Mit unseren Saisonbilanzen erreichen wir allmählich die Zielgerade. Noch taufrisch sind die Einschätzungen unseres Kritikers zum Musikprogramm der Salzburger Festspiele. Er hat sich im Zeitraum vom 4. bis zum 24. August 2023 viele Produktionen angesehen und für uns exklusiv den Bilanzbogen ausgefüllt.
Beste Produktion [Gesamtleistung]:
„The Greek Passion“ von Bohuslav Martinů, Felsenreitschule, in der Regie von Simon Stone, für die hohe dramaturgische und dramatische Qualität im Hinblick auf das Thema vertriebene Flüchtige.
Größte Enttäuschung:
„Jedermann“, Regie Michael Sturminger, wegen des hässlichen und der Werkaussage wenig dienliche Bühnenbilds, allzu banalisierenden Aktionen mit plakativem Event-Charakter und einer von der Werkaussage stark ablenkenden übertriebenen Thematisierung der Transsexualität in wichtigen Figuren, trotz einiger sehr guter darstellerischer Leistungen, v.a. von Michael Maertens.
Entdeckung des Jahres:
Das Gustav-Mahler-Jugendorchester unter Jakub Hrůša mit der Symphonie Nr. 9 D-Dur von Gustav Mahler – eine äußerst eindrucksvolle und beherzte Darbietung.
[siehe auch unsere Besprechung der Reprise in Dresden]
Beste Wiederaufnahme:
„Orfeo ed Euridice“ in der Regie von Christof Loy, Haus für Mozart, von den Salzburger Pfingst-Festspielen übernommen.
Beste Gesangsleistung (Hauptpartie):
Aigul Akhmetshina als Romeo in „I Capuleti e i Montecchi“, konzertant
Beste Gesangsleistung (Nebenrolle):
Giulia Semenzato als Nannetta in „Falstaff“
Bestes Dirigat:
Maxime Pascal, „The Greek Passion”
Beste Regie:
Simon Stone, „The Greek Passion”
Bestes Bühnenbild:
„Orfeo ed Euridice“ von Johannes Leiacker.
Beste Chorleistung:
Philharmonia Chor Wien, „I Capuleti e i Montecchi“, Leitung Walter Zeh.
Größtes Ärgernis:
Inszenierung und Bühnenbild (u.a. sehr sängerunfreundlich, wie ihres bei den „Meistersingern“ an der DO Berlin) des „Falstaff“, Regie Christoph Marthaler und Anna Viebrock (Bühne und Kostüme).
Die Bilanz zog Klaus Billand.