Premiere in Duisburg: 12.09.2017
Und ewig tanzen die Katzen
Der „Musical-Boom“ in Deutschland der 80iger- und 90iger-Jahre hängt eng zusammen mit vier Buchstaben: C – A – T – S. Rund 2 ½ Jahre nach der deutschsprachigen Erstaufführung in Wien wurde das Musical von Sir Andrew Lloyd Webber im Hamburger Operettenhaus erstmals in Deutschland aufgeführt und sollte vom 18. April 1986 an rund 15 Jahre an dieser Stelle zu sehen sein. Im Jahr 2014 feierte CATS im Londoner Westend ein vielumjubeltes Comeback, dem eine große Tour durch England folgte. Hierzu bearbeitete Trevor Nunn seine Inszenierung aus dem Jahr 1981 und schuf die vielleicht beste CATS-Inszenierung, die bisher zu sehen war. Diese Tour ist nun erstmals in Deutschland unterwegs und feierte am 12. September 2017 seine NRW-Premiere im Duisburger Theater am Marientor.
Basierend auf dem kleinen Buch „Old Possum´s Book of Practical Cats“ aus dem Jahr 1939 von Thomas Stearns Eliot erzählt das Musical die Geschichten verschiedener Katzen, die sich allabendlich im Mondlicht auf dem Schrottplatz tummeln. Für das Musical wurden viele Verse aus der Textvorlage komplett in ihrer ursprünglich veröffentlichten Form übernommen, einige Texte wurden auf Grund der Dramaturgie angepasst, erweitert oder aus unveröffentlichtem Material von T. S. Eliot hinzugefügt. Insgesamt muss die Handlung hier aber nicht näher eingegangen werden, wetteifern die verschiedenen Katzen wie der Zauberer Mister Mistoffeless, der rockige Rum Tum Tugger oder der aristokratische Kater Buser Jones vor allem um das Geschenk des zweiten Lebens. Doch auch der Ganove Macavity ist in dieser Nacht unterwegs und dann gibt es ja noch die Katze Grizabella, eine Außenseiterin, die in der Gemeinschaft der anderen Katzen offenbar nichts zu suchen hat.
Zugegeben eine durchaus banale Story, die allerdings im Zusammenspiel der grandiosen Kompositionen von Andrew Lloyd Webber mit den bekannten Katzenkostümen und den hervorragenden (!) Choreographien von Gillian Lynne einen ganz eigenen Reiz entwickelt, dem sich auch in Duisburg kein Zuschauer im nahezu voll besetzten Theater am Marientor entziehen konnte. Positiv verstärkt wird dies durch die englischen Originaltexte, die für die Zuschauer rechts und links der Bühne sinngemäß ins Deutsche übertragen werden. Hierbei wird auf eine wörtliche Übersetzung verzichtet, stattdessen wird in wenigen Worten erklärt, was gerade Wichtiges geschieht. Für die Ausstattung verantwortlich zeichnet sich John Napier, das passende Lichtdesign von David Hersey rundet den kreativen Teil der Produktion ab. Napier schuf einen sehr detaillierten Schrottplatz als Bühnenraum, dem man nicht ansieht, dass es sich um eine Tourproduktion handelt. Auf dem Kennzeichen eines Schrottwagens, signierte er sein Bühnenbild nett, durch Verwendung des Kennzeichens „NAP 13R“. Schön für die Zuschauer ist auch, dass der Zuschauerraum oft mitbespielt wird, was einen detaillierten Blick auf die sehr liebevoll und detailreich gestalteten Katzenkostüme ermöglicht.
Bei den Darstellern merkt man wieder einmal, dass in England im Bereich der Musicaldarsteller oftmals eine ganz andere Ausbildung erfolgt als in Deutschland, wunderbar wie das gesamte Ensemble agiert. Insbesondere bei den großen Ensemble-Nummern ist es sehr beeindruckend, wenn über 20 Darsteller auf der nicht sehr großen Bühnenfläche synchron tanzen und auch gesanglich sind alle Akteure bestens bei der Sache. Bravo, da möchte man gar keinen besonders herausheben. Auf Grund der Bekanntheit des Songs „Memory“ soll stellvertretend für alle hier Joanna Ampil genannt werden, die diesen Song zu einem Gänsehautmoment werden ließ
Einziger kleiner Wehmutstropfen ist vielleicht eine lediglich 8köpfige Band, die allerdings unter der musikalischen Leitung von Tim Davies erstaunlich voll und rund klingt. Auch die Lautstärke und Abmischung passte recht gut, so dass auch die Textverständlichkeit nicht zu beanstanden ist.
Die Katzen tanzen noch bis zum 17. September in Duisburg, ein weiterer Stopp ist vom 08. bis zum 26. November dieses Jahres im Kölner Musicaldome angesetzt.
Markus Lamers, 13.09.2017
Fotos: © Alessandro Pinna / BB Promotion