Köln: „West Side Story“

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„Irgendwo auf der Welt kehrt diese alte Geschichte wieder und wieder: Zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft begegnen sich, verlieben sich ineinander und schwören sich ewige Treue“. So beginnt das Programmheft die Einleitung zur aktuellen Welttournee der West Side Story, die nach Tokio, Manila, Singapur, Bangkok, Paris, Shanghai, Den Haag und Groningen derzeit im Kölner Musical Dome Station macht. Und genauso regelmäßig wie diese Geschichte stehts wiederkehrt, so regelmäßig taucht auch dieses Musical auf den Spielplänen der verschiedensten Theater auf. Dies liegt zum einen sicher an der wunderbaren Musik von Leonard Bernstein, doch auch der Inhalt scheint stehts aktuell, in der heutigen Zeit vielleicht noch mehr als jemals zuvor. So erhielt das Buch von Arthur Laurents in der Vergangenheit diverse aktuelle Deutungen durch die Regie, die bei der West Side Story sicher auch problemlos möglich und sinnvoll sind. Auf der anderen Seite ist das Werk aber auch in der ursprünglichen Version noch heute sehenswert und so bietet die aktuelle Tour in der Inszenierung von Joey McKneely eine wunderbare Hommage an das große klassische Broadway Musical. Zudem wird als weltweit einzige Inszenierung auf die Originalchoreografie von Jerome Robbins zurückgegriffen, die Songs erklingen im englischen Original von Stephen Sondheim.

Die Auseinandersetzung zwischen den Jets und den Sharks überzeugt auch in Köln auf ganzer Linie in bewährter Qualität, holte BB Promotion das Werk ja in der Vergangenheit bereits öfter nach Deutschland und Österreich. Auf der aktuellen Tour werden die beiden Hauptrollen von Kevin Hack als Tony und Natalie Ballenger als Maria übernommen. Egal ob „Maria“, „Tonight“, „I Feel Pretty“ oder „One Hand, One Word“, beide harmonieren wunderbar zusammen und können gesanglich vollkommen überzeugen. Stark auch das gesamte Ensemble, was die Damen vor allem bei „America“, die Herren dagegen bei „Gee, Officer Krupke“ auch gesanglich mal zeigen dürfen. Auch Schauspiel und Tanz sind ganz hervorragend. Allgemein bleiben bei dieser Inszenierung vor allem die vielen und wunderbar akkurat getanzten Choreographien im Gedächtnis. Kelly Beirne zeigt als Anita eine wunderbar glaubhafte Darbietung dieser Rolle und auch Lance Hayes (Riff) und Waldemar Quinones-Villanueva (Bernado) verkörpern die jeweiligen Bandenchefs mehr als rollendeckend. Vom gesamten großen Ensemble bleiben vor allem Daniel Russel als Baby John und Natalia Sanchez als Anybodys im Gedächtnis, was sicher auch etwas an den Rollen liegen mag. Insgesamt waren die Standing Ovation am Ende der Vorstellung für die Darsteller absolut verdient.

Donald Chan leitet das für eine Tourproduktion überraschend große Orchester sicher und souverän durch die Vorstellung. Das Bühnenbild von Paul Gallis besteht vor allem aus zwei Häuserfronten rechts und links der Bühne, die sich in verschiedene Richtungen bewegen lassen und so in Verbindung mit einigen Projektionen von New York immer wieder neue Räume schaffen, schlicht und effektiv. Die Kostüme von

Renate Schmitzer sind den 50iger-Jahren angepasst und auch die Abgrenzung der Sharks und Jets ist gut gelungen, ohne aufdringlich zu wirken.

Alles in allem, erwartet den Zuschauer „eine große Broadway-Produktion“ am Rhein, bei der der Zusatz „Der Original Broadway-Klassiker“ mehr ist als nur ein Werbespruch. Vielmehr ist er eine recht treffende Beschreibung dieser Inszenierung, die von den Zuschauern mit lautem Beifall bedacht wurde und der ein oder andere Besucher hatte auf Grund der gut umgesetzten Geschichte am Ende sicher auch eine kleine Träne im Auge. Etwas eilig hatte es allerdings wohl der Inspizient gestern Abend, denn der Vorhang blieb sehr schnell geschlossen und die Saalbeleuchtung wurde eingeschaltet zu einem Zeitpunkt wo die Zuschauer sicherlich noch bereit waren, den Darstellern mit einer Runde Extraapplaus zu danken. Wer sich die Show noch ansehen will, muss sich allerdings sputen, denn die West Side Story gastiert nur noch bis zum 14. Januar 2018 in Köln und im Vorfeld konnten bereits über 90 % der Plätze abgesetzt werden, so dass es nur noch Restkarten an den Abendkassen geben wird. Hingehen lohnt sich allerdings.

Markus Lamers, 10.01.2018
Fotos: © Johan Persson / Susanne Brill
Weitere Informationen: www.westsidestory.de