Bereits im Februar lief am Theater für Niedersachsen die Premiere der Deutschen Erstaufführung des familienfreundlichen Musicals Artus – Der junge König (in England unter dem Titel Pendragon), das 1994 im The National Youth Music Theatre Company at Horsham Arts Centre uraufgeführt wurde, danach beim Edinburgh Fringe Festival, von wo es seinen Weg über Amerika bis nach Australien startete. Peter Allwood komponierte die teils frische, teils sehnsuchtsvolle Musik zu Buch und Gesangstexten, die er gemeinsam mit Joanna Horton, Jeremy Mames Taylor und Frank Whately zu den legendären Episoden aus Artus‘ Jugendzeit schrieb.

Zu dem Stichwort „Artus“ fallen einem sofort die Begriffe Zauberer Merlin mit dem Falken, Schwert Excalibur und Tafelrunde ein. Der uralte mystische Sagen-Stoff, dessen Ursprünge schon um das Jahr 500 ranken, beginnt hier mit der Präsentation von Artus, dem gerade geborenen Sohn und späteren Nachfolger von König Uther Pendragon. Artus wird Merlin zur Erziehung übergeben; da seine Halbschwester Morgana dagegen ist, wird sie ins Kloster geschickt. Dorthin wird auch Artus‘ spätere Ehefrau Guinevere von ihrem Vater König Leodegranz gebracht, da dieser mit König Uther zum Krieg aufbricht. So entwickelt sich die Story, in der Kriegsgeschehen immer wieder eine entscheidende Rolle spielt, wie auch Neid, Hass, Zauberei, Intrigen und Fluch bis zum guten Ende, wenn Artus durch einen Kuss den letzten Zauber löst. Danach führt er alle Beteiligten in einem Halbkreis zusammen zur Gründung seiner Tafelrunde und gibt das Motto aus: Wenn wir in Freundschaft leben, dann wird Friede sein. Wie passend für unsere aktuelle Zeit!

Regisseur Oliver Pauli verlegte die turbulente Inszenierung ins frühe Mittelalter; eine Art Wanderbühne zieht durch die Lande und führt das Stück auf, hier das gesamte Musical-Ensemble und der Jugendchor des TfN. Bernhard Bruchhardt hatte dazu mit viel Holz eine vielfältig zu bespielende Einheitskulisse in warmen Brauntönen gebaut und passende Kostüme gewählt.
Andreas Unsicker leitete mit gewohnt sicherer Hand die kleine Band vom Klavier, respektive Keyboard aus: Schlagzeug, Kontrabass, Horn und Flöte mussten hier genügen, und das machten sie ausgezeichnet. Jack Lukas durchlebte als Titelheld nach seiner Erziehung durch Merlin die echte Wandlung vom frechen Jungen zum designierten König deutlich (aus Kraft wird Tat); gesanglich gefiel er besonders in dem Song zu einem schönen Flöten-Solo, nachdem er eine Schlange getötet hatte, sowie im Liebesduett mit Guinevere. Samuel Jonathan Bertz zeichnete stimmlich abgerundet den Merlin als energischen, aber liebevollen Erzieher (Die Jahre fließen und vergehen). Als Artus‘ Schwester Morgana erlebte man kurzfristig eingesprungen Lena Poppe, die Schöngesang entfaltete (Ich wollte nur, dass sie mich lieben), aber auch mit kräftiger Stimme ihren Fluch gegen Artus herausschleuderte. Auch seine Frau Guinevere wird von ihr mit Hass und Zauber verfolgt, den er allerdings lösen konnte. Karsten Oliver Wöllm spielte (wie fast alle Akteure) mehrere Rollen, u.a. als Artus‘ strenger Vater König Uther und als dessen humoriger Bruder König Pellinore, die jeweils bestens gelangen. Mit runder Stimme war Elisabeth Köstner u.a. die Herrin vom See. Lucia Bernadas Cavallini erfreute als Guinevere mit warmem Klang und intensivem Spiel (Geh nicht fort).
Ebenfalls jeweils in mehreren Rollen ergänzten Daniel Wernecke (u.a. Artus‘ Milchbruder Kay), Jürgen Brehm (u.a. weißer Hirsch), Ömer Örgey (u.a. König Leodegranz) und Silke Dubilier (u.a. Oberin) auf hohem sängerischen und darstellerischem Niveau.

Der Jugendchor des TfN, exakt und vorzüglich artikuliert von Achim Falkenhausen einstudiert, sang klangvoll und ausgeglichen. Daneben hatten sie in der äußerst lebendigen und wirbeligen Inszenierung vielerlei darstellerisch zu leisten oder auch als Publikum vor der Wanderbühne sitzend das Geschehen zu kommentieren. Besonders eindrucksvoll war der Falken-Flug mit Leuchtstäben! Das Publikum des leider am letzten Karnevalswochenende nicht so gut besuchten Hauses war begeistert und feierte alle Mitwirkenden mit starkem Applaus.
Marion Eckels, 4. März 2025
Der junge König Artus
Peter Allwood
Hildesheim – Theater für Niedersachsen (TfN)
Deutsche Erstaufführung am 2. Februar 2025
Besuchte Vorstellung am 2. März 2025
Inszenierung: Oliver Pauli
Musikalische Leitung: Andreas Unsicker