte von Dido und Aeneas einmal als Purcell-Oper und einmal als Ballett zu Händels Wassermusik erzählte, in der Spielzeit 2022/23 . . .

Mailand: „Eugen Onegin“, Peter Tschaikowsky

Diese Neuinszenierung von Tschaikowskys beliebter Oper durch Mario Martone kann insgesamt als gelungen betrachtet werden. Der Regisseur setzte vor allem auf eine nicht zeitgebundene Atmosphäre in zeitloser bzw. heutiger Kleidung (Kostüme: Ursula Patzak) und in einem teilweise stilisierten Ambiente (BB: Margherita Palli). So beherrschte abgemähtes Korn die ersten Szenen, in denen auch ein . . .

Oldenburg: „The Turn of the Screw“, Benjamin Britten

Die 1898 erschienene Novelle The Turn of the Screw („Die Drehung der Schraube“) von Henry James gilt als einer der ersten Psychothriller. Auf ihr basiert Benjamin Brittens gleichnamige Oper, die 1954 in Venedig uraufgeführt wurde. – Eine junge Gouvernante soll die Erziehung der verwaisten Kinder Flora und Miles auf einem englischen Landsitz übernehmen, wo die Haushälterin Mrs. Grose . . .

Berlin: „Echnaton“, Philip Glass (zweite Besprechung)

Glass ist der erste amerikanische Komponist, dem der Sprung in den zentraleuropäischen Opernbetrieb und dessen Repertoire geglückt ist. Indes, es ist lange her. – Klaus Umbach schrieb nach der Uraufführung 1984:„Mit der Leichenfeier in a-Moll, einem Bestattungszeremoniell in Zeitlupe und Originaltexten aus dem altägyptischen Totenbuch beginnt »Echnaton«, die jüngste Oper des . . .

Berlin: „Die Ausflüge des Herrn Brouček“, Leoš Janáček

Berlin im Opernglück – Wer seine erste Bekanntschaft mit Leoš Janáček durch seine Oper Katja Kabanova machte, der vermeinte im Aufrauschen des Orchesters den gewaltigen russischen Strom Wolga, in dem sich die unglückliche Titelheldin ertränkt, seine Bahn ziehen zu vernehmen, aber ganz ähnlich hört sich der Beginn von Die Ausflüge des Herrn Brouček an, ein ganz anderes Thema und . . .

Frankfurt: „Doktor und Apotheker“, Carl Ditters von Dittersdorf

Diese Kritik beginnt nicht mit einer Beschreibung der Regie (gewitzt und locker), der Leistungen der Sänger (rollendeckend und spielfreudig) oder einer allgemeinen Einführung zu einem in Vergessenheit geratenen Stück (hübsche Petitesse), sondern mit einer Hommage auf den Bühnen- und Kostümbildner Kaspar Glarner. Die Disposition des Spielplans hat es so gefügt, daß derzeit an der Oper . . .