Wuppertal: Tops und Flops – „Bilanz der Saison 2023/24“

Auch in diesem Jahr haben wir unsere Kritiker wieder gebeten, eine persönliche Bilanz zur zurückliegenden Saison zu ziehen. Wieder gilt: Ein „Opernhaus des Jahres“ können wir nicht küren. Unsere Kritiker kommen zwar viel herum. Aber den Anspruch, einen repräsentativen Überblick über die Musiktheater im deutschsprachigen Raum zu haben, wird keine Einzelperson erheben können. Die meisten unserer Kritiker haben regionale Schwerpunkte, innerhalb derer sie sich oft sämtliche Produktionen eines Opernhauses ansehen. Daher sind sie in der Lage, eine seriöse, aber natürlich höchst subjektive Saisonbilanz für eine Region oder ein bestimmtes Haus zu ziehen.

Nach dem Stadttheater Bremerhaven blicken wir heute auf die Wuppertaler Bühnen.


Beste Produktion:
In ihrer ersten Saison bot Neu-Intendantin Rebekah Rota sechs solide Inszenierungen. Dabei gab es weder ein Desaster noch eine Spitzenleistung.

Entdeckung des Jahres:
Rodgers und Hammerstein nostalgisches Cinderella-Musical

Beste Gesangsleistung:
In Erinnerung bleiben:

  • Samuel Sakkers klug eingeteilter Tristan
  • Susann Ketleys jugendfrische Cinderella
  • Margaux de Valsenarts filigranes Porträt der Alcina.

Meistbeschäftigte Sängerin:
Edith Grossman war in fünf von sechs Produktionen dabei und zeigte sich als wandlungsfähige Sängerin.

Bestes Dirigat:
GMD Patrick Hahn präsentiert sich bei Tristan und Isolde als starker Wagner-Dirigent. In der nächsten Saison gastiert er an der Hamburgischem Staatsoper mit Parsifal.

Ärgernis der Saison:
Ein richtiges Ensemble stellte die Intendantin erst in der zweiten Hälfte der Saison vor. Wie soll sich das Publikum da mit dem Haus identifizieren?
Mehrfache Umbesetzungen in der Pressestelle, die zeitweilig gar nicht besetzt ist. Wen soll man da als Journalist ansprechen?

Gesamteindruck:
Intendantin Rebekah Rota hat für ihre erste Spielzeit einen sehr abwechslungsreichen und auch teilweise mutigen Spielplan konzipiert.
Mit Angel‘s Bone gibt es eine zeitgenössische Oper, für Wagner-Fans gibt es Tristan und Isolde, Barockfreunde kommen bei Händels Alcina auf ihre Kosten.
Ungewöhnliche Raritäten gibt es mit Rodgers und Hammerstein Cinderella sowie Der Wald von Ethel Smythe, der mit Schönbergs Erwartung kombiniert wird.
Mit Nicolais Die lustigen Weiber von Windsor wird zudem eine deutsche Spieloper gezeigt.


Die Bilanz zog Rudolf Hermes.