Schwarzenberg: „Schubertiade 2025“, Teil 1

Ein stolzes Jubiläum: In diesem Jahr wird die 50. Schubertiade gefeiert! Seit 1976 gibt es im österreichischen Bundesland Vorarlberg hochkarätige Kammerkonzerte und Liederabende, wenn sich renommierte Instrumentalisten und Kammer-Ensembles sowie international bekannte Sängerinnen und Sänger mehrmals im Jahr in Hohenems und Schwarzenberg/Bregenzerwald einfinden. Von Anfang an leitet das Festival, das ohne jede staatliche Unterstützung auskommt, der umtriebige Kulturmanager Gerd Nachbauer, der immer wieder aufstrebende Künstlerinnen und Künstler entdeckt und sie neben bewährten Interpreten auftreten lässt. Wir waren jetzt wieder in Schwarzenberg und erlebten dort in der traumhaft schönen Umgebung im wunderbaren Angelika-Kaufmann-Saal mit der phänomenalen Akustik Liederabende und Kammermusik vom Feinsten.


Brahms und Schubert mit dem Hagen-Quartett

Die diesjährige Schubertiade in Schwarzenberg begann am Nachmittag des 21. Juni mit einem Kammerkonzert eines der seit über 45 Jahren führenden Streichquartette der Welt, dem österreichischen Hagen Quartett (Lukas Hagen, Cibrán Sierra Vázquez, Veronika Hagen, Clemens Hagen). Für das durch eine Verletzung verhinderte Stamm-Mitglied Rainer Schmidt war kurzfristig der Professor für Kammermusik an der Universität Mozarteum Salzburg als 2. Geiger des Quartetts eingesprungen, der sich sogleich im Streichquartett B-Dur op. 67 von Johannes Brahms aufs beste einfügte.  Auffällig im Vivace war das klangvolle piano in den lyrischen Stellen, während nach dem witzig präsentierten Seitenthema bei aller sich anschließenden Dramatik die Transparenz stets erhalten blieb. Im melodienseligen Andante entwickelten die Künstler in schöner Gemeinsamkeit wunderbar intensive Klänge. Im folgenden Agitato wurde die Vorliebe Brahms’ für den typischen Bratschenklang deutlich, was dadurch noch betont wurde, dass er für die Geigen und das Cello die Benutzung eines Dämpfers, nicht aber für die Viola vorgeschrieben hat. Der mit seinen sehr unterschiedlichen Variationen sehr vielseitige Schlusssatz wurde vom Hagen Quartett effektvoll ausgedeutet, der schließlich im rauschenden Finale kulminierte.

© Schubertiade

Nach der Pause kam der ebenfalls weltbekannte Cellist Gautier Capucon hinzu, um mit dem Hagen Quartett das bei der Schubertiade nie fehlende ausgedehnte, vielschichtige Streichquintett C-Dur D 996 vorzutragen. Im Eingangs-Allegro wurden die wunderschönen Kantilenen mal von den beiden Geigen, mal von Bratsche und Cello I oder auch von beiden Celli, jeweils von den anderen delikat begleitet, geradezu genüsslich ausgekostet, wie ein Wettstreit, wer denn wohl am schönsten schwelgen kann. Das Zentrum des Quintetts, das Adagio, erhielt durch die Musiker mit unglaublich leise beginnenden dynamischen Steigerungen und geradezu ins Nichts zurückgehenden Abschwüngen eine selten zu erlebende Intensität. Dabei kam es im piano dazu, dass die gezupften Akkorde der 1. Violine teilweise kaum zu hören waren; weiter auffällig waren die recht langen Generalpausen, die allerdings niemals zu Spannungsabbau führten. Dass sich hier und in den anderen Sätzen wie selbstverständlich perfektes Zusammenspiel zeigte, sei ebenso erwähnt wie die technische Brillanz, über die alle verfügten. Auf das mit hoher Virtuosität in sehr flottem Tempo dargebotene Presto folgte das fast fröhliche Finale mit einem fulminant servierten Schluss, der tosenden Applaus des begeisterten Publikums auslöste (GE).


Schubert-Lieder mit Christoph Prégardien

Am Abend erlebte man dann mit Christoph Prégardien und Michael Gees Künstler, die bereits 1993 gemeinsam bei der Schubertiade debütierten und die im Laufe der vielen Jahre dem Publikum schon wunderbare Interpretationen geschenkt haben. Auch diesmal wurde sicher niemand enttäuscht. Von Beginn an legte der Pianist jeweils Klangteppiche aus, die zur freien Entfaltung des Sängers führten. Die Programmfolge des Abends mit manchen Raritäten aus dem großen Schaffen Franz Schuberts war geschickt gewählt, so dass der Eindruck eines sehr persönlichen Rückblicks entstand. Am ernsten Greisengesang, einem der vielen Strophen-Lieder, bewies Prégardien sogleich sein großes gestalterisches Können, indem er zarte Kontraste setzte von klaren Aussagen und persönlichen Gefühlen. Dass er Dramatik ebenso beherrscht, folgte mit An die Leier auf dem Fuße, das er sehr ruhig und „altersweise“ ausklingen ließ. Das tänzerische Im Haine kam mit eleganten, lockeren Verzierungen daher, die Selige Welt mit optimistischer Entschiedenheit und die Bedeutung des Schwanengesangs mit großer Einfühlsamkeit. Und das alles brachte Prégardien mit bester Intonation und Textverständlichkeit, während Michael Gees mit außergewöhnlichem Einfühlungsvermögen auf jede sängerische Nuance einging und dazu noch eigene Impulse gab. In der Folge gab es zunächst thematisch „leichtere“ Lieder: Flüssig schwingend Auf dem Wasser zu singen, intensiv gestaltet Daß sie hier gewesen, eindringlich Du bist die Ruh und liebevoll tändelnd Lachen und Weinen. Selten zu hören ist Drang in die Ferne von Karl Gottfried von Leitner, die stürmische Erklärung eines jungen Mannes an die Eltern, was ihn in die Ferne zieht. Das war einer der Höhepunkte dieses Abends, bei dem mit hohem Tempo alles stimmte: Diktion, flexible Gestaltung, farbenreiche Tongebung mit sauber eingeflochtenen Spitzentönen; der Pianist unterstützte das Drängen und Jagen kongenial. Das Umschalten auf ruhige Stimmführung gelang beiden Künstlern ausgezeichnet mit Wehmut, bevor es mit der farbigen Interpretation von Der Zwerg zum zweiten Höhepunkt kam, der in dem Ausbruch „Sie sagt’s“ gipfelte.

© Schubertiade

Der zweite Teil des Abends erfreute zunächst mit dem hübschen An Silvia, dem neckischen, im Nachspiel ruhig ausklingenden Alinde und dem heiteren An die Laute. Weitere typische Strophenlieder standen auf dem Plan: Jägers Liebeslied, Schiffers Scheidelied und Des Fischers Liebesglück. Besonders gelungen war die Ausdruckskraft in Die Sterne, die ruhig gelassene Wiedergabe von Herbst sowie zum Schluss Der Winterabend, der sehr lyrisch und mit lockeren Verzierungen beginnt, noch einmal mit großem Aufschwung an Fahrt aufnimmt und still verklingt mit „…und sinne“. Für den enthusiasmierten Applaus bedankten sich beide Künstler nach dem erfüllenden Abend mit An mein Herz und Die Mutter Erde (ME).


Balladen mit Konstantin Krimmel

Inzwischen tritt der Bariton Konstantin Krimmel regelmäßig bei der Schubertiade auf, diesmal wieder gemeinsam mit dem Pianisten Ammiel Bushakevitz, der sich mittlerweile als ausgezeichneter Liedbegleiter etabliert hat. Die Künstler präsentierten am Nachmittag des 22. Juni ein höchst anspruchsvolles Balladen-Programm, das mit Stücken von Carl Loewe begann. Das für die Interpreten und das Publikum gleichermaßen „anstrengende“ Programm, wie Krimmel bei der Ansage der Zugaben hervorhob, ist vor allem auch deshalb beachtenswert, weil der Sänger aus dem Münchener Staatsopern-Ensemble in einer Woche in einer Neuinszenierung sein Debüt als Don Giovanni haben wird. Dieser Lieder-Nachmittag war einer der herausragenden Glanzpunkte der diesjährigen Schubertiade. Da imponierte zunächst die ungemein dichte Übereinstimmung beider Künstler in allen Stücken, wenn sie gemeinsam die vielen dramatische Steigerungen vollzogen oder zurückgingen in lyrische Ruhe-Passagen. Besonders beeindruckten allgemein die Intonationsreinheit und Höhensicherheit des Sängers. Gleich zu Beginn in Tom der Reimer wie auch im folgenden Herr Oluf  wurde deutlich, über wie viele Farben der klare, helltimbrierte BaritonKrimmelsverfügt, als er die unterschiedlichen Stimmen der Elfenkönigin und des Reimers sowie von Erlkönigs Tochter und Oluftrefflich wiederzugeben wusste. Überhaupt hat sich Krimmel inzwischen in seinen Gestaltungsmöglichkeiten und auch in seiner Textsicherheit stark gesteigert. Dass er das umfangreiche Programm insgesamt auswendig vortrug, ist keine Selbstverständlichkeit und soll deshalb lobend hervorgehoben werden. Mit bestem Legato und dem nötigen „langen Atem“ erklang Goethes Wandrers Nachtlied I, übrigens auch im zweiten Teil des Konzerts in der Fassung von Franz Schubert. Der Pianist hatte allerlei zu tun und glänzte vielfach durch hohe Virtuosität, wie z.B. in Goethes gespenstischem Totentanz. Zwischen den einzelnen Stücken gab es wie in einem Liederkreis keine Haltepunkte, was bei Archibald Douglas anders war. Hier erläuterte Krimmel in launiger Manier den historischen Hintergrundder langen Ballade, bevor die beiden Künstler die große Spannung der bei Fontane positiv endenden Geschichte zum Abschluss des ersten Teils höchst wirkungsvoll gestalteten.

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Nach der Pause hörte man die Vertonung von ausschließlich Goethe-Texten, beginnend mit den eher selten zu hörenden, nachdenklich-schmerzhaften Gesängen des Harfners von Hugo Wolf, bis weiterhin Balladenhaftes – nun von Franz Schubert – auf dem Programm stand. Nach dem höchst spannungsvoll gestalteten Erlkönig gefielen das kontrastreiche, schließlich tröstende Nachtstück und die bekannte Ballade vom König in Thule. Auch in der Gruppe aus dem Tartarus und im abschließenden Prometheus mit dessen hochdramatischem, fast schon opernhaftem Aufbegehren zeigte sich auf eindrucksvolle Weise noch einmal die hohe Qualität beider Künstler.

Das Publikum war hellauf begeistert und spendete starken Applaus, für den sich die gefeierten Künstler mit zwei Zugaben bedankten, mit dem die Gemüter beruhigenden Der Bach im Frühling und mit Der Zwerg, einer weiteren, den Blutdruck wieder erhöhenden Ballade (GE).


Mendelssohn, Schumann, Brahms und Reimann mit dem Aris-Quartett und Christiane Karg

Am Nachmittag des 24. Juni präsentierten die Sopranistin Christiane Karg und das 2009 gegründete Aris Quartett (Anna Katharina Widermuth, Noémi Zipperling, Caspar Vinzens, Lukas Sieber) ein ganz besonderes Programm. Im Zentrum des Konzert standen Lieder für Sopran und Streichquartett in Bearbeitungen von Aribert Reimann. Zu Beginn spielte das international erfolgreiche Quartett das Streichquartett Es-Dur op.12, das Felix Mendelssohn Bartholdy in der Auseinandersetzung mit Beethovens Meisterwerken der Gattung als 20-Jähriger schrieb. Man hört in allen Sätzen bereits Mendelssohns typischen Kompositionsstil, besonders deutlich im Mittelteil der beliebten Canzonetta, wenn es wie imSommernachtstraum flimmert und schwirrt. Die besonderen Vorzüge des sich mehr und mehr in die Spitze der Streichquartette spielenden Aris Quartetts erwiesen sich in allen Sätzen: Perfektes Zusammenspiel durch ständige Kontaktaufnahme der Instrumentalisten, das Erzeugen einer dichten Atmosphäre imgesanglichen Andante espressivo oder dieherausragende Virtuosität aller Quartettspieler, wie sie sich vor allem im Schlusssatz Molto allegro e vivace in rasend schnellen Läufen mit verblüffend klarer Artikulation manifestierte. 

© Schubertiade

Der im letzten Jahr verstorbene Komponist Aribert Reimann hat erfolgreich Kunstlieder für Streichquartett transkribiert und diese dann teilweise mit eigenen Intermezzi kunstvoll verbunden. Dadurch war das bislang gewohnte Klangbild von Stimme und Klavier doch stark verändert, eine interessante Lösung, die sicher nicht jedem auf Anhieb gefällt. Zu Beginn des Liedprogramms boten Christiane Karg und das Aris Quartett die Künstler Mignon-Lieder von Franz Schubert: Mit schier endlos scheinendem Atem, gut durchgebildeter Stimme und bestens intonierend stellte die Sängerin Nur wer die Sehnsucht kennt (zwei Fassungen), Heiß mich nicht reden und So laßt mich scheinen in den Raum, sicher begleitet von den vier Instrumentalisten, die auch zwei mit So laßt mich scheinen und … eine kleine Stille betitelte Fragmente als rein instrumentale Bindeglieder einschoben.

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Nach der Pause ging es dann mit Liedbearbeitungen von Robert Schumann, Johannes Brahms und Felix Mendelssohn-Bartholdy weiter. Schumanns thematisch passendes Herzeleid führte zu Brahms‘ „Ophelia-Liedern“, von denen das ruhig ausgesungene Sein Leichenhemd weiß wie Schnee und das lebhafte Auf morgen ist Sankt Valentins Tag besonderen Eindruck machten. Kernstück des zweiten Konzertteils waren Acht Lieder und ein Fragment nach Heine-Gedichten von Mendelssohn-Bartholdy, die ebenfalls von Aribert Reimann für diese besondere Besetzung bearbeitet und durch sechs teils elegante, teils schroffe Intermezzi aufgelockert wurden. Christiane Karg traf den Charakter der unterschiedlichen Lieder gut, blieb aber insgesamt etwas distanziert, zu künstlich im Ausdruck, zu stark kopfgesteuert. Nach dem gefälligen kurzen Gruß wurde sie bei der großen Steigerung in Der Herbstwind rüttelt die Bäume lautmalerisch von den Begleitern mit dichtem Tremolo für „Kerzengeflirr“ und „Sporengeklirr“ unterstützt. Über die Berge steigt schon die Sonne brachte wieder Ruhe in das Geschehen. Sehr gut passte hier das Intermezzo III als Überleitung zum träumerischen Auf Flügeln des Gesanges. Der schnelle Charakterwechsel vom traurig ruhigen Was will die einsame Träne zum pulsierenden In dem Mondenschein im Walde gelang wunderbar. Das aufgeregte Allnächtlich im Träume und das große Ruhe ausstrahlende Mein Liebchen, wir saßen beisammen lagen der Sängerin besonders, bevor die Künstler mit dem todtraurigen Fragment Warum sind denn die Rosen so blaß … den Abend beschlossen.

Starker Applaus dankte allen Künstlern für den interessanten Abend, wofür diese sich mit einer Zugabe des Abendliedes “Es ist so still geworden“ von Schumann revanchierten (ME).


Schubert mit Magda Amara, Noa Wildschut, Harriet Krijgh, Pauline Sachse, Dominik Wagner

Ein weiterer Glanzpunkt der diesjährigen Schubertiade in Schwarzenberg war das Kammerkonzert am Abend des 24. Juni mit fünf Instrumentalisten, die keinem festen Ensemble angehören. Nun ist es keineswegs selbstverständlich, dass solch ausgewiesene Solisten ein Team bilden können, das entsprechende Kammermusik homogen interpretieren kann. Eine dementsprechende Befürchtung wurde schnell durch die „drei Damen in rot“ widerlegt, als die in Russland gebürtige Pianistin Magda Amara sowie die blutjunge Noa Wildschut (Violine) und Harriet Krijgh (Violoncello), beide Niederländerinnen, in hervorragender Weise Franz Schuberts Klaviertrio Es-Dur D 929 präsentierten. Da gab es von Beginn an fast schon perfektes Zusammenspiel, bei dem das Klavier niemals beherrschend war, was beim Klaviertrio leicht geschehen kann. Im dramatisch ausgelegten Allegro wurdendie Fortissimo-Passagen und die große Steigerung vor der Reprise geradezu ausgekostet. Besondere Leckerbissen waren die wunderschön ausgespielten Streicher-Melodien, die vom Klavier mit gleichmäßig dahin perlenden Läufen begleitet wurden. Im variantenreichen Andante con moto wurden nach harmlos erscheinendem Beginn die beiden hochdramatischen Aufschwünge ungemein intensiv gestaltet. Im folgenden Scherzando ging es bis auf das schroffe Trio durchgehend heiter zu, was die Künstlerinnen trotz hoher technischer Ansprüche überzeugend zur Wirkung brachten. Im Finale Allegro moderato fiel erneut positiv auf, wie einfühlsam die drei Musikerinnen miteinander umgingen, als jede ein Solo spielte, das die anderen beiden jeweils zurückhaltend begleiteten. Das Trio kam schließlich mit hoher, stets der Gestaltung dienender Virtuosität zum begeistert gefeierten Schluss.

© Schubertiade

Nach der Pause kamen die Bratscherin Pauline Sachse, Professorin in Leipzig, und der junge österreichische Kontrabassist Dominik Wagner hinzu, um in mitreißender Manier das berühmte „Forellenquintett“ auszudeuten. Durchweg erlebte man in technisch hohem Niveau unbeschwertes Musizieren in allen Sätzen; so fiel z. B. im Andante das stets exakte Zusammenspiel bei komplizierteren Rhythmen auf. Besonders schön gelangen hier die Soli der Viola gemeinsam mit dem Violoncello, auch weil die anderen so dezent begleiteten. Wunderbar klangvolles piano gab es im Trio des ansonsten so stürmischen Scherzo. Im Variationssatz spielten alle ihre Soli gekonnt aus, ohne sich extra profilieren zu wollen; dadurch wurde die Vielseitigkeit dieses Satzes nachhaltig unterstrichen. Schließlich stellten im furiosen Finale Allegro moderato alle noch einmal ihr hohes technisches Können nachdrücklich unter Beweis.

Das Publikum war zu Recht hellauf begeistert und spendete starken Beifall, für den sich die Künstler überraschend mit einer Instrumentalfassung von Schuberts „An die Musik“ bedankten (GE).


Schubert: Die schöne Müllerin mit Ilker Arcayürek

Am 25. Juni erlebte man einen spannenden Liederabend mit Schuberts Liederkreis Die schöne Müllerin. Für den erkrankten Patrick Grahl konnte kurzfristig Ilker Arcayürek einspringen, am Klavier begleitet von dem vorgesehenen Daniel Heide. Der Pianist stellte sich sehr gut auf den Sänger ein, ging auf dessen Intentionen jeweils sofort ein und bildete damit eine sichere Grundlage, ohne dabei auf eigene Impulse zu verzichten. Der Sänger verfügt über eine markige, baritonal gefärbte Tenorstimme, die er bruchlos durch alle Lagen zu führen und farbenreich einzusetzen weiß. Tenoralen Strahl bot er beispielsweise mit „Dein ist mein Herz…“ in Ungeduld und „Dann Blümlein alle, heraus, heraus“ in Trockene Blumen; besonders dichtes Legato präsentierte er in Der Neugierige und Baches Wiegenlied. Für Der Jäger und Eifersucht und Stolz brachte Arcayürek dramatische Attacke mit. Darüber hinaus überzeugte er durchweg mit intensiver Gestaltung der unterschiedlichen Lieder vom volksliedhaften Das Wandern bis zum traurigen Ende in Des Baches Wiegenlied; herausgehoben seien dabei der besonders ausdrucksstarke Morgengruß und das eindringliche Der Müller und der Bach. Daniel Heide setzte souverän die Akkordschläge zu Einleitung und Unterstützung des handwerklichen Am Feierabend  und ließ das Bächlein passend rauschen und rieseln zu Wohin?.

© Schubertiade

Für diese in sich geschlossene Interpretation der „Schönen Müllerin“ bedankte sich das Publikum mit starkem Applaus für die beiden Künstler (ME).      

Marion und Gerhard Eckels, 26. Juni 2025


25. Schubertiade
Schwarzenberg (Vorarlberg)

Angelika-Kaufmann-Saal

21. bis 29. Juni 2025
Teil 1

Künstlerische Leitung: Gert Nachbauer