Hannover: „Manon Lescaut“

(Premiere am 10. September 2016)

Gaststars in ansehnlicher Umgebung

TRAILER

Eine schöne, jahrzehntelange Tradition sind die „Festlichen Opernabende“ an der Staatsoper. Diesmal gastierten in Puccinis erster Erfolgsoper „Manon Lescaut“ zwei international anerkannte Gäste in der rundum gelungenen Inszenierung vonOlivier Tambosi, der erfreulicherweise nicht der Versuchung erlag, die Geschichte um die lebenslustige und liebeshungrige Manon zu aktualisieren. Für die im Stimmungsgehalt sehr unterschiedlichen vier Akte hatteFrank PhilippSchlößmann passende Bühnenbilder geschaffen; die podestartige Wüste im Schluss-Akt wirkte jedoch allzu künstlich. Die Rokoko-Kostüme von Gesine Völlm wurden in ihrer übertriebenen Üppigkeit bewusst dazu genutzt, die jeweilige Stimmung zu kennzeichnen, wie z.B. die aufgesetzte Fröhlichkeit des ersten und die kalte Pracht des zweiten Aktes.

Die Gäste kamen in der wirbeligen Inszenierung gut zurecht; sie gestalteten das Schicksal der beiden Liebenden in jeder Phase nachvollziehbar und anrührend, was in der ergreifend dichten Schluss-Szene gipfelte. Dabei setzte Norma Fantini als Manon ihren fülligen Sopran in allen Lagen abgerundet ein und imponierte durch sichere, vibratoreiche Höhen. Massimo Giordano als ansehnlicher Des Grieux beeindruckte durch stark differenzierendes Singen, wunderbares Legato und tenoralen Glanz.

Aus dem hannoverschen Ensemble bewährten sich mit markantem Bariton Brian Davis als überraschend spielfreudiger Lescaut und als Geronte Shavleg Armasi mit Prachtbass; im Spiel quicklebendig, aber stimmlich blass präsentierte sich als Edmondo Sung-Keun Park. Der charaktervolle Mezzo von Mareike Morr als Musiker wurde von vier blitzsauber singenden Chordamen begleitet. Mit klarstimmigem, lupenreinem Tenor war der vielseitig einsetzbare Edward Mout eitler Tanzmeister und Lampenanzünder, letzterer ein humpelnder Kriegsveteran.

Der lebhaft agierende Chor und Extrachor war von Dan Ratiu hörbar sorgfältig einstudiert; die Wackler im 2. Akt fielen kaum ins Gewicht. Am Pult stand Hannovers neuer GMD Ivan Repušić, der alles gut zusammenhielt und mit dem ausgezeichneten Staatsorchester in schwelgerischem, teilweise lautmalerischem Musizieren das typische Puccini-Melos mehr als nur angemessen zur Geltung brachte.

Gerhard Eckels 17. Dezember 2016

Weitere Bilder von Jörg Landsberg siehe unten 1.Besprechung