Basel: „Die Walküre“, Richard Wagner

In der Erinnerung von Brünnhilde ist der zweite Teil von Wagners Ring als Rechtfertigung für den Rettungsversuch von Siegmund vor dem Tod zu verstehen. Sie führt aus, was Wotan eigentlich will, aber aufgrund seiner Verträge nicht ausführen kann. Und für dieses «Verbrechen» wird Brünnhilde bestraft und in Schlaf versetzt.

(c) Ingo Höhn

Als Brünhilde auf der Bühne zu sehen und hören ist Trine Moller. Ihre Diktion und Intonation sind in allen Lagen makellos, vielleicht etwas laut in den hohen Lagen. Als Sängerin ist die Künstlerin technisch hervorragend, aber weitgehend emotionslos. Es fehlt Trine Moller die innere Überzeugung, das Rollenfeeling. Ihre Körpersprache, Gestik und Mimik stimmen nicht mit dem Inhalt der entsprechenden Szenen überein. Die Ausnahme dabei bildet ihre Bindung an Wotan. In diesen Szenen sind sehr wohl Emotionen festzustellen, aber eben nur hier. Wenn Hunding singt: ‘Verhasst sind sie Allen und mir’, spüre ich seine Abneigung seinen Hass. Bei Brünnhilde kann ich diese innere Anteilnahme auf weiten Strecken der Rolle nicht feststellen.

(c) Ingo Höhn

Siegmund wird hervorragend gesungen von Ric Furman und Sieglinde wird etwas zu lyrisch interpretiert von Theresa Kronthaler. Beide Künstler intonieren sauber in allen Lagen und ihre Diktion ist makellos, jedes Wort ist verständlich.

Wiederum hat sich die Nachbildung des Orchestergrabens am Bayreuther Vorbild bewährt. Sängerinnen und Sänger können sich auf die Intonation und Diktion konzentrieren, ohne zu versuchen laut genug zu sein. Die Umsetzung des Intendanten und Regisseurs hat sich wahrlich gelohnt. Akustisch kommt wiederum ein echtes Bayreuth-Feeling auf.

Die Personenführung von Benedikt von Peter und Caterina Cianfarini darf als sehr gut bezeichnet werden. Das ganze Drama kommt weniger hektisch als Rheingold daher, es wird ruhiger agiert, überzeugender gespielt.

(c) Ingo Höhn

Nathan Berg als Wotan überzeugt wiederum durch Körpersprache und mit perfekter Intonation und Diktion. Solenn’ Lavanant Linke beherrscht als Fricka die Bühne, ohne jedoch ihre Partnerinnen und Partner an die Wand zu spielen.

In weiteren Rollen: Die Walküren: Jasmin Etezadzadeh, Valentina Stadler, Camille Sherman, Sophie Kidwell, Marta Hermann, Lucie Peyramaure, Sarah Marie Kramer und Sarah Brady.

Artyom Wasnetsov ist als Hunding auf der Bühne zu sehen und hören. Nathan Berg singt und spielt mit perfekter Intonation und Diktion einen überragenden Wotan.

Die Bühne entwarf Natascha von Steiger, die Kostüme zeichnete Katrin Lea Tag. Das eher düstere Lichtdesign stammt von Roland Edrich und für den Sounddesign ist Roland Hermann zuständig.

(c) Ingo Höhn

Das Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Jonathan Nott interpretiert Richard Wagners Meisterwerk mit hervorragend angepasster Dynamik. Die Akustik durch den gedeckten Orchestergraben hilft den Sängerinnen und Sängern genauso, wie der Komponist dies in Bayreuth angestrebt hat.

Das zahlreich erschienene Publikum im fast ausverkauften Haus belohnt die Leistung des gesamten künstlerischen Teams mit rauschendem, sehr langanhaltendem Applaus.

Peter Heuberger, 21. September 2023


Die Walküre
Richard Wagner
Theater Basel

Besuchte Premiere: 16. September 2023
Besuchte Premiere: 16. September 2023

Regie: Benedikt von Peter, Caterina Cianfarini
Musikalische Leitung: Jonathan Nott
Sinfonieorchester Basel