besuchte Vorstellung: 03.04.2022
Liebe, die den Tod besiegt
Im Jahr 1990 erschien mit "Ghost – Nachricht von Sam" ein Film, der auch heute noch durchaus als Kultfilm bezeichnet werden kann. Patrick Swayze, Demi Moore und Whoopi Goldberg glänzten damals in den drei Hauptrollen. Obwohl die Bildhauerin Molly von ihrem Freund Sam endlich mal die Worte "Ich liebe dich" hören will, erwiedert er immer nur ein "Dito" und wird nicht müde zu erwähnen, dass er seine Liebe eben anders zeigt. Als die beiden eines Abends auf dem Heimweg überfallen werden, wird Sam tödlich verwundet und sieht, wie Molly über seinem leblosen Körper kniet. Nun scheint es zu spät, die Worte aussprechen zu können. Doch nicht nur das, als Geist hat er noch eine Aufgabe zu erledigen. Er findet heraus, dass hinter dem vermeintlichen Raubüberfall mehr steckt und sich auch Molly in großer Gefahr befindet. Mit Hilfe der liebenswerten Oda Mae, die Sam dank einer besonderen Gabe hören kann, versucht er Molly zu warnen. Doch wird Molly einer vorbestraften Betrügerin glauben, die behauptet mit Toten reden zu können?
Die unsterbliche Liebe, die bereits in der Filmversion so manche Taschentücher durchweicht hat, steht auch im Mittelpunkt des Musicals, welches im Jahr 2011 am Manchester Opera House uraufgeführt wurde. Dave Stewart und Glen Ballard schuffen Musik und Liedtexte zur bekannten Vorlage von Bruce Joel Rubin. In deutscher Sprache wurde das Werk erstmals am 18. März 2017 am Landestheater Linz aufgeführt. Aktuell tourt das Musical in einer von OffMusical produzierten Tour durch Deutschland, die am vergangenen Wochenende auch in Solingen Station machte. Und auch hier wurden einige Pakete Taschentücher verbraucht. Überzeugen kann "Ghost – Das Musical" vor allen Dingen durch die starken emotionalen Balladen, gepaart mit einigen netten Popsongs. Natürlich darf auch das bekannte "Unchained Melody" nicht fehlen. Während dies im englischen Original verbleibt sind alle anderen Songs in deutscher Sprache zu hören. Wer sich also auf eine kitschig-schöne Liebesgeschichte einlassen will, der ist mit diesem Musical gut bedient. Wem dies dagegen zu schnulzig daher kommt, der sollte sich besser ein anderes Stück aussuchen.
Die Inszenierung von Manuel Schmitt ist absolut tourtauglich, so dass mit wenigen Requisiten gearbeitet wird. Dennoch ist alles stimmig und durchaus sehenswert. Besonderer Wert wird auch auf die Personen und die jeweiligen Stimmungen gelegt. Als Sam kann der gebürtige Cottbuser Charles Kreischke gefallen. Ihm zur Seite stand in der besuchten Vorstellung Livia Wrede als Molly, die während der Tour neben Ensemble-Rollen auch als Cover für Molly zum Einsatz kommt. Nicht einfach zu verkörpern ist die Rolle der etwas extravaganten Oda Mae, da diese mehr als die anderen Rollen der Filmvorlage durch Whoppi Goldberg extem stark vorgezeichnet wurde. Dennoch gelingt es Amani Robinson ganz wunderbar, hier eine eigene Komik zu entwickeln. Mit "Weit weg von hier" hat sie am Ende dann auch endlich ihre große Solo-Nummer, bei der sie auch gesanglich voll überzeugen kann. Als Sams Freund und Arbeitskollege Carl weiß auch Kim-David Hammann zu überzeugen. Die weitere Cast ist ebenfalls stimmig besetzt, wobei insbesondere Richard McCowen als Krankenhausgeist postiv hervorsticht. Die Musik wurde für diese Tourproduktion im Vorfeld aufgenommen und lediglich vom Band eingespielt. Dies ist sicher keine schöne Entwicklung, schließlich geht nichts über unsere geliebten großen Orchester, allerdings ist zumindest die Abmischung mit dem Livegesang gut gelungen. Alles in allem erhält der Zuschauer beim Besuch dieser Produktion all das, was er erwarten darf. Gute Darsteller, eine rührseelige Liebesgeschichte, die "Unchained Melody" und am Ende viele Tränen durch die gesamte Sitzreihe. Am Ende spendete das Publikum trotz einer eher ungewöhnlichen Uhrzeit am frühen Sonntag Mittag großen Applaus. Auf Grund der großen Nachfrage wurde in Solingen zu den urspünglich geplanten Vorstellungen am Samstag und Sonntag Abend eine weitere Vorstellung am Sonntag Mittag eingeschoben, die ebenfalls recht gut besucht war.
Kurzfristig zu sehen ist "Ghost – Nachricht von Sam" noch in Nürnberg (18.04.22), Offenburg (20.04.22) und Düsseldorf (22.04.22), weitere Termine im Frühjahr 2023 sind angesetzt und geplant.
Markus Lamers, 09.04.2022
Bilder: © David Schmelzer