Hanau, Konzert: „Neue Philharmonie Frankfurt“

Das 2. Sinfoniekonzert im Congress Park Hanau am 16. Dezember 2023, gestaltet von der Neuen Philharmonie Frankfurt unter der Leitung von Dirigent Jens Troester, bot ein eindrucksvolles Panorama von Werken aus verschiedenen Epochen. Solist des Abends war der Warschauer Trompeter Aleksander Kobus.

(c) Christian Palm

Dieser Musiker erwies sich als ein herausragender Meister seines Instrumentes, der seine musikalische Ausbildung an der Karol Lipinski Musikakademie in Breslau bei Prof. Igor Cecocho absolvierte. Kobus ist Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe und wurde 2014/2015 mit dem renommiertesten polnischen Förderpreis, dem „Młoda Polska“, ausgezeichnet. Er hat mit verschiedenen renommierten Orchestern zusammengearbeitet und mehrere Aufnahmen für Deutsche Grammophon und DUX gemacht. Das Konzert begann mit Ottorino Respighis „Trittico Botticelliano“, einer dreiteiligen Suite, die von den Gemälden Botticellis inspiriert ist. Jeder Teil stellt ein anderes Gemälde dar: „La primavera“ (Der Frühling), „L’adorazione dei Magi“ (Die Anbetung der Magier) und „La nascita di Venere“ (Die Geburt der Venus). Außerdem waren zwei Stücke „Villanella“ und „Bergamasca“ aus Respighis „Antiche danze e arie“ zu erleben. Respighis Musik ist bekannt für ihre lebendigen, malerischen Qualitäten, und diese Stücke sind keine Ausnahme. Sie sind voller farbenfroher Orchestrierung und melodischer Erfindung. Die Musik flirrt und flimmert in einem fort, Naturlaute und feinste Farbgebungen prägen die Kompositionen. Einmal mehr ist der deutliche Einfluss auf Respighi durch seinen berühmten Lehrer Nikolai Rimsky-Korsakov zu erleben. DieNeue Philharmonie Frankfurt präsentierte sich unter Jens Troesters Leitung mit erlesener Klangkultur und farbenfrohen Melodien, die die ländliche, volkstümliche Atmosphäre der italienischen Renaissance einfingen. Bewundernswert, wie Respighi subtile Farben einsetze, um seine Musik passend zu illustrieren. Vogelstimmen und Bewegungen, wie brandendes Meer, geben seinen Klängen eine mitreißende Wirkung, die vom Orchester mit feinem Klangsinn gut getroffen wurde. Sauber in der Artikulation, fein herausgehört in den Nebenstimmen und hervorragende Soli, z.B. die herausragende Oboe, machten diesen Beginn zu einem genussreichen Erlebnis. Das Publikum reagierte entzückt. Johann Wilhelm Hertels Trompetenkonzert Nr. 1 in Es-Dur war der zweite Programmpunkt des Abends. Das Werk, geschrieben im 18. Jahrhundert, zeugt von Hertels Fähigkeit, die konzertante Rolle der Trompete in einer Zeit zu erweitern, in der dieses Instrument oft für festliche Anlässe verwendet wurde. Hertel schrieb insgesamt drei Konzerte für dieses Instrument. Im ersten Allegro-Satz wurde die Trompete in all ihrer strahlenden Pracht präsentiert, während das folgende „Adagio“ dem Solisten Raum für lyrische Entfaltung bot. Der letzte Vivace-Satz beeindruckte durch schnelle Läufe und rhythmische Vitalität. Aleksander Kobus meisterte die technischen Herausforderungen mit Bravour, wobei er dem Werk sowohl Brillanz als auch emotionale Tiefe verlieh. Sein Spiel zeichnete sich nicht nur durch makellose Technik, sondern auch durch seine tiefe Ausdrucksfähigkeit aus. Wie aus dem Nichts intonierte er mit seinem Instrument feine Legatobögen. Sehr aufmerksam in der Begleitung war Jens Troester, der, mit seinem stilsicheren Orchester, Kobus vorbildlich unterstützte. Viel Begeisterung. Georg Philipp Telemanns Trompetensonate in D-Dur, ein Höhepunkt des Barocks, führte das Publikum in eine Zeit zurück, in der die Trompete als Soloinstrument aufblühte. Telemanns meisterhafte Behandlung der Trompete in Verbindung mit den einfühlsamen Klängen des Continuo-Ensembles, dargeboten von der Neuen Philharmonie Frankfurt, zeigte die Vielseitigkeit und Ausdruckskraft dieses Instruments. Kobus sorgte mit seinem strahlenden Klang für deutlich feierlichen Klang bis in die höchsten Höhen. Enorm beeindruckend zudem seine dynamische Bandbreite, die auch im Pianissimo nichts von seiner spielerischen Intensität einbüßte. Mirosław Gąsieniecs „Elegie“ führte dann das Publikum in die Moderne. Der Komponist widmete sein Werk dem Schaffen Gustav Mahlers. Gąsieniecs Tonsprache ist faszinierend, zugänglich und leicht aufzunehmen. Die „Elegie“ offenbarte eine faszinierende Tonsprache, die neoromantische Elemente mit einer leicht erfassbaren Atmosphäre verband. Aleksander Kobus brillierte erneut durch einfühlsame Interpretation, während der Wechsel zwischen Trompete und Flügelhorn eine spannende Klangdynamik schuf. Jens Troester und das Orchester bildeten eine unterstützende Kulisse für Kobus‘ intensives Spiel, und gemeinsam schufen sie eine klangliche Welt, die das Publikum berührte und gleichzeitig einen Blick auf die zeitgenössische musikalische Landschaft ermöglichte. Den Abschluss bildete Joseph Haydns Sinfonie Nr. 99 in Es-Dur. Dieses meisterhafte Werk der Wiener Klassik offenbarte die harmonische Finesse und den innovativen Geist Haydns. Natürlich blitzt darin auch mehrfach Haydns Humor und Sinn für musikalische Überraschungen durch. Das Werk gehörte zu der Reihe der sog. „Londoner Sinfonien“. Erstmals verwendete Haydn darin Klarinetten. Unter Jens Troesters versierter Leitung präsentierte die Neue Philharmonie Frankfurt die Sinfonie mit feiner Eleganz und spritziger Energie. Feine Soli-Beiträge und ein kompakter Tutti-Klang gaben dem Werk Ehre. Mit rhythmischer Finesse und guter Transparenz gelang dem spielfreudigen Orchester ein mitreißender Abschluss, der das Publikum zu anhaltender Begeisterung für die Neue Philharmonie Frankfurt und ihren charismatischen Dirigenten Jens Troester führte. Ein stimmungsvoller Abend im Congress Park Hanau, der die Vielfalt der musikalischen Epochen und Stile durch das meisterhafte Spiel von Aleksander Kobus, Jens Troesters gelungenes Dirigat und das engagierte Spiel der Neuen Philharmonie Frankfurt auf beeindruckende Weise vereinte.

Dirk Schauß, 18. Dezember 2023


Besuchtes Konzert der Neuen Philharmonie Frankfurt
im Congress Park Hanau am 16. Dezember 2023

Aleksander Kobus, Trompete
Neue Philharmonie Frankfurt
Jens Troester, Leitung