Autor: <span>admin</span>

Berlin: „Simon Boccanegra“, Giuseppe Verdi

Drei Anläufe für Simon Boccanegra – Ein Vierteljahrhundert lang als sein Sorgenkind betrachten musste Giuseppe Verdi seine Genua-Oper Simon Boccanegra, nachdem sie 1857 bei der Uraufführung in Venedig durchgefallen war. Ihre glückliche Rehabilitierung gelang schließlich mit Hilfe und auf Anregung seines Textdichters Arigo Boito, und das Werk wurde1881 in Mailand zu einem ansehnlichen, . . .

Münster: „Tristan und Isolde“, Richard Wagner (zweite Besprechung)

Im Mittelpunkt steht Isolde, ihr Hass, ihr Leid. KS Kristiane Kaiser bescherte dem begeisterten Publikum eine, bei aller Durchschlagskraft ihres jugendlich-dramatischen Soprans, sehr differenzierte Isolde, die immer wieder zarte Piani einsetzte und so ein bewegendes Portrait gestaltete. Ein Höhepunkt war ihr wunderbar auf Linie gesungener Liebestod, in dem sie nochmal mit großer Intensität die . . .

Köln, Konzert: „Beethoven und Tschaikowsky“, Israel Philharmonic Orchestra unter Lahav Shani

Köln. „L’art pour l’art“: Die Vorstellung, dass Kunst in einem gesellschaftlich-politischen Vakuum zweckfrei sich selbst genügen könne, wie es französische Theoretiker im 19. Jahrhundert postulierte, war immer eine Illusion und wird sie auch bleiben. Seit langem mischte kein politisches Ereignis die an sich eher gemächliche Klassik-Szene so heftig auf wie der Hamas-Gaza-Krieg. . . .

Buchkritik: „Vieles sah ich, Seltsames hört’ ich“. Aus meinem Musikleben – Cord Garben

Nicht allein Schauspieler, auch Musiker tendieren dazu, in ihren zum Druck beförderten Lebenserinnerungen eigene Verdienste zu betonen, einen mehr oder weniger geradlinigen Lebensweg zu beschreiben und gelind eitle Ansichten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Nur selten gelingt es ihnen, in den Kern der Sache, also ihrer Profession, hineinzuleuchten. Cord Garben ist es nun so kurzweilig wie . . .

Budapest, Ballett: „Romeo und Julia“, Sergej Prokofjew

Entstanden 1985, wird Romeo und Julia passend zum 40 Jahre Jubiläum dieser Choreografie jetzt von Ballettdirektor Tamás Solymosi in insgesamt vier verschiedenen Besetzungen vom Ungarischen Nationalballett auf die Bühne der Ungarischen Staatsoper gebracht. Der ungarische Choreograf László Seregi (1929 – 2012) schuf damals ein dreiaktiges Tanzdrama, das sich dramaturgisch sehr . . .

Berlin: „Chowanschtschina“, Modest Mussorgsky

Der Chor erscheint als erster: als ein einziger, monumentaler Solist. Er macht auch den Schluss, er geht unter, wenn aus dem Ascheregen ein Feuerregen wird, der vom Himmel auf die Altgläubigen zu fallen scheint. Der erste Beifall gehört, völlig zurecht, ihm allein. – Nicht allein das Schlussbild der Chowanschtschina ist eindringlich, aber es macht noch zuletzt klar – nachdem wir vier . . .

Münster: „Tristan und Isolde“, Richard Wagner

„Eine Demonstration für unsere Oper“ titelte in den „Westfälischen Nachrichten“ vom 12. Dezember 1963 der Musikkritiker Heinz Josef Herbort (später für die ZEIT tätig) seinen Bericht über die damalige Aufführung von Richard Wagners Tristan und Isolde. Dies könnte man auch für die Premiere dieser „Handlung in drei Aufzügen“ vom letzten Sonntag, 2. November 2025, sagen, . . .

Kontrapunkt: „Ist Anna Netrebko noch zu helfen?“, Provokante Inszenierung in Zürich

Wollen die Züricher Theatermacher bewusst provozieren?  – Vorweg, ich stehe im Netrebko-Bashing an der Seite der Diva, ohne sie persönlich zu kennen. Ich glaube, dass sie eine intelligente Frau ist, sonst hätte sie diese Karriere nicht geschafft, vor allem könnte sie diese nicht so lange halten. Bedenken wir, wer alles neben ihr schon verglüht ist.  Warum aber hat sie sich . . .

Baden-Baden: „Belcanto und die Wiedergeburt des Ziergesangs“, Cecilia Bartoli und Lang Lang

Wer könnte es besser ausdrücken als Jürgen Kesting, dem Kenner und Papst der großen Sänger: „Es ist nicht nur der Wohlklang der Stimme, die den tiefsten Zauber des Singens bewirkt. Vielmehr wird er ausgelöst von Klängen, die das Leben von Emotionen spürbar und selbst sichtbar werden lassen. Die Fähigkeit Cecilia Bartolis, ein Kaleidoskop an Empfindungen in einem Chiaruscuro (in der . . .