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Kontrapunkt: „Pace, pace“ – ein Plädoyer gegen Rufschädigungen

In Ergänzung meiner Besprechung zu Verdis "La forza del destino" in Paris noch eine persönliche Bemerkung zum Fest der Versöhnung, Weihnachten: Ich rezensiere seit 1988 die Aufführungen an der Pariser Oper und habe seitdem alle wichtigen Pressekonferenzen verfolgt. In diesem Jahr 2022 passierte es zum allerersten Mal, dass ein Intendant auf einer Konferenz das Engagement einer Sängerin . . .

Gelsenkirchen: „Das schlaue Füchslein“, Leoš Janáček

Sonst singt Johannes Martin Kränzle den Beckmesser in New York oder Bayreuth, den Alberich in Berlin oder den Faninal in München, jetzt ist er als Förster in Janaceks „Das schlaue Füchslein“ in Gelsenkirchen zu erleben. Dem inszenierenden Intendanten Michael Schulz ist mit dieser Besetzung ein echter Coup gelungen, denn nun kann Kränzle diese Rolle endlich einmal im tschechischen . . .

Nürnberg: „Talestri, Königin der Amazonen“, Maria Antonia Walpurgis

Fantastisch: Da steht eine Frau in der Hauptrolle auf der Bühne, die die Oper selbst inszeniert hat – und sie macht es so bravourös, lippensynchron und einsatzbereit, dass wir geradezu körperliche erfahren, dass es der Frau ernst war, als sie das Stück inszenierte (und dass sie das sog. Handwerk so beherrschte wie einst Patrice Chéreau, als er in einer legendären, leider nicht auf Film . . .

CD: „Harfenkonzerte von Glière und Mosolov“ mit Xavier de Maistre

Eine wunderbare CD ist bei SONY Classical erschienen. Im Mittelpunkt steht Xavier de Maistre, der Doyen der gegenwärtigen Harfenspieler im internationalen Konzertgeschehen. Zwei Konzerte für Harfe und Orchester sind die zentralen Werke dieser Einspielung. Reinhold Glière, der Russe mit deutsch-polnischen Wurzeln, war kein Erneuerer. Er sah sich als ein Vollblutromantiker – und das im Jahr . . .

Stuttgart: „La Cenerentola“, Gioachino Rossini

Zu einem ungemein heiteren, vergnüglichen Opernabend geriet die Wiederaufnahme von Rossinis La Cenerentola an der Stuttgarter Staatsoper. Deren ehemalige Chefregisseurin Andrea Moses hat Rossinis Oper mit ihren vielfältigen Verkleidungen, Verwicklungen und Verwechslungen in hohem Maße kurzweilig, lebendig und mit zahlreichen lustigen Einfällen garniert geradezu funkensprühend in Szene . . .

Berlin: „Oyayaye / Fortunios Lied“, Jacques Offenbach

Die schöne Tradition, kurz vor und kurz nach Weihnachten das Publikum an zwei Abenden mit einer halbszenisch aufgeführten Operette zu amüsieren, hat nach Barrie Kosky auch das neue Intendantenteam beibehalten, nur wird anstelle  einer Jazz-Operette nun Jacques Offenbach aufgeführt, und man munkelt, dass daraus in den nächsten Jahren ein ganzer Zyklus werden soll. Begonnen hat man am . . .

Hamburg: „Die Großherzogin von Gerolstein“, Jacques Offenbach

Genauso wie hier am kleinen aber feinen Ernst Deutsch Theater in Hamburg müssen die Opéras Bouffes aus Offenbachs Feder für das heutige Publikum auf die Bühne gebracht werden, dann beweisen sie ihre Daseinsberechtigung. Denn nichts wäre tödlicher für sie als gepflegte, moralinsaure Langeweile, wie „Barkouf“ am Opernhaus Zürich zum Beispiel. – Der Regisseur dieser Hamburger . . .

Wien: „Amahl und die nächtlichen Besucher“, Gian Carlo Menotti (zweite Besprechung)

Der Name Amahl kommt aus dem Arabischen (أمال) und bedeutet „Hoffnung“. Diese Hoffnung begleitet den Titelhelden der Oper, Amahl, der eigentlich ein gelähmtes Bein haben sollte und wie Menotti, der als Kind selbst unter einem solchen litt, wie durch ein Wunder geheilt wurde. Nicht so bei Regisseur Stefan Herheim. Hier leidet er noch zusätzlich an Leukämie und liegt in einem . . .