Im Jahr 2022 feierte Robin Hood – Das Musical mit der Musik von Weltstar Chris de Burgh im Rahmen des Fuldaer Musicalsommers seine Weltpremiere und begeisterte seitdem mehr als 200.000 Zuschauer. Nach Aufführungen in Fulda und Hameln, wo die Produktionen der spotlight musicals GmbH seit langem zu sehen sind, ist das Musical aktuell im Rahmen einer erstklassig besetzten und produzierten Tournee seit gestern auch in der Alten Oper Frankfurt zu erleben. Dabei wird die weltberühmte Abenteuersaga um Robin Hood zum Teil völlig neu erzählt. Viel soll an dieser Stelle hierzu nicht verraten werden, denn die Geschichte lässt sich auch ohne die ausführliche Inhaltsangabe im Programmheft gut verfolgen und hält so manche unerwartete Wendung bereit. Daher auch an dieser Stelle die dringende Empfehlung, die Inhaltsangabe erst nach dem Vorstellungsbesuch zu lesen, denn die Geschichte ist trotz der vielen Handlungsstränge spannend und abwechslungsreich geschrieben. Neben dem bekannten Kampf von Robin und seinen Gefährten gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit geht es auch um Machtkämpfe innerhalb des britischen Adels und die nicht immer einfache Beziehung zwischen Robin und seiner Frau Lady Marian. Aus einer zunächst von den Vätern arrangierten Ehe entwickelt sich im Laufe des Abends eine ebenso schöne wie dramatische Liebesgeschichte. Außerdem steht der Konflikt zwischen den Jugendfreunden Robin von Loxley und Guy von Gisbourne im Mittelpunkt. Mit Action, Spannung und Romantik ist also der Grundstein für einen großartigen Musicalabend gelegt.
Für die Action sorgen eine rundum gelungene Inszenierung von Matthias Davids, der es versteht die jeweiligen Handlungsmotive der Hauptfiguren nachvollziehbar und glaubwürdig umzusetzen, und die Choreografien von Kim Duddy, in denen das zwölfköpfige Ensemble nicht nur in den großen Massenszenen auf höchstem Niveau glänzen kann. Auch hier erweist sich der Abend als sehr abwechslungsreich: Mal sind es die fröhlichen Feste, mal die brutalen Schlachten während der Kreuzzüge, die das Ensemble umzusetzen hat. Neben dem Tanz sind alle Ensemblemitglieder auch in kleineren Rollen zu sehen. Selten hat man ein Musical gesehen, in dem das Ensemble so wichtig ist wie hier und in dem jeder einzelne Darsteller so begeistern kann. Begeistern kann auch die Besetzung der Hauptrollen. Philipp Büttner verleiht Robin von Loxley eine glaubwürdige Persönlichkeit, die unter der strengen Hand seines Vaters fast zerbricht und sich erst ganz langsam zu dem bekannten Robin Hood, dem Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit, entwickelt. Besonders die Duette Ich weiß nicht, wer du bist oder Endlich frei sein mit Lady Marian gehen zu Herzen. In dieser Rolle brilliert einmal mehr Sabrina Weckerlin, eine bessere Musicaldarstellerin gibt es in Deutschland derzeit wohl nicht. Als Guy von Gisbourne ist Dennis Henschel sowohl schauspielerisch wie auch gesanglich stark gefordert, was er tadellos meistert. Insbesondere bei Ich oder Du spürt man förmlich welche Gefühle sich in ihm gegenüber Robin über Jahre aufgebaut haben müssen. Als King John gibt Philipp Hägeli einen machtbesessenen und extravaganten Herrscher, der für Ruhm und Macht über Leichen geht. In den weiteren Rollen überzeugen Thorsten Tinney in der Doppelrolle als Robins Vater (1. Akt) und John Little (2. Akt), Kira Primke als Äbtissin von Kirklees, Thomas Christ als Sheriff von Nottingham, Alexander Di Capri als Outlaw Will Scarlett und Benjamin Eberling als Bruder Tuck, der für die lustigen Momente des Abends zuständig ist.
Das Bühnenbild von Hans Kudlich wirkt auf den ersten Blick etwas schlicht, besteht es doch im Wesentlichen aus verschiebbaren Bühnenwänden, die im Laufe des Abends als Projektionsfläche für verschiedene Szenenhintergründe dienen. Als äußerst praktisch erweist sich eine nach vorne kippbare Spielfläche, die für verschiedene Szenen eindrucksvoll genutzt wird. Dass sich überall in den Bühnenwänden versteckte Türen befinden, ermöglicht einen fließenden Auf- und Abgang der Darsteller. Gelungen sind auch einige Effekte, z.B. wenn ein scheinbar abgeschossener Pfeil in Sekundenbruchteilen von hinten durch die Wand schießt, so dass es aussieht, als sei der Pfeil von vorne in die Wand geschossen worden. Am Ende ist vom ersten Eindruck nichts mehr übrig und auch das Bühnenbild reiht sich in dem rundum gelungenen Abend ein. Musikalisch ist neben den Einflüssen von Chris de Burgh immer wieder der typische Sound der Spotlight-Musicals zu hören. Verantwortlich dafür ist Dennis Martin, dem es immer wieder gelingt, ganz wunderbare Duette oder Solonummern zu schreiben, die fast jedes Musicalherz höherschlagen lassen. Zwar kommt die Musik auch an diesem Abend vom Band, aber sie ist sehr gut abgemischt, harmoniert in der Lautstärke gut mit dem Gesang der Darsteller, und die Aufnahme ist sehr professionell produziert.
Professionell zeigten sich auch Philipp Büttner und Dennis Henschel, die trotz technischer Panne ohne die geringste erkennbare Verwunderung konsequent weiterspielten, bis die Abendspielleitung die Aufführung an geeigneter Stelle kurz unterbrechen musste. Nach wenigen Minuten konnten die Zuschauer die abgebrochene Szene in der korrekten Fassung noch einmal erleben. Dieses professionelle Verhalten wurde am Ende des Abends auch von Chris de Burgh persönlich gelobt, der nach der Vorstellung noch ein paar Worte an das Publikum richtete und sehr charmant und authentisch alle Darsteller des Abends in den höchsten Tönen lobte. Diesem Lob kann man sich an dieser Stelle nur anschließen, denn mit Robin Hood – Das Musical zeigt BB Promotion in Zusammenarbeit mit der spotlight musical GmbH einmal mehr, wie man große Musicalproduktionen tourneetauglich und in höchster Qualität auf die Bühne bringen kann.
Markus Lamers, 28. März 2024
Robin Hood – Das Musical
von Chris de Burgh und Dennis Martin
Alte Oper, Frankfurt
Premiere: 27. März 2024
Inszenierung: Matthias Davids
Musikalische Leitung: Marcel Jahn
Weiter Aufführungen bis zum 6. April 2024 in Frankfurt, 10. – 20. April in Berlin und 9. – 28. Juli in Linz