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Mönchengladbach: „Eugen Onegin“, Peter Iljitsch Tschaikowsky

Als sich Tschaikowsky um 1878 entschloss, Alexander Puschkins 1833 erschienenen Versroman Eugen Onegin als Oper zu vertonen, begegneten ihm viele Zeitgenossen mit großem Misstrauen. Das von vielen Russen und Russinnen als literarisches Meisterwerk verehrte Werk erschien nicht nur zu umfangreich und komplex, sondern war auch eine Art modernes russisches Nationalepos. Doch schon die ersten . . .

Berlin: „Nabucco“, Giuseppe Verdi

Jahrzehntelang übte sich die Lindenoper in Nabucco-Abstinenz, ließ der Deutschen Oper den Vortritt mit deren Neuenfels-Produktion, aus welcher der Hornissen-Abdallo (oder war es der Priester des Baal?) mit ausfahrbarem Stachel ebenso in Erinnerung bleibt wie aus dem danach folgendem, immer noch auf dem Spielplan befindlichen Nabucco die riesige Druckmaschine, die Zeugnis ablegt für das Volk . . .

Gelsenkirchen: „Innocence“, Kaija Saariaho (zweite Besprechung)

Trailer – Mit der deutschen Erstaufführung der Oper Innocence von Kaija Saariaho ist dem Gelsenkirchener Intendanten Michael Schulz ein echter Coup gelungen, denn die im Sommer 2023 verstorbene Komponistin zählte zu den großen Künstlerinnen unserer Zeit. Innocence war bisher nur in der Uraufführungsinszenierung von Simon Stone zu stehen, und erlebt in Gelsenkirchen somit ihre zweite . . .

Frankfurt: „Lady Macbeth von Mzensk“, Dmitri Schostakowitsch

Peinlich, peinlich: Die Kollegen von der Zeitschrift Opernwelt haben sich verzählt. Unter den 43 von ihnen befragten Kritikern haben jeweils sechs das Frankfurter Opernorchester und das Orchester der Bayerischen Staatsoper München zum besten der zurückliegenden Spielzeit erklärt. Den Meistertitel erhielten aber nur die Münchener Musiker. Irgendwie hatte man eine Stimme für die Frankfurter . . .

Berlin: „La Fiamma“, Ottorino Respighi, (zweite Besprechung)

Ottorino Respighi ist neben dem Veristen Giacomo Puccini und dem Duce-Anhänger Pietro Mascagni der Einzige der Komponisten der „generatione dell‘80“, der Generation der um 1880 Geborenen, dessen Werke (vor allem dessen sinfonische Dichtungen – zumal die "Trilogia romana“) den italienischen Faschismus überlebt und Eingang ins Repertoire gefunden haben. Respighi war allerdings auch der . . .

Wiesbaden: „Le Grand Macabre“, György Ligeti

György Ligetis Anti-Anti-Oper Le Grand Macabre aus dem Jahr 1978 erlebt gerade eine erstaunliche Renaissance. Vor elf Monaten brachten die Oper Frankfurt und die Staatsoper Wien nahezu zeitgleich Neuproduktionen heraus, es folgte zum Ende der zurückliegenden Spielzeit die Bayerische Staatsoper. Eine Spielzeiteröffnung mit diesem wohl schrillsten Erzeugnis des zeitgenössischen Musiktheaters . . .

Dresden: „Mefistofele“, Arrigo Boïto

Der deutsche Magier, Astrologe und Wahrsager Johann Georg Faust hat vermutlich ab 1480 gelebt. Die Überlieferungen über seinen Lebenswandel und die mysteriösen Umstände seines Todes im Jahre 1548 in der badischen Kleinstadt Staufen entwickelten sich zu einer weit über die deutschen Lande bekannten Volkssage: Bewohner des Städtchens wollen in der Mordnacht eine unheimliche Gestalt „wie ein . . .

Gelsenkirchen: „Innocence“, Kaija Saariaho

Wenn Intendant Michael Schulz am Ende der Spielzeit nach 16 Jahren ans saarländische Staatstheater wechseln wird, kann das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier auf eine Ära zurückblicken, die im Bereich der modernen bzw. zeitgenössischen Oper wesentlich stärkere Akzente gesetzt hat als die vielen benachbarten Häuser an Rhein und Ruhr. Und zwar nicht mit dem Ehrgeiz, mit Uraufführungen . . .

Berlin: „La Fiamma“, Ottorino Respighi

Ottorino Respighi und sein Librettist Claudio Guastalla wussten, warum sie ihre La Fiamma aus dem Norwegen des 16. in das Italien des 7. Jahrhunderts verlegten, obwohl es dort und zu dieser Zeit keine Hexenverbrennungen gab. Ganz besonders interessant ist zudem die Stadt Ravenna, in der zuvor der Ostgotenkönig Theoderich, dessen gewaltiges Grabmal dort noch zu bewundern ist, eine Versöhnung . . .

Frankfurt: „Der Prinz von Homburg“, Hans Werner Henze

Der Prinz träumt. Zunächst davon, mit einem Lorbeerkranz gekrönt zu werden. Außerdem von Prinzessin Natalie. Traumverloren bekommt er die Anweisungen des Kriegsrates nicht mit und führt sein Regiment in der Schlacht auf eigene Faust gegen den Feind. Siegreich zwar, aber entgegen Recht und Staatsräson. Das Todesurteil ob dieses Ungehorsams nimmt er zunächst schulterzuckend hin, bis ihm ein . . .

Zürich, Konzert: „Webern, Strauss, Bruckner“, Tonhalle-Orchester unter Paavo Järvi

So schwach besetzt habe in den großen Saal der Tonhalle Zürich bei einem Konzert des hauseigenen Orchesters unter seinem Chef Paavo Järvi noch nie erlebt. Ich kann mir auch nicht erklären, woran es gelegen haben mag. Alle drei aufgeführten Werke waren in der Epoche der Romantik (Bruckners 1. Sinfonie) oder der Spätromantik (Weberns Langsamer Satz, Strauss' 4 letzte Lieder) . . .