DER OPERNFREUND - 51.Jahrgang
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Coburger Neujahrskonzert

Schwungvoller Einstieg ins Neue Jahr

 

Aufführung im Kongresshaus Rosengarten Coburg 06.01.2019

„Johann Strauss in London“ kommt wieder in die Spur zurück

Zum 32ten Mal findet nun in Coburg das Neujahrskonzert statt, es ist nun mein 24. Konzert in Folge und im letzten Jahr hatte ich mir ernsthaft überlegt, nicht mehr hinzufahren. Zu sehr entfernte man sich aus meiner Sicht mit der „Neufassung“ der Konzertreihe von Strauss und seinen Zeitgenossen, zu ungenau arbeitete man (es wurden nicht einmal im Programmheft die Namen der jeweiligen Sträusse angegeben, jeder konnte raten, ob es der Vater, der Sohn oder Eduard gewesen war), die Moderation war zu ausschweifend und ging auf viele Nebensächlichkeiten, die mit der Musik nicht viel zu tun hatten ein – für mich ein Grund eine liebgewonnene Gewohnheit aufzugeben. Nun, ich habe mich dann doch nochmal durchgerungen, ein letztes Mal zu „meinem“ Neujahrskonzert zu fahren. Und siehe da, es nahm mich wieder gefangen. Zwar konnte man immer noch nicht so ganz den Bezug auf London nachvollziehen, aber man spielte wieder mehr Strauss, man musizierte leidenschaftlich, die Moderation des neuen Intendanten des Coburger Landestheaters war wohltuend zurückhaltend, nicht zu lange, sehr auf die Musik bezogen, meine die letzten Jahre immer wieder geforderte verstärkte Einsatzmöglichkeit der Solisten wurde in diesem Jahr richtig und entsprechend ausgeweitet, die Sopranistin hatte nicht nur einen sondern drei Auftritte und alles in allem war es eine runde Sache. In diesem Stil sollte es weitergehen, dann kommen solche Gedanken, nach so vielen Jahren nicht mehr hinzufahren, gar nicht erst auf. Wenn man dann als deutsche Johann Strauss Stadt unseren Schani und seine Verwandtschaft in Zukunft im Programmheft richtigerweise und von seinen Nachfahren mit Vehemenz gefordert, mit Doppel s- schreibt, gibt es kaum noch Ansätze von größerer Kritik. Doch nun zum eigentlichen Neujahrskonzert.

Oberbürgermeister Norbert Tessmer, begrüßt zum 17ten Mal die Besucher des 32ten Konzerts und wie in jedem Jahr macht er dies launig, erfrischend kurz, überbringt die Neujahrsgrüße der Stadt und erläutert, und das kann man nicht oft genug tun, die Ausnahmesituation, die Johann Strauss in Coburg genießt und geht dabei auch kurz auf die Gründe ein, warum man Coburg mit Fug und Recht als „die“ deutsche Johann Strauss Stadt bezeichnen kann, nein muss.

Roland Kluttig

Der seit der letzten Spielzeit neue Intendant des Landestheaters Coburg, Dr. Bernhard F. Loges, übernimmt erstmalig die Moderation des Neujahrskonzertes. Er, der in Aachen geboren wurde und die letzten Jahre am Rhein tätig war, hat sich schon relativ gut an die fränkischen Gepflogenheiten gewöhnt und man merkt ihm an, dass es ihm Spaß macht, durch eine so traditionsreiche Veranstaltung zu führen. Und er macht seine Sache sehr gut, kurz knapp, nicht zu ausschweifend, aber immer verständlich ist seine Moderation, zeugt von großem Fachwissen, er ist auch immer für eine gute Anekdote gut und für ein Bonmot, eine humorvolle Eingabe zu haben. Ein überaus gelungener Einstand, der Spaß macht und der einen auf das nächste Jahr gespannt macht.

Das erstklassige Philharmonischen Orchester des Landestheaters steht erneut unter der Leitung von Roland Kluttig, dem Generalmusikdirektor des Landestheaters Coburg. Nur noch ein weiteres Mal wird er das Neujahrskonzert begleiten, denn zum Ende der Spielzeit 2019/2010 wird er das Landestheater verlassen und als Chefdirigent der Grazer Philharmoniker und der Oper nach Graz wechseln. Auch in diesem Jahr setzt er mit Elgar, Korngold, Lehár und Stolz auf Komponisten, die nicht unbedingt in der Tradition der früheren Neujahrskonzerte in Coburg stehen. Mal sehen, wie es der Nachfolger von ihm dann im 34. Neujahrskonzert im Jahr 2021 halten wird. Eines muss man Kluttig zu Gute halten, seine Hingabe und Leidenschaft zur Musik und seine damit verbundene Symbiose mit seinem Orchester. Er ist ein leidenschaftlicher Dirigent, der alles in die Waagschale wirft, mit seinem ganzen Körper arbeitet und dem man in jeder Sekunde seine Liebe und seine enge Verbundenheit zur Musik ansieht und anmerkt. Er arbeitet mit hingebungsvoller Leidenschaft, führt seine Musiker mit harter, straffer Hand, weiß sie aber auch gefühlvoll zurückzunehmen, wenn es die Situation erfordert. Dies ist vor allem bei der Begleitung der Solistin zu verspüren, wo er die Orchesterwogen sanft zurücknimmt um ihr zu ermöglichen frei und ohne Anstrengung ihre Töne zu setzen. Ich habe im letzten Jahr geschrieben, dass es einen riesengroßen Spaß macht, ihm am Pult zuzuschauen und seine Leidenschaft mitzuerleben. Davon kann ich auch in diesem Jahr jedes einzelne Wort nur unterstreichen. Das Publikum im ausverkauften Haus, geht begeistert mit und zeigt mit großem, langem und warmem Beifall, dass es beeindruckt ist von dieser Art des Musizierens. Das glänzend aufgelegt Orchester trägt einen großen Teil zum Gelingen des auch diesmal wieder recht ausgedehnten vormittags bei.

Mit der Huldigung der Königin Victoria von Großbritannien, dem Walzer op. 103 von Johann Strauss Vater beginnt das Neujahrskonzert. Das aufeinander ausgezeichnet eingestimmte Orchester hat sichtlich Freude an diesem Auftakt und bringt das eindrucksvolle Werk engagiert und beeindruckend zu Gehör. Im leicht geänderten Programm wird gleich danach Johann Strauss Sohn mit dem Walzer op. 390 zu Gehör gebracht. Der als Nordseebilder bekannte Walzer gibt ein ausgezeichnetes Stimmungsbild im nordischen Stil ab. Fast kann man vor seinem geistigen Auge die Wellen, die Boote, die ganze Atmosphäre auftauchen sehen, frisch und lebendig dargeboten erhält auch dieser Walzer großen Beifall.

Laura Verena Incko

Dann kommt ein Block des in Broadheath bei Worcester geborenen britischen Komponisten Edward William Elgar. Aus seinem „The Starlight Express“ op. 78 wird der Walzer „Oh stars, shine brightly“ von der jungen, in München geborenen Sopranistin Laura Verena Incko dargeboten. Seit dieser Spielzeit ist sie am Landestheater Coburg engagiert und so, wie sie sich hier einführt, hat man damit einen großen Griff gemacht. Sie brilliert mit einem frischen, klaren stimmschönen Sopran mit glänzenden Höhen, zart, aber dennoch durchschlagend und voluminös. Sie singt ihren Part nicht nur so herunter, sondern gestaltet ihn auch eindrucksvoll. Großer Beifall für die Leistung dieser blutjungen Sopranistin, und Gott sei Dank, hat sie in diesem Jahr nicht nur diese eine Arie zu singen, sondern noch zwei weitere Auftritte. Der britische Komponist wird dann mit „The Three Bavarian Dances“ op. 27 weiter vorgestellt. Und das Philharmonische Orchester des Landestheaters Coburg legt unter der gefühlvollen Leitung von Roland Kluttig alles an unterschiedlichen Klangfarben und Rhythmen in dieses nicht unbedingt sehr bekannte aber ausdrucksstarke Werk des englischen Komponisten. Auch hier ein Publikum, welches sich begeistern lässt und diese Begeisterung auch offen zeigt.

Nach der Pause dann Erich Wolfgang Korngold, ein austroamerikanischer Komponist, der nach der Strauss Ära geboren wurde. Am bekanntesten dürfte von ihm die Oper „Die tote Stadt“ sein und überwiegend lebte und wirkte er in Amerika. Also nicht Strauss Ära und nicht England und London, aber sehr beeindruckend. Es wird an diesem Vormittag die Prélude, die Serenade und der Walzer aus der Ballettpantomime „Der Schneemann“ zu Gehör gebracht, und das sichtlich gut aufgelegte Orchester beeindruckend erneut die gebannt lauschenden Zuhörer. Schwungvoll, etwas nostalgisch verklärt, die Feinheiten sicher herausgearbeitet kann „Der Schneemann“ viel Applaus auf sich vereinen.

Die wunderschöne gefühlvolle Arie der Sonja aus der Operette „Der Zarewitsch“ von Franz Lehár wird dann von Laura Verena Incko zu Gehör gebracht. Die ganze Sehnsucht der jungen Tscherkessin legt sie in dieses etwas schwermütige und sehnsuchtsvolle Lied und erntet dafür verdientermaßen stürmischen Applaus.

Dann noch einmal Edward Elgar mit seinem Liebesgruss op. 12 „Salut d´Amour“. Brillant gespielt, sehr melodisch und ins Ohr gehend kann man erneut viel Beifall auf sich ziehen, ebenso wie erneut Laura Verena Incko mit dem wunderschönen Robert Stolz Lied „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ aus der Operette „Der Favorit“. Gerne lauscht man ihrem glockenreinen, glasklaren Sopran, der silbrig flirrend jede Nuance des gefühlvollen Liedes ausschöpft. Viel Applaus und Vorfreude auf ihre Auftritte im Landestheater.

Zum Abschluss des offiziellen Programms kann das Philharmonische Orchester unter Roland Kluttig noch einmal so richtig auftrumpfen. Ein Dauerbrenner, der Kaiserwalzer op. 437 von Johann Strauss Sohn. Und was kann bei Johann Strauss schon schiefgehen. Feurig, brillant, ohne Fehl und Tadel, jede Note auskostend wird dieses Meisterwerk dargeboten. Und das Publikum, selig im Walzerrausch, genießt die wundervolle Musik. 

Und jetzt kann ich erneut die Worte vom letzten Jahr übernehmen, denn das Publikum hält es nicht mehr auf den Sitzen, und unter stehenden Ovationen erklingt die temperamentvolle Polka „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauss Sohn. Und – fast möchte ich wieder sagen natürlich – beendet man das Konzert mit dem als Rausschmeißer fungierenden unverwüstlichen Radetzkymarsch von Johann Strauss Vater, der schwungvoll ein ausgezeichnetes Neujahrskonzert beschließt.

 

Manfred Drescher 10.01.2019     

Bilder (c) Der Opernfreund / MD

Fotot 3 zeigt: Dr. Bernhard F. Loges, Laura Verena Incko, Roland Kluttig

 

 

Coburger Neujahrskonzert

Aufführung im Kongresshaus Rosengarten Coburg 06.01.2018

 

Johann Strauss in Paris“ hat ein bisschen wenig von der Strauss-Familie

 

Zum 31ten Mal findet nun in Coburg das Neujahrskonzert statt, es ist mein 23. Konzert in Folge und ich überlege ob ich nächstes Jahr wieder dabei bin. Jedes Jahr bin ich gerne nach Coburg gefahren und habe mich von den Klängen der Strausschen Familie und ihrer Zeitgenossen einfangen lassen. So konnte das Jahr gut beginnen, viele Jahre im etwas verträumten intimen Rahmen mit einfallsreichen Kommentaren der Straussnachfahren. Im letzten Jahr feierte man unter dem Titel „Johann Strauss in Böhmen“ ein Konzert, welches sich schon deutlich von den Sträussen entfernt hatte und im musikalischen Bereichen zwar mit anderen Neujahrskonzerten konkurrieren konnte, das eigentliche und bezaubernde Flair der Musik des Walzerkönigs aber geriet etwas in den Hintergrund. Und in diesem Jahr benannte man das Konzert einfach „Johann Strauss in Paris“ und von unserem Schani blieb praktisch nicht mehr viel übrig. Man machte sich bei den ganzen 3 (!) Stücken von Strauss nicht einmal mehr die Mühe zwischen Strauss Vater und Sohn zu unterscheiden, das Programmheft schreibt einfach Johann Strauss, da kann man sich dann selber aussuchen, welcher gemeint ist. Für mich hat dieses Konzert, so schön, leidenschaftlich und feurig es auch musiziert wird, nichts mehr viel mit den Neujahrskonzerten, die man in Coburg vor allem wegen der Sträusse liebt, zu tun. Man strapaziert die Intelligenz der Zuhörer schon etwas, wenn man ihnen mit „Strauss in Paris“ einen Zusammenhang der Stücke von Sarasate, Saint-Saens, Gounod, Messager mit der Strausschen Musik suggeriert. In anderen Spielorten gehören die Stücke des diesjährigen Neujahrskonzertes zum Standardrepertoire, in Coburg hat jedoch bisher immer die Straussfamilie dominiert und dies hat auch den Reiz dieser einzigartigen Neujahrskonzerte ausgemacht und so sollte es auch wieder werden.

Oberbürgermeister Norbert Tessmer, begrüßt die Besucher des 31ten Konzerts zum 16ten Mal und er tut dies wie immer kurzweilig und launig, bleibt auch erfrischend kurz und überbringt dem ausverkauften Haus die Neujahrsgrüße der Stadt. Und dann erläutert er nochmals die Ausnahmesituation von Strauss in Coburg und wie sehr man stolz ist auf ihn, den Walzerkönig. Ja, dann sollte man aber auch wieder etwas mehr von ihm spielen.

Der ehemalige Intendant des Landestheaters Coburg, Bodo Busse, übernimmt erneut die Moderation des Neujahrskonzertes. Auch diesmal kenntnisreich, mit kleinen Bonmots gespickt, humorvoll und ausführlich. Und auch in diesem Jahr viele Dinge, die nicht unbedingt in ein Coburger Neujahrskonzert hineingehören zB. Informationen aus Saarbrücke, Aussagen zum geplanten Theaterumbau und die Diskussion über mögliche Ausweichstätten. Dies ist zwar alles interessant, hat für mich aber nicht so viel mit einem Neujahrskonzert zu tun. Sicher werde ich mir jetzt den Zorn vieler Coburger herbeigeschrieben haben, aber ich liebe Coburg, ich liebe das Coburger Neujahrskonzert, aber auf diese Art und Weise verliert es seinen Zauber und sein Flair und seine Einzigartigkeit. Das ist einfach schade, aber solange das Publikum applaudiert, wird man vermutlich so weitermachen und im nächsten Jahr „Johann Strauss in Russland“ zu Gehör bringen. Aber ich bin immer noch guter Hoffnung, dass man sich wieder an Bewährtes zurückerinnert

Roland Kluttig mit dem Philharmonisches Orchester des Landestheaters Coburg

Roland Kluttig, der Generalmusikdirektor des Landestheaters Coburg musiziert erneut mit seinem ausgezeichneten Philharmonischen Orchester des Landestheaters. Und man kann seine Leidenschaft und Hingabe in jeder Sekunde sehen, spüren und mitbekommen. er lebt mit seinem Orchester. Er wirft sich mit einem Feuer in die Musik, die sicher seinesgleichen sucht und er führt seine Musiker mit fester, sicherer und straff leitender Hand, gibt ihnen aber auch immer wieder genügend Spielraum und nimmt die Klangwogen des Orchesters bei der Begleitung der Sänger wohltuend zurück. Allein ihm am Pult zuzuschauen macht einfach einen riesengroßen Spaß. Man merkt ihm an, dass ihm die Musik Freude bereitet, dass ihm seine Musiker Freude bereiten und dies alles lebt er auf dem Dirigentenpult aus. Das Publikum honoriert seine Leistung, aber auch die Leistung jedes einzelnen seiner Orchestermusiker mit donnerndem langanhaltenden Applaus. Bei allen Einwänden, die ich gegen die Form der Musikauswahl habe, muss ich doch den gekonnten Umgang mit der Musik anerkennen. Das Orchester folgt ihm auch in allen Bereichen und trägt seinen Teil zum Gelingen des ausgedehnten Vormittags bei.

Das Neujahrskonzert beginnt mit Ouvertüre, Minuetto und Farandole aus der Musik zu „L´Arlésienne“ von Georges Bizet. Das Orchester ist sichtlich gut aufgelegt und bringt die bekannte Musikweise in beeindruckender Weise an seine Zuhörer. Das Werk 1872 ursprünglich als Bühnenmusik zu dem gleichnamigen Schauspiel von Alphonse Daudet kann man als außergewöhnlich gelungen bezeichnen und erhält großen anhaltenden Beifall.

Dann zeigt das Orchester, wie sich die die Sträusse mit dem Thema Paris befassen. Zuerst erklingt der Walzer „Paris“ von Johann Strauss Vater und gleich danach die Polka „Die Pariserin“ von Johann Strauss Sohn. Der Walzer wird mit vollem, warmen und klarem Klang dargeboten, während die Polka etwas schlanker, humorvoller und voller Pfeffer erklingt. Beide Stücke ernten zu Recht reichlichen Beifall.

Von Pablo Sarasate erklingt dann „Carmen“ eine Konzertphantasie für Violine und Orchester. Das Orchester auch hier wieder gefühlvoll, klangvoll, weich und warm und an der Violine, einer wertvollen Leihgabe von Antonio Stradivari die blutjunge Geigerin Roberta Verna aus Würzburg. Es ist beeindruckend, wie gefühlvoll, mit klarem reinen Strich diese junge Künstlerin, die schon eine große Zahl von Preisen eingeheimst hat, ihr Talent präsentieren kann. Mit makellosem Spiel, inspirierten Passagen und ausgedehnten Melodienbögen verzaubert sie die Zuhörer und gibt zu großem und enthusiastischem Jubel Anlass. Wir werden von dieser jungen sympathischen Künstlerin mit Sicherheit noch viel hören.

Nach der Pause dann von Camille Saint-Saens „Danse Macabre, op. 40“. Dieser „Totentanz“ wird leidenschaftlich und voller Feuer musiziert und vor allem Megumi Ikeda sticht mit einem hervorragenden Geigensolo heraus. Schwungvoll, leidenschaftlich, die Zuhörer mitnehmend und beeindruckend, so könnte man es zusammenfassen.

Mit dem Gebet des Valentin aus der Oper „Faust“ von Charles Gounod stellt sich ein junger Bariton vor, der seit dieser Spielzeit am Landestheater Coburg engagiert ist. Und hier kann man sich wirklich freuen, denn Franz Xaver Schlecht hat einen kräftigen, wundervoll wohlklingenden weichen und warmen Bariton, der das Publikum sehr beeindruckt, welches auch nicht mit langanhaltendem herzlichem Applaus spart. Eine exzellente Leistung des jungen Künstlers.

Franz Xaver Schlecht

Mit der Arie „J ai deux amants“ aus „L amour masqué“ von André Messager stellt sich dann die junge charmante Sopranistin Francesca Paratore vor. Mit weichem, gefühlvollem, flirrenden Sopran, der auch spitzbübische Seiten zeigte kann sie die Zuhörer im Sturm für sich einnehmen und verdienten großen Applaus einheimsen. Auch von ihr hätte man gerne mehr gehört – noch besser wäre ein Duett mit Franz Xaver Schlecht gewesen. Ich verstehe nicht, warum man sich diese Möglichkeiten entgehen lässt. Schade, aber hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen.

Zum Schluss des offiziellen Programms kann das Philharmonische Orchester unter Roland Kluttig noch einmal so richtig in die Vollen gehen. Danse Diabolique von Richard Hellmesberger wird flott, rasant und leidenschaftlich zum krönenden Abschluss gespielt

Jetzt kann ich die Worte vom letzten Jahr übernehmen, denn das Publikum hält es nicht mehr auf den Sitzen, und unter stehenden Ovationen erklingt die temperamentvolle Polka „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauss Sohn. Und – fast möchte ich sagen natürlich – beendet man das Konzert mit dem als Rausschmeißer fungierenden unverwüstlichen Radetzkymarsch von Johann Strauss Vater, der schwungvoll das Neujahrskonzert beschließt.

Am Ende des 31. Neujahrskonzerts kann man nur hoffen, dass sich Coburg wieder auf die alte bewährte Form des Neujahrskonzertes besinnt, wie sie einmalig und ein wahres Aushängeschild für Coburg war, und dem Walzerkönig und seinen Zeitgenossen wieder den Platz einräumt, der dieses Neujahrskonzert von allen anderen positiv unterscheidet. Dieser Wunsch fürs neue Jahr sei mir gestattet.

Manfred Drescher 12.01.2018     

Foto 1: Eigenaufnahmen Foto 2: Landestheater Coburg

 

 

NEUJAHRSKONZERT

Jubiläum zum 30ten mal

Aufführung im Kongresshaus Rosengarten Coburg 06.01.2017

 

„Johann Strauss in Böhmen“ weicht etwas von den bisherigen geläufigen Neujahrskonzerten ab und verringert den Anteil der Strauss-Familie

 

Unter dem Titel „Johann Strauss in Böhmen“ feiert man in Coburg das 30te Neujahrskonzert. Im Vordergrund steht auch diesmal wieder die Verbindung von Wien und Coburg und mehrfach wird darauf verwiesen, dass Johann Strauss Sohn jr. die letzten 12 Jahre seines Lebens Coburger Bürger und damit deutscher Staatsangehöriger war, sehr zum Leidwesen der Wiener, die ihm in den letzten 12 Lebensjahren auch keine Ehrungen mehr zukommen ließen. Für mich persönlich kommt der Walzerkönig diesmal etwas zu kurz, nicht in den Moderationen, sondern auf der Bühne. „Die Moldau“ von Smetana und die „Slawischen Tänze“ von Anton Dvorák sind ja nicht unbedingt Standard bei den Neujahrkonzerten in Coburg. In Leipzig, Heidelberg, Stuttgart und anderswo gehören sie zwar zum Standardrepertoire der Neujahrskonzerte, in Coburg hat jedoch bisher immer die Straussfamilie dominiert.

Oberbürgermeister Norbert Tessmer, begrüßt die Besucher des 30ten Jubiläumskonzerts zum 15ten Mal, also zwei Jubiläen gleichzeitig. Er begrüßt wie immer kurzweilig und launig, bleibt erneut erfrischend kurz und überbringt dem ausverkauften Haus die Neujahrsgrüße der Stadt.

Der Intendant des Landestheaters Coburg, Bodo Busse, übernimmt zum zweiten Mal die Moderation des Neujahrskonzertes. Auch diesmal abwechslungs- und kenntnisreich, charmant und voller kleiner Bonmots. Sehr abwechslungsreich und humorvoll gestaltet er die Moderation. Aber auch in diesem Jahr schoss er ein bisschen über das Ziel hinaus. Man erwartet bei einer Moderation eines Neujahrskonzertes Hintergründe, Erheiterndes und Neues aus der Welt der Komponisten, eventuell auch der Künstler zu hören. Die etwas langen Auszüge aus dem Theaterbuch, also Einträge, die die Besucher des Coburger Theaters hinterlassen haben, sind zwar teilweise sehr lustig, haben aber meiner Meinung nach in einer Moderation eines Neujahrskonzertes nichts zu suchen. Dem Publikum hat es jedoch gefallen. Und auch im nächsten Jahr, wenn Bodo Busse nicht mehr Intendant in Coburg sein wird, wird er die Moderation des Neujahrskonzertes erneut übernehmen, dies hat er auf der Bühne per Handschlag dem Oberbürgermeister versprochen. Zu diesem Zeitpunkt wird er bereits als neuer Generalintendant in Saarbrücken tätig sein. Und wie im letzten Jahr sei mir ein weiterer Hinweis gestattet. Da hat man erneut drei exzellente Sänger, die das Publikum begeistern, und dann bekommen sie ein Duett und ein Terzett und das war’s dann auch schon. Ist es denn wirklich so viel teurer, wenn man die drei nach der Pause nochmals in einem Block hätte hören können? Das Publikum hätte sich darüber mit Sicherheit sehr gefreut, auch evtl. noch über eine gesangliche Zugabe. Aus meiner Sicht hat man hier zum zweiten Mal eine Menge Potential ohne Not verschenkt. Vielleicht überlegt man sich hier einmal etwas für das 31. Konzert im nächsten Jahr.

Roland Kluttig, der Generalmusikdirektor des Landestheaters Coburg musiziert erneut mit seinem Philharmonischen Orchester des Landestheaters. Und er lebt mit seinem Orchester. Es ist eine Freude ihm zuzusehen, wie er voller Leidenschaft, präzise und genau sein Orchester leitet, welches ihm in allen Punkten folgt und an diesem heutigen Vormittag insgesamt wieder eine ausgezeichnete Leistung bietet. Er lässt es donnern und gewaltig auftrumpfen, nimmt es aber genauso bei den Gesangespassagen sängerdienlich zurück und lässt die Sänger sich voll entfalten. Man merkt ihm auch an, wie sehr ihn dieser Vormittag mitreißt, er dem Orchester die Zügel auflegt und sie gleichzeitig wieder lockert, wenn es notwendig ist. Die Freude an der Musik und an der „Arbeit“ ist bei ihm jede Sekunde spürbar. Und sein Orchester ist ihm in allen Dingen ein kongenialer Partner.

Das Neujahrskonzert beginnt mit „Die Moldau“ aus „Mein Vaterland“ von Bedrich Smetana. Dieses Stück aus dem Zyklus von Smetana ist das sicher am häufigsten gespielte Stück aus diesem Zyklus. Das Orchester präsentiert sich in einer bestechenden Form, man hört die Wogen der Moldau richtig an sich vorüberziehen. Der Ein- und Zusammenklang von Flöten, Harfen, Geigen und Bläsern ist beeindruckend und die Moldau rauscht an dem geneigten Zuhörer leidenschaftlich gespielt vorbei.

Dann zeigt das Orchester, wie sich die Moldau von Johann Strauss, Sohn anhört, diesmal nicht als Sinfonische Dichtung sondern als schwungvoll gespielter Polka, die das Publikum erneut mitreißt. Dann folgt, ebenfalls von Johann Strauss Sohn die „Tritsch-Tratsch-Polka“, mitreißend gespielt und das Publikum zum Wippen mit den Füßen animierend. Man merkt wie gut das Orchester mit der Musik unseres Schanis zurechtkommt.

Dann kommen die drei Sänger und sie sind alle drei exzellent, deshalb umso unverständlicher, dass sie nur diesen kurzen Auftritt haben. Die Sopranistinnen Anna Gütter und Nadja Merzyn und der Bariton Peter Schöne singen aus „Die Fledermaus“ das Terzett „So muss allein ich bleiben…“. Anna Gütter mit koloraturfreudigem, glanzvollem warmen und rundem Sopran, Nadja Merzyn feurig und temperamentvoll und jeden Ton auskostend und Peter Schöne mit kraftvoll leuchtendem glanzvollem und lyrischem Bariton begeistern die Zuhörer, die mit ihrem langanhaltenden Applaus zeigen, dass alle drei „voll eingeschlagen“ haben. Dann das Uhrenduett, witzig, verspielt und mit großem Einsatz von Anna Gütter, die alle Facetten ihres warmen weichen und glanzvollen Soprans erklingen lässt und Peter Schöne, der stimmgewaltig und stimmschön sehen muss, wie seine Uhr im Dekolletee verschwindet. Für beide großer und berechtigter Applaus. Viel Applaus – und leider war es das dann auch schon wieder mit den Gesangseinlagen.

Peter Schöne, Anna Gütter, Nadja Merzyn

Nach der Pause kann das Orchester erneut brillieren, mit den Slawischen Tänzen op. 72 Nr. 1-4, 7 und 8. Diese sechs Stücke werden wieder leidenschaftlich dargeboten, voller Feuer und Dramatik und damit auch das Publikum mitreißend. Der offizielle Schluss des Neujahrskonzerts ist einer der berühmtesten Walzer von Johann Strauss Sohn, der Konzertwalzer „Kaiser-Walzer“. Und hier legen die Damen und Herren des Orchesters unter Roland Kluttig wieder alles hinein was sie haben – und das ist nicht wenig. Schwungvoll und jede Note auskostend erklingt der Kaiser-Walzer. Fast könnte man meinen, der ganze Saal wiegt sich im Walzertakt. Viel Beifall am Ende des offiziellen Teils. Das Publikum hält es nicht mehr auf den Sitzen, und unter stehenden Ovationen erklingt die temperamentvolle Polka „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauss Sohn. Und – fast möchte ich sagen natürlich – beendet man das Konzert mit dem als Rausschmeißer fungierenden unverwüstlichen Radetzkymarsch von Johann Strauss Vater, der schwungvoll das Neujahrskonzert beendet. Und wie im letzten Jahr erneut die schlimme Unsitte – leider vom Dirigenten wieder zusätzlich vom Publikum gefordert – des fürchterlichen Mitklatschens, aber dagegen kommt man wohl kaum an und das anwesende Publikum ist davon begeistert.

Am Ende des 30. Neujahrskonzerts muss man feststellen, dass sich die neue Form des Konzertes etabliert hat und man sich auf das nächste Jahr freuen kann. Dann vielleicht mit etwas weniger Moderation und etwas mehr Sängerglückseligkeit. Aber gute Wünsche fürs neue Jahr wird man doch wohl noch haben dürfen.

Manfred Drescher 16.01.2016                             

Fotos (c) Timo Geldner, Coburg

 

 

Coburger Neujahrskonzert

nach 28 Jahren im neuen Stil

Aufführung im Kongresshaus Rosengarten Coburg 06.01.2016

Das „Alt-Wiener Strauss-Ensemble Stuttgart“ mit der Moderation von Dr. Eduard und Thomas Strauss sind Geschichte, das Philharmonische Orchester Coburg der Neubeginn

Zum 29ten mal feiern wir das Coburger Neujahrskonzert, und diesmal ist alles anders. Nach 28 Jahren hat man sich vom „Alt-Wiener-Strauss-Ensemble Stuttgart“ und der Moderation von Dr. Eduard und Thomas Strauss getrennt und das Philharmonische Orchester des Landestheaters und die Moderation des Intendanten Bodo Busse als Neubeginn gewählt. Ohne jegliche Wertung sei erst einmal zu Beginn gesagt, dass die Art und Weise des Wechsels nicht sehr professionell war. Aus meiner Sicht hätte man den Künstlern, die seit 28 Jahren hier gespielt haben, einen ordentlichen Abschied gönnen können, indem man ihnen vor ihrem letzten Konzert mitgeteilt hätte, das es nicht mehr weitergeht. Dann hätte man sich verabschieden können, vielleicht die 28 Jahre noch einmal Revue passieren lassen, es wäre eine saubere Trennung gewesen.

Oberbürgermeister Norbert Tessmer, begrüßte die Besucher zum 14ten Mal. Er begrüßte launig, ging auf die Hintergründe des Wechselns ein, blieb erfrischend kurz und überbrachte dem praktisch ausverkauften Haus die Neujahrsgrüße der Stadt.

Philharmonisches Orchester des Landestheaters mit GMD Roland Kluttig

Der Intendant des Landestheaters Coburg, Bodo Busse, übernahm erstmalig die Moderation des Neujahrskonzertes. Und er tat dies abwechslungs- und kenntnisreich, humorvoll und charmant. Interessantes verknüpfte er mit Bonmots und gestaltete die Moderation sehr abwechslungsreich. In jedem Fall eine Moderation, die Spaß machte und dem Publikum auch gefallen hat. An diesem, seinem ersten Moderationstag, übertrieb Bodo Busse jedoch aus meiner Sicht die Danksagung an die Stadt ein bisschen und dadurch zog sich die Moderation doch etwas sehr in die Länge. Ich gehe davon aus, dass dies im nächsten Jahr anders sein wird, denn dann ist es ja nicht mehr der Neuanfang sondern schon Normalität. Und einen zweiten Hinweis darf ich mir noch erlauben. Da hat man drei exzellente Sopranisten, die das Publikum begeistern, und dann bekommt jede eine einzige Arie, wobei die letzte der drei diese auch noch mit ihren beiden Kolleginnen teilen darf. Keine zweite Arie, keine gesungene Zugabe, nichts. Da hat man doch aus meiner Sicht einiges Potential verschenkt.

Roland Kluttig, der Generalmusikdirektor des Landestheaters Coburg musizierte erstmals in diesem Rahmen mit seinen Philharmonischen Orchester des Landestheaters. Und er hatte sein Orchester „im Griff“, ließ es aufblühen, nahm es bei den Gesangseinlagen wohltuend zurück und lebte mit seinem Orchester. Man merkte ihm am Dirigentenpult richtig die Freude an diesem Vormittag erstmalig das 29. Coburger Neujahrskonzert zu gestalten an. Und sein Orchester folgte ihm ohne Fehl und Tadel.

Man begann mit der Ouvertüre zu „Der Zigeunerbaron“, einem der Meisterwerke von Johann Strauss Sohn, begann vorsichtig zurückhaltend um dann immer stürmischer den herrlichen Walzer musikalisch auszukosten und riss das Publikum bereits von Anfang an mit. Präzise und schwungvoll, so kann man das Dirigat bezeichnen. Die Sopranistin Julia Klein sang dann die Arie der Rosalinde „Klänge der Heimat“ aus dem „Die Fledermaus“. Und sie tat dies mit klarem höhensicherem Sopran, der aufstrahlte und in den Höhen fein perlte und auch mit Herzblut von ihr dargeboten wurde. Viel Beifall für eine tolle Leistung. Dann brillierte wieder das Orchester mit dem Csárdás aus „Ritter Pásmán“, welcher flott und schwungvoll dargeboten wird. Mit Ana Cvetkovic-Stojnic stellte sich die zweite Sopranistin des Konzerts vor. Mit geläufiger Gurgel, blitzend, wie gestochen dargebotenen Koloraturen bringt sie mit dem „Frühlingsstimmenwalzer“ einen Hauch von Frühling in den nüchternen Saal. Das Orchester beendet dann den ersten Teil mit den „Rosen aus dem Süden“, welche flockig und zart, aber auch drängend und berauschend dargeboten werden. Heute ist nicht der kammermusikalische Strauss, sondern der feurige, durch das große Orchester beseelte Strauss zu hören.

Ana Cvetkovic-Stojnic, Julia Klein, Nadja Merzyn

Und durch das große Orchester kommen auch die vier Ungarischen Tänze von Brahms erst so richtig zum Erklingen und können beeindrucken. Man merkt dem Orchester und seinem Dirigenten richtig die Freude an, die Pferde hier einmal so recht galoppieren zu lassen. Die dritte Sopranistin, Nadja Merzyn kann mit der Arie der Sylva aus „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán punkten, die sie temperamentvoll und voller Feuer darbietet, wobei am Schluss der Arie ihr beiden Kolleginnen mit einstimmen. Viel Applaus – und leider war es das dann auch schon mit den Gesangseinlagen. Mit dem Walzer der Walzer, „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauss beendet das Orchester leidenschaftlich, schwungvoll und mitreißend den offiziellen Teil des Neujahrskonzerts. Das Publikum, welches das gesamte Konzert mit starkem Beifall begleitete, hält es nicht mehr auf den Sitzen. Unter stehenden Ovationen erklingt ein weiterer ungarischer Tanz von Brahms, gefolgt von der Polka „Unter Donner und Blitz“. Und als Rausschmeißer fungiert der unverwüstliche Radetzkymarsch von Strauss Vater, der schwungvoll das Neujahrskonzert beendet. Leider auch hier wieder die schlimme Unsitte – leider vom Dirigenten noch zusätzlich vom Publikum gefordert – des fürchterlichen Mitklatschens, aber dagegen kommt man wohl kaum an.

Auch wenn die Umstände, die zum Wechsel beim Neujahrskonzert geführt haben, nicht unumstritten sind, muss man am Ende des 29. Neujahrskonzert feststellen, dass es keinen Einbruch gegeben hat, sondern dass man sich in jedem Fall auf das Jubiläumskonzert, die 30 Auflage im nächsten Jahr freuen kann. Ein schönes, ein gelungenes Konzert, welches, wenn man die kleinen Schönheitsfehler ablegt, sicherlich ein langes künstlerisches Leben vor sich hat.

Manfred Drescher 20.01.2016                             

Fotos: Eigenaufnahmen

 

 

EIN WEITERER KRAFTAKT DER DEUTSCHEN JOHANN STRAUSS GESELLSCHAFT

Die Coburger Johann-Strauss-Tage 2015

Vor drei Jahren wagte die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft das eigentlich unmögliche – und hatte gesiegt. Die damaligen Johann-Strauss-Tage in Coburg waren ein großer Erfolg. Nun hatte man die elften Johann Strauss Tage seit Beginn dieser Veranstaltungen und das 40jährige Jubiläum der Gesellschaft. Vom 17. bis zum 20. September 2015 wurden die Jubiläumstage in Coburg durchgeführt und sie konnten den Erfolg von 2012 sogar noch toppen. Der folgende Bericht soll ein kurzer Streifzug über die Tage in Coburg sein und die Ereignisse Revue passieren lassen, wobei vieles nur angeschnitten werden kann.

Nach dem Ausstieg der Stadt Coburg aus Alexander-Girardi-Wettbewerb und Deutschen Johann-Strauss-Tagen in Coburg hat man nun auch die Jubiläumsveranstaltung zum 40jährigen Jubiläum in Eigenregie durchgeführt. Vor 125 Jahren gaben sich Adele und Johann Strauss in der Hofkapelle des Schlosses Ehrenburg das Ja-Wort. Johann Strauss wird damit Staatsbürger des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha. Am 03. Juni 1899 stirbt Johann Strauss Sohn, als Deutscher und als Coburger Bürger in Wien. 1887 sagte Johann Strauss über Coburg: „…Nie hätte ich gedacht, dass ein Stückchen meines Herzens in dieser Stadt bleiben wird…“. Wenn eine Stadt wie Coburg nicht erkennt, welches Potential in dieser Tatsache steckt und was man alles daraus machen könnte, muss es wieder die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft tun, sie tut es gern und der Erfolg gibt ihr Recht.

Rudolf Maeder, Schweiz

Am Spätnachmittag des 17. Septembers kommt nach der Begrüßung der zahlreich erschienenen Interessierten durch den Vorsitzenden der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft, Dr. Ingolf Roßberg aus Dresden, die Eröffnung der Strauss Tage durch den Schweizer Pianisten Rudolf Maeder aus Baar. Und er kann im Vortragssaal des Kunstvereins Coburg unter dem Titel „Sterne, die wieder leuchten – Vergessene Operettenklänge Europas“ seine Zuhörer begeistern. Das Vorstandsmitglied der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft sitzt am Flügel, spielt, erzählt, unterhält. Ein launiger und unterhaltsamer Streifzug durch unbekannte Komponisten und unbekannte Operetten fesselt die Zuhörer bis zur letzten Minute. In seiner unnachahmlichen Art kann Maeder die Zuhörer mit größtenteils unbekannten Werken überraschen und erfreuen. Ein hervorragender Beginn der Tage.

Aramis-Trio

Am Abend trifft man sich in dem wunderschönen Riesensaal von Schloss Ehrenburg und wieder steht etwas Außergewöhnliches auf dem Programm. „Gute Freunde – gute Musik: Strauss trifft Brahms“ ist der Abend überschrieben, der vom Aramis-Trio bestritten wird. Zur Ergänzung haben sich die Drei noch sechs Musiker des Philharmonischen Orchesters des Landestheaters Coburg dazu geholt. Walzerklänge, einmal ganz anders dargeboten sind Inhalt des mit großem Beifall bedachten Abends. Den „Kaiserwalzer“, die „Rosen aus dem Süden“, „Wein, Weib und Gesang“ und den „Schatzwalzer“ bekommt man hier in den Fassungen von Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern zu Gehör gebracht. Und auch wenn es etwas gewöhnungsbedürftig ist, entwickelt es seinen eigenen Charme und es ist erstaunlich, wie diese doch relativ kleine Besetzung einen orchestralen Klang erzeugen kann, den man gar nicht vermutet. Nach der Pause tritt das Aramis-Trio dann allein mit Johannes Brahms, einem Zeitgenossen von Johann Strauss auf und setzen auch hier musikalische Höhepunkte. Man merkt den Musikern einfach auch an, dass sie Spaß an dieser etwas anderen Art des Musizierens haben und dies überträgt sich auf die Zuhörer. Langanhaltender stürmischer Beifall zeugt von einem erstklassigen weiteren Auftakt der Johann Strauss Tage.

Der Freitag ist ganz der Tag der Symposien. Vor drei Jahren schon waren die Vorträge alle miteinander sehr gut besucht gewesen und dies setzt sich auch in diesem Jahr fort. Sicher auch, weil sich herumgesprochen hat, das es keine langweiligen staubtrockenen Vorträge sind, sondern dass sie lebendig, begeisternd vorgetragen und mit sehr viel Musik versehene Schmankerln sind, die man so geballt und so kompetent sicher erst ein zweites Mal suchen muss. Die Vorträge finden wieder im Vortragssaal des Kunstvereins statt, dem an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön für die bereitwillige Zurverfügungstellung gesagt werden muss, dies gilt natürlich auch für das Schloss Ehrenburg, welches am heutige Abend wieder für ein großes Operettenkonzert zur Verfügung gestellt wird. Doch nun zu den einzelnen Vorträgen an diesem Freitag.

Das Mitglied der Vorstandschaft Friedhelm Kuhlmann (Bild rechts) aus Hamburg referiert über „Oscar Fetrás – Ein Hamburger Komponist war einer der größten Verehrer der Wiener ´Sträusse´“. Es ist beeindruckend den Lebensweg von Oscar Fetrás mitzuerleben und seine Verbindung und seine Liebe zu den Sträussen zu erfahren. Mit vielen anschaulichen Beispielen versehen lässt Friedhelm Kuhlmann den Lebensweg an den Ohren und Augen der Zuschauer vorbeiziehen. Viel Beifall für einen Vortrag, den man in dieser Form noch nicht erlebt hat.

Im Anschluss daran kommt Prof. Mag. Helmut Reichenauer aus Wien. Und er ist stolz über das, was er und seine Freunde in Wien aufgebaut haben. In seinem Vortrag „Das erste Museum der Johann Strauss Dynastie in Wien – Absichten, Perspektiven und didaktische Umsetzung“ berichtet er charmant-wienerisch und äußerst abwechslungsreich über den langen und beschwerlichen Weg das Museum in Wien einzurichten und der Bevölkerung vorzustellen und zur Verfügung zu stellen. Viele Hindernisse sind aus dem Weg geräumt worden und er lädt alle Anwesenden ein, sich in Wien persönlich vom ersten Strauss Museum faszinieren zu lassen. Auch für ihn stürmischer Beifall der zahlreichen Zuhörer.

Kurz vor der Mittagspause ein weiteres Highlight. Die Hauptdarsteller Cindy Marinangel und Thorsten Becker (Bild rechts) stellen erstmals in Deutschland den Kurzfilm „Eternal Waltz – Ewiger Walzer“ vor. Durchgehend in diesem Film ist der Walzer „An der schönen blauen Donau“ op. 314 von Johann Strauss jr. zu hören, er zieht sich als roter Faden durch den ganzen Film. Die beiden berichten über die großen Schwierigkeiten, bis der Film fertiggestellt werden konnte. Viele Hürden, auch finanzieller Art waren zu überwinden. Die beiden danken der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft für das großzügige Sponsoring des Filmes. Dieser wird dann als deutsche Voraufführung unter großem Beifall gezeigt und sehr positiv aufgenommen. Dr. Ingolf Roßberg bekommt von den beiden Produzenten ein großes gerahmtes Bild des Filmplakates ausgehändigt. Der Film ist mittlerweile national und international auf vielen Kurzfilmfestivals für 2015 und 2016 eingereicht bzw. angenommen worden.

Prof. Dr. Norbert Linke, Borken

Der ehemalige Vorsitzende der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ und Ehrenmitglied der Gesellschaft, Prof. Dr. Norbert Linke aus Borken, referiert nach der Mittagspause über „Die Frühphase der kompositorischen Entwicklung von Johann Strauss Sohn im Zusammenhang mit dem im August 1843 begonnenen Skizzenbuch“. Und auch bei seinem wie immer hochinteressanten und leicht verständlichen Vortrag vergeht die Zeit wie im Flug. Norbert Linke versteht es wissenschaftliche Dinge so vorzutragen, dass sie für jedermann leicht verständlich und verstehbar sind. Auch für ihn lang anhaltender warmer Applaus.

Dann tritt als letzter in der Runde das Ehrenmitglied der Gesellschaft, der Strauss-Forscher Norbert Rubey (Bild rechts) aus Wien auf. Er unternimmt einen Abriss über die „Kompositorische Entwicklung der Instrumentation von Johann Strauss Sohn“. Auch er kann die Zuhörer nicht nur mit seinem Vortrag sondern auch mit den dazugehörenden Klängen begeistern. Charmant, interessant und umfassend kann er dieses doch recht wissenschaftliche Thema so volkstümlich vortragen, dass es jeder versteht. Den herzlichen Dank aller Anwesenden an alle Referenten bringt Ingolf Roßberg mit einem kleinen Geschenk öffentlich zum Ausdruck. Der Tag ist wie im Flug vergangen, viele unterschiedliche, hochinteressante Themen, so dargeboten, dass man gar nicht gemerkt hat, wieviel Zeit schon vergangen ist. Am Abend geht es dann wieder in den Riesensaal des Schlosses Ehrenburg, der sehr gut besetzt ist. Auf dem Programm steht „Zauber der Operette – Ein Abend bei Johann Strauss Sohn und seinen Zeitgenossen“.

Unter der launigen, äußerst kenntnisreichen Moderation von Dr. Ingolf Roßberg,

der Dinge zu erzählen weiß, die auch ein Operettenkenner so noch nie gehört hat, sind Beate Roux am Flügel und teilweise als zweite Stimme als Mezzosopran und der südafrikanische Tenor Pieter Roux zu sehen und zu hören. Beate Roux begleitet ihren Mann mit sicherer Zurückhaltung, zart, wenn es gefordert wird, aber auch energisch und ist ihm eine stets zuverlässige aufmerksame Partnerin. In den „Geschichten aus dem Wienerwald“ und „Künstlerleben“, beides von Johann Strauss Sohn zeigt sie, dass sie eine versierte Pianistin ist, die auch entsprechende Zeichen zu setzen weiß. In der Begleitung ihres Mannes ist sie betont zurückhaltend, sehr sängerdienlich, einfühlsam und stimmschonend.

 

Pieter und Beate Roux

In den Duetten kann sie mit einem runden voluminösem stimmschönen Mezzosopran punkten. Ihr Mann ist ein aus dem vollen italienischen Fach schöpfender Tenor, der sich der Wirkung seiner kraftvoll herausgeschmetterten Spitzentönen wohlauf bewusst ist. Die feine Nuancierung ist nicht unbedingt sein Ding, jedoch kann er mit einer grandios auftrumpfenden Stimme, die fast den wunderschönen Riesensaal zu sprengen droht, aufwarten. „Sei mir gegrüßt, du holdes Venezia“, „Komm Zigan“, „Gern hab ich die Fraun geküsst“, natürlich „Freunde, das Leben ist lebenswert“ und „Dein ist mein ganzes Herz“ gelingen ihm glänzend, hier kann er sich auch ganz auf seine klaren kraftvoll geschmetterten Spitzentöne verlassen. Bei den „Dunkelrote Rosen“ kann er, auch wenn diese Arie ursprünglich für einen Bariton gedacht ist, die Herzen der anwesenden Frauen problemlos verführen, jedoch „Ja, das Schreiben und das Lesen“ aus dem „Zigeunerbaron“ ist für mich ein Basslied par excellence – das gefällt mir von keinem Tenor, egal, wie er heißen mag. Als Zugabe gibt es noch „Lippen schweigen“ aus der „Lustigen Witwe“ und langandauernder teilweise tosender Applaus zeigt, dass es den Anwesenden ausgesprochen gut gefallen hat.

Johann Strauss Quintett mit Jiri Preisinger

Am Samstagvormittag trifft man sich im Kongresshaus Rosengarten zum Festakt zum 40jährigen Jubiläum der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft mit den Grußworten der vielen Gäste und Ehrungen von Mitgliedern. Die musikalische Umrahmung des Festaktes übernimmt schwungvoll das Johann Strauss-Quintett unter der bewährten Leitung von Jiri Preisinger. Der stv. Vorsitzende Albrecht Tauer begrüßt die vielen Gäste aus nah und fern und freut sich, dass so viele den Weg zum

40jährigen Jubiläum gefunden haben. Als erster Grußwortredner tritt Oberbürgermeister Norbert Tessmer ans Pult. Er, der selbst Mitglied der Gesellschaft ist, freut sich, dass dieses Ereignis in Coburg abgehalten wird. Er bittet um Verständnis, dass aus finanziellen Zwängen die Festtage und auch der Alexander Girardi Wettbewerb nicht mehr durch die Stadt ausgerichtet werden können. Er deutet jedoch an, dass die Gesellschaft weiterhin mit der Rückendeckung der Stadt Coburg rechnen könne. Wie genau dies aufzufassen ist, ist an diesem Tag nicht zu erfahren. Der stv. Landrat Christian Gunsenheimer freut sich besonders, dass das Festkonzert erstmals im Landkreis Coburg stattfindet und wünscht der Gesellschaft weiterhin alles erdenklich Gute. Karin Fodor, die Präsidentin der kanadischen Johann Strauss Foundation freut sich über die hervorragenden Beziehungen und die verstärkten Austausche, ebenso wie Peter Kemp, der Ehrenpräsident der Englischen Johann Strauss Society, der die Hoffnung ausdrückt beim 50 jährigen Jubiläum wieder dabei zu sein. Vom Kulturverein Wiener Blut überbringt Prof. Helmut Reichenauer viele Grüße und gibt der Hoffnung Ausdruck in 37 Jahren in Wien das vierzigjährige feiern zu können. Als letzter Grußredner überbrachte Dr. Eduard Strauss seine und die Grüße seiner Familie, an die deutsche Gesellschaft und gab der Hoffnung Ausdruck noch viele Jubiläen feiern zu können. Er betont, dass die Strauss-Pflege in erster Linie auf Qualität ausgerichtet sein und die Überzeugungskraft durch den Zauber der Musik überall hin getragen werden müsse. Betrübt ist er über die Tatsache, dass in Coburg, der deutschen Johann Strauss Stadt, die Mitarbeit der Straussfamilie zB. beim Neujahrskonzert nicht mehr gefragt ist. Nach 28 Jahren so einfach nicht mehr dabei sein zu dürfen, habe alle sehr betroffen gemacht.

 

Prof. Dr. Norbert Linke, stv. Vorsitzender Albrecht Tauer, Coburg, Dr. Ingolf Roßberg, Dresden und Norbert Rubey, Wien

Dr. Ingolf Roßberg überreicht den beiden Mitgliedern der Gesellschaft, Herrn Professor Dr. Norbert Linke und dem Strauss-Forscher Norbert Rubey unter langanhaltendem Applaus der Festgäste die Urkunde über die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft. Danach gibt Ingolf Roßberg einen Überblick über die 40 turbulenten Jahre der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft. Er stellte die beiden exklusiven Festhefte vor, einmal ein 90seitiges Fachbeitragsheft, das im deutschsprachigen Raum seinesgleichen sucht, da es von exklusiven Fachbeiträgen bis zur letzten Seite ausgefüllt ist und die Jubiläumsausgabe zum 40jährigen, welche die Entwicklung der Gesellschaft aufzeigt und einen Überblick über die zurückliegende Zeit mit über 100 ausgewählten Bildern bietet. Die Mitglieder hatten in den vergangenen Monaten Material und Bilder zur Auswertung zugesandt, aus über 2500 Fotos und aus rund 15kg Material mussten die besten Beiträge für die Festschrift ausgewählt werden, was eine Heidenarbeit dargestellt hatte, aber das erste komplett in Farbe herausgegebene Heft sei dafür auch einmalig geworden und biete einen überreichen Schatz an Wissenswertem über die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft.

Albrecht Tauer, Walter Dorn, Silvia Tauer, Irene Günther und Georg Günther

Die Ehrennadel der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft für 25jährige Mitgliedschaft wird an Silvia und Albrecht Tauer, sowie an Irene und Georg Günther als auch an Herrn Walter Dorn überreicht.

Noch vor der Mittagspause begibt man sich dann im Gedenken an den Walzerkönig Johann Strauss Sohn in den Rosengarten. Nach kurzen Ansprachen von Oberbürgermeister Norbert Tessmer, der einen Abriss über das Leben und Schaffen des Walzerkönigs in Coburg gibt und Dr. Ingolf Roßberg, der als Vorsitzender der Gesellschaft darauf hinweist, dass sich Coburg wieder bewusst werden müsse, dass der Titel deutsche Johann Strauss Stadt auch eine Ehre und Auszeichnung ist. Beide legen dann am Gedenkstein Blumen nieder, wobei ein Blumenstrauß auch von der leider aus Gesundheitsgründen nicht anwesend sein könnenden Frau Inge Röhre ist, die das letzte lebende Gründungsmitglied der Gesellschaft ist.

Am Nachmittag dann die Jahreshauptversammlung der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft, über die im Protokoll ausführlichst berichtet wird und die mir erlaubt gleich den nächsten Höhepunkt des Tages anzusprechen.

Das Jubiläumskonzert der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft anlässlich des 40jährigen Bestehens findet in der bis auf den letzten Platz besetzten Mehrzweckhalle in Neustadt bei Coburg statt. Das Orchester der „Gesellschaft der Musikfreunde Neustadt“ wird von Daxi Pan geleitet, der kurzfristig für den erkrankten Hans Stähli einspringt. Exzellent aufspielende Laienmusiker, welche eine Vielzahl von Extraproben durchgeführt und sich auch mit einigen Aushilfen verstärkt haben, können voll und ganz überzeugen.

Dixi Pan führt das Orchester mit leichter Hand, läßt aber zuweilen auch straffe Zügel spüren und umschifft auch routiniert die ein oder andere aufkommende Unsicherheit im Orchester. Das Ambiente von Schloss Ehrenburg kann die Halle natürlich nicht bieten, dafür ist praktisch kein Stuhl mehr frei, man muss sogar Ersatzstühle aufstellen. Christine Rebhan führt informativ und charmant durch das Programm, auch wenn man sich doch ein bisschen das Eingehen auf den Jubilar, die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft, gewünscht hätte. Der Veranstalter wird praktisch nicht erwähnt (außer der Begrüßung von Dr. Eduard Strauss und seiner Familie). Und auch beim Programm hätte man sich ein bisschen mehr Strauss und Zeitgenossen gewünscht. Aber das alles verblasst am Erfolg beim anwesenden Publikum. Die erklatschen sich verschiedene Zugaben und einmal wird auch rhythmisch mitgeklatscht, eine Unart, die leider immer mehr auch von Sängern und Orchesterleitern praktisch fast gefordert wird. Das Orchester stellt sich mit der „Leichten Kavallerie“ von Suppé vor, spielt noch „Nordseebilder“ von Johann Strauss Sohn, „Hereinspaziert“ von Ziehrer, und die „Pizzicato-Polka“ von Josef Strauss. Wenn man von einigen kleinen Unebenheiten absieht, eine sehr gute Leistung.

Als Solisten treten die Sopranistin Stefanie Smits und der Tenor Lucian Krasznec (Bild rechts) auf, beide eng mit Coburg verbunden. Stefanie Smits führt sich mit „Ein kleiner Slowfox mit Mary“ ein und bekommt großen Applaus. Ihre Stimme ist immer noch weich, spricht direkt an und hat auch noch das gewisse Flirren im Ausdruck. Der Csárdás aus der „Gräfin Mariza“, das Wilja-Lied aus der „Lustigen Witwe“, Meine Lippen die küssen so heiß“ aus „Giuditta“ sind ihre Soli, im Duett singt sie noch „Lippen schweigen“ aus der „Lustigen Witwe“ und „Tanzen möchte ich“ aus „Die Csárdásfürstin“. Beeindruckend Lucian Krasznec, der mit dem „Wolgalied“, dem Auftrittslied des Barinkay aus dem „Zigeunerbaron“ im ersten Teil auftrumpft. Er hat einen ausdrucksstarken, kräftigen und schönen weichen Tenor, den er bis in die strahlenden Höhen sicher und flexibel führt, hat kräftige Ausdrucksstärke in der Stimme, kann sich aber auch zart zurückhaltend darbieten. Eine sehr gute Leistung, die zu Recht mit Beifallsstürmen – nicht nur des weiblichen Publikums – bedacht wird. Nach der Pause kann er noch mit „Grüß mir mein Wien“ aus der „Gräfin Mariza“ und „Dein ist mein ganzes Herz“ aus „Das Land des Lächelns“ überzeugen. Die beiden Duette werden nochmals als Zugaben gegeben und langanhaltender stürmischer Applaus für alle Beteiligten beendet das Jubiläumskonzert. Für mich allerdings insgesamt ein bisschen zu viel Kálmán und Lehár und ein bisschen zu wenig Strauss.

Stadtkapelle Coburg

Der Sonntagvormittag beginnt wieder im Kunstverein Coburg. Dr. Eduard Strauss und sein Sohn Thomas geben einen Vortrag über „Was geh ich mich an .- die zwei Gesichter des Johann Strauss Sohn und seiner Familie“. Die beiden bieten eine unterhaltsame Reise durch das Leben Ihres Vorfahren. Gekonnt spielen sie sich die Bälle zu, wechseln geschickt jeweils den Vortrag und untermalen alles mit umfassenden musikalischen Ausschnitten aus teilweise sehr unbekannten Werken. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug und man hätte sich fast die nochmals eine Stunde längere „Langfassung“ des Vortrages gewünscht. Es ist beeindruckend mit anzuhören und anzusehen, wie authentisch die beiden das Leben der Sträusse vor den Zuhörern lebendigst ausbreiten. Langer tosender Applaus am Ende des knapp zweistündigen Vortrages.

 

Am Nachmittag erfreut die Stadtkapelle Coburg auf der Terrasse des Kongresshauses Rosengarten mit einem frischen und lebendigem Standkonzert. Die Leitung des Orchesters hat Zdenek Fiala, der unter dem Titel „Von Wien nach Coburg – Johann Strauss Sohn und …“ frisch und fröhlich aufspielt. Die Zuhörer gehen so richtig mit, mancher Fuß wippt im Takt der Melodien. Ein großes Lob an die Stadtkapelle, die hier so begeisternd und gekonnt aufspielt.

In der Aula des Gymnasiums Casimirianum in Coburg tritt Nina Scheidmantel, eine Stipendiatin der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft mit einer „Romantischen Klaviersoiree“ auf. Sie spielt Kompositionen von Johann Strauss Sohn, Frederic Chopin, Franz Liszt u.w.a. Und dieser Spätnachmittag wird tatsächlich zu einem glanzvollen umjubelnden Abschluss der Johann Strauss Tage 2015 in Coburg. Im Oktober 2013 gab die junge Pianistin bereits ein umjubeltes Stipendiaten Konzert in Coburg und sie hat noch einmal „zugelegt“. Mit einfühlsamem, leichtem aber auch wiederum kräftigem Anschlag, mit einer riesigen Bandbreite und mit einem enormen Einfühlungsvermögen in die Musik gestaltet sie das Konzert. Im ersten Teil Variationen von Eduard Schütt über Themen von Johann Strauss, der zweite Teil ist ganz Robert Schumann gewidmet. Und allen Stücken merkt man die bedingungslose Leidenschaft der außergewöhnlichen Künstlerin an. Sie atmet jede Note, hochkonzentriert, sicher, fast möchte man sagen mit schlafwandlerischer Sicherheit behandelt sie ihr Instrument wie ihren besten Freund. Und alles kommt beim Publikum an, tosender, nicht endend wollender Applaus für eine Ausnahmekünstlerin, von der wir mit Sicherheit noch viel hören werden.

Aus Sicht der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“, sind die Johann-Strauss-Tage in Coburg ein voller Erfolg und eine Steigerung zu 2012. Es sind wesentlich mehr Zuhörer gekommen als vor drei Jahren und der Vorstand ist zuversichtlich, dass man mit einem nur kleinen Defizit aus den Tagen gehen wird. Ein ganz besonderer Dank an dieser Stelle an die Johann-Strauss-Stiftung Coburg, die Niederfüllbacher Stiftung, die Stadt Coburg, die SÜC H2O und Energie GmbH und die Sparkasse Coburg-Lichtenfels für ihre großzügige finanzielle Unterstützung der Deutschen Johann-Strauss-Tage in Coburg. Ein Dank auch an unser Mitglied und ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden Albrecht Tauer, ohne den dies alles nicht so reibungslos über die Bühne gelaufen worden wäre.

Hoffen wir, dass auch in drei Jahren man wieder die Mittel aufbringen kann, um die Deutschen Johann-Strauss-Tage 2018 ausrichten zu können. Die zurückliegenden Tage haben gezeigt, dass Johann Strauss nach wie vor ein Magnet ist, ein Pfund, mit welchem man wuchern sollte, vielleicht auch wieder einmal durch die Stadt Coburg.

Manfred Drescher, 23.10.2015

Bilder 1-7, 17/18 Eigenaufnahmen; Bilder 8-16, 19 Ulrich Göpfert, Coburg

 

 

40 Jahre Deutsche Johann Strauss Gesellschaft

Vorschau auf die  Musiktage vom 17. bis 20. September 2015

Im Jahr 1975 gründete Joachim Viedebantt, Hamburg die DJSG. Ziel und Zweck der Gesellschaft ist es, das Ansehen, Werk und Bedeutung des Walzerkönigs Johann Strauss in der Öffentlichkeit zu fördern. Die Gesellschaft steigerte unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Norbert Linke ihr Ansehen und ihre Bedeutung und auch die Mitgliederzahl nahm stetig zu. Nach der 1. Johann Strauss Musikwoche in Coburg im Jahre 1987 und nach dem Wechsel in der Vorstandschaft – Arthur Kulling wurde nunmehr 1. Vorsitzender -, schwoll die Mitgliederzahl auf nahezu 500 Straussianer an. 1989 fand das 1. Coburger Neujahrskonzert statt. Dieses Konzert entwickelte sich zu einem wahren Renner im Kulturangebot der Stadt Coburg. Die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft gewann an Reputation und trug mit dazu bei die seit 1992 im Kulturangebot der Stadt Coburg auftauchenden Johann Strauss Musiktage mit zu tragen. Nach Arthur Kulling trat Ralph Braun den 1. Vorsitz an. Nunmehr fungiert Dr. Ingolf Roßberg seit 3 Jahren in dieser Position. Nach dem nicht nachvollziehbaren finanziellen Ausstieg der Stadt Coburg aus den Johann Strauss Tagen stemmt die Gesellschaft zum zweiten Mal mit Hilfe etlicher Sponsoren diese musikalische Erinnerung an Johann Strauss Sohn, der als Wiener geboren wurde und als Coburger Bürger starb.

Die musikalische Eröffnung des 40-jährigen Jubiläums der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft und der Strauss Musiktage bestreitet der schweizerische Pianist Rudolf Maeder, am Donnerstag, 17. September 2015, um 16.00 Uhr im Vortragssaal des Kunstvereins Coburg in der Leopoldstraße. „Sterne, die wieder leuchten – Vergessene Operettenklänge Europas“ lautet das Motto. Die Zuhörer werden viel Reizvolles aus zum Teil unbekannten Operetten hören und auch von bekannten Komponisten untergegangene Arien etc.

Am Abend trifft man sich dann im herrlichen Riesensaal von Schloss Ehrenburg um 19.30 Uhr. „Gute Freunde – gute Musik: Strauss trifft Brahms“ verspricht ein besonderer musikalischer Abend zu werden. Das Coburger „Aramis Trio“ und weitere Mus(i)kertiere spielen in einer in Coburg bei den Straussianern noch nie dagewesenen Zusammensetzung im ersten Teil den „Kaiserwalzer“ Op. 437 und „Rosen aus dem Süden“ Op. 388 in den Arrangements von Arnold Schönberg und „Wein, Weib und Gesang“ Op. 333 von Alban Berg. Den Abschluss des ersten Teils bildet der „Schatzwalzer“ Op. 418 in Arr. von Anton Webern.

Allein schon der 1. Teil dokumentiert die musikalische Offenheit der Strauss Gesellschaft – sie ist weit vom Antiquarischen entfernt.

Im 2. Teil kehrt das Aramis Trio mit den weiteren Musikern des Philharmonischen Orchesters des Landestheaters Coburg zu den eigenen Wurzeln zurück. Aus der Feder des Strauss-Verehrers Johannes Brahms hören wir das „Trio für Klavier, Violine und Violoncello H-Dur Op. 8, zweite Fassung 1891“.

Am Freitag, 18. September 2015 findet im Vortragssaal des Kunstvereins in der Leopoldstraße das Kultur-Historische Symposium mit den zurzeit bedeutendsten Strauss-Forschern sowie Kennern aus Deutschland und Österreich statt.

Um 9.00 Uhr beginnt das Vorstandsmitglied der DJSG, Friedhelm Kuhlmann den Vortragsreigen mit dem Referat: „Oscar Fetras – Ein Hamburger Komponist war einer der größten Verehrer der Wiener „Sträusse“. Er zeigt in vielen Musikbeispielen auf, wie sich Fetras dem musikalischen Gedankengut der Sträusse näherte und auch in seinen Kompositionen geschickt bediente.

Danach tritt der nicht nur in Coburg sehr beliebte und bekannte Referent, Prof. Mag. Helmut Reichenauer, Wien an das Pult. Noch viele können sich an seinen begeisternden Vortrag bei den letzten Strauss Musiktagen 2012 in Coburg erinnern. Diesmal stellt er „sein“ Museum vor. Unter dem Titel „Das erste Museum der Johann Strauss Dynastie in Wien – Absichten, Perspektiven und didaktische Umsetzung“ erläutert er, warum und weshalb er sich aufopferungsvoll für die Umsetzung dieser Idee einsetzte.

Noch vor der Mittagspause sehen die Gäste die Deutsche Uraufführung des Kurzfilms „Eternal Waltz – Ewiger Walzer“. Dieser Film ist ein Beitrag bei den Kurzfilmtagen in Cannes/Frankreich und wurde von der DJSG aus Anlass ihres 40. Jubiläums gesponsert.

Nach der Mittagspause trifft man sich um 14.00 Uhr im Vortragssaal und lauscht den Worten des ehemaligen 1. Vorsitzenden Dr. Norbert Linke, Deutschland. (Bild oben) Er versucht „Die Frühphase der kompositorischen Entwicklung von Johann Strauss Sohn in Zusammenhang mit dem im August 1843 begonnenen Skizzenbuch“ zu analysieren und untermauert seine Ansichten mit musikalischen Beispielen am Flügel.

Abgerundet wird das Symposium am ersten Tag mit den Ausführungen des geschätzten Strauss Forschers Norbert Rubey, Wien, vom dortigen Wiener Strauss Forschungsinstitut. Er lehnt sich an das Thema von Prof. Linke an und erörtert die „Kompositorische Entwicklung der Instrumentation von Johann Strauss Sohn“.

Der Eintritt zu allen Vorträgen ist frei. Während der Pausen können Getränke und Brot gegen eine Spende erworben werden.

Am Freitag, 18. September 2015, um 19.30 Uhr, im Riesensaal von Schloss Ehrenburg, hält der „Zauber der Operette „ – ein Abend bei Johann Strauss Sohn und Franz Lehar – die Musikfreunde aus nah und fern gefangen. Der südafrikanische Tenor Pieter Roux mit seiner reizenden Frau Beate (Flügel und Mezzosopran) gestalten einen Abend querbeet durch die Operetten-Highlights. Es moderiert Dr. Ingolf Roßberg, Dresden. Mit „Tanzen möchte` ich“ von E. Kalman geht es über „Sei mir gegrüßt“ von Johann Strauss Sohn zu „Immer nur lächeln“ von F. Lehar und weiter zu den „Geschichten aus dem Wienerwald“ Op. 325 für Klavier. Bereits hier werden die Besucher von der herrlichen tenoralen Stimme gefangen sein.

Nach „Komm Zigan“ von F. Lehar über „Wer uns getraut“ von Johann Strauss Sohn gelangt das Duo zu „Dunkelrote Rosen“ von C. Millöcker ehe „Weißt du es noch“ von F. Kalman oder „Gern hab ich die Fraun geküsst“ von F. Lehar den 1. Teil des Abend ausklingen lassen.

Nach der Pause beschwört der Sänger das Publikum mit „Freunde das Leben ist lebenswert“ von F. Lehar ehe es ruhiger mit dem „Schwalbenduett“ von E. Kalman weitergeht. Ein wahrer Ohrwurm folgt dann mit „Ja das Schreiben und das Lesen“ von Johann Strauss Sohn ehe „Künstlerleben“ Op. 316 für Klavier die Sängerseele beruhigt. Mit „Draußen in Sievering blüht schon der Flieder“ von Johann Strauss Sohn und mit „Dein ist mein ganzes Herz“ von F. Lehar verabschieden sich beide Künstler bei ihrem Publikum und lassen den „Zauber der Operette“ in den Herzen der Zuhörer zurück.

Die DJSG, Sitz in Coburg, feiert mit einem Festakt am Samstag, 19. September 2015, ab 9.30 Uhr, im kleinen Saal Kongreßhaus Rosengarten, Obergeschoß, ihr 40-jähriges Jubiläum.

Zum Festakt haben ihr Kommen die Präsidentin der Johann Strauss Society Kanada Frau Karin Fodor, der Präsident des Wiener Strauss Forschungsinstitutes Dr. Eduard Strauss, der Ehrenpräsident der Englischen Johann Strauss Society Peter Kemp, die Prof. Dr. Linke, Prof. Reichenauer und der Strauss-Forscher Norbert Rubey zugesagt.

Der Festakt wird musikalisch umrahmt durch das Johann Strauss Quintett unter der Leitung von Jiri Preisinger.

Nach dem Festakt gegen 11.00 Uhr begeben sich die Teilnehmer zum Gedenkstein im Rosengarten zur Kranzniederlegung.

Am Nachmittag steht dann noch für die Mitglieder der DJSG die Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen ab 14.00 Uhr, ebenfalls im kleinen Saal Kongreßhaus Rosengarten, an.

Mit dem Jubiläumskonzert der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft anlässlich des 40-jährigen Bestehens am Samstag, 19. September 2015, um 19.30 Uhr betritt die Gesellschaft Neuland und bestreitet zum ersten Mal ein Gastspiel im Landkreis Coburg und zwar in der Puppenstadt Neustadt. Nicht nur der Ort – Mehrzweckhalle Heubischer Straße – ist neu, sondern auch die Auswahl des Orchesters. Man hat das Orchester der Gesellschaft der Musikfreunde Neustadt unter der Leitung von Hans Stähli ausgewählt. Bestens bekannte Solisten sind dem Ruf der Gesellschaft gefolgt und wirken beim Konzert in Neustadt mit. Als Sopranistin wurde Stefani Smits und als Tenor Lucian Krasznec verpflichtet. Beide Künstler versprechen einen Hörgenuss auf höchstem Niveau.

Das Orchester beginnt das Konzert mit „Leichte Kavallerie“ von Franz von Suppé und „Ein kleiner Slowfox mit Mary“ von E. Kalman. Des Weiteren spielt es noch den Walzer „Nordseebilder“ Op. 390 und die „Fest-Polonaise“ Op. 35“ von Johann Strauss Sohn. Die Solisten sind zu hören mit dem „Wolgalied“ von F. Lehar, „Hör ich Zigeunergeigen“ von E. Kalman und „Als flotter Geist“ von Johann Strauss Sohn.

Im 2. Teil wird der Walzer Op. 518 „Hereinspaziert“ von C. M. Ziehrer intoniert sowie der „Bruder halt!“ Galopp Op. 16 von Josef Lanner als auch die Pizzicato-Polka ohne Opus von Johann und Josef Strauss. Stimmlich gewaltig wird „Grüß mir mein Wien“ von E. Kalman dargeboten ehe es inbrünstig zum „Vilja-Lied“ von Franz Lehar geht. Natürlich fehlen im Jubiläumskonzert nicht „Meine Lippen, die küssen so heiß“ als auch „Dein ist mein ganzes Herz“ von F. Lehar. Den Schluss des Konzertes bildet das Duett „Tanzen möcht` ich“ von E. Kalman. Durch das Jubiläumskonzert führt Christine Rebhan.

Die Johann Strauss Musiktage 2015 enden am Sonntag, 20. September 2015.

Ab 10.00 Uhr der Vortrag des UrUrgroßneffen Dr. Eduard Strauss, Wien und dessen Sohn Thomas im Vortragssaal des Kunstverein Leopoldstraße. Neugierig und gespannt sind die „Straussianer“ auf die Ausführungen von Vater und Sohn Strauss unter dem vielgesichtigen Titel: „Was geh ich mich an – die zwei Gesichter des Johann Strauss Sohn und seiner Familie“. Es wird viel zu hören geben, was noch nie so gehört oder gelesen worden ist. Auch hierzu ist der Eintritt ist frei.

Um 14.30 gibt die Stadtkapelle Coburg unter der Leitung von Zdenek Fiala ein Standkonzert auf der Terrasse des Kongresshauses Rosengarten. Walzer, Märsche und Polkas von Johann Strauss Sohn und weiteren Komponisten stehen auf dem Programm Der Eintritt für dieses Konzert ist frei. Es findet nur bei trockenen Witterungsverhältnissen statt.

Zur „Romantischen Klaviersoiree“ treffen sich um 17.00 Uhr alle Musikfreunde zum würdevollen Abschluss der Musiktage in der altehrwürdigen Aula des Gymnasiums Casimirianum. Schon bei der Gesellschaft der Musikfreunde Coburg und beim Musiksommer Obermain trat die junge Pianistin mit großem Erfolg auf. Begeisternde Kritiken bestätigen ihre künstlerische Entwicklung und geben zu großen Hoffnungen Anlass. In dieser Soiree spielt sie im ersten Teil die Paraphrase von Eduard Schütt über das Thema von Johann Strauss „Fledermaus-Walzer“ Op.10. Danach folgt von F. Chopin die Polonaise „Fantasie A-Dur“ Op. 61 sowie von Eduard Schütt die Paraphrase über das Thema von Johann Strauss Sohn „Geschichten aus dem Wiener Wald“. Nach der Pause erklingen alle Etüden I bis XII mit Themen, Anhang und Variationen von Robert Schuhmann.

Karten gibt es für alle Veranstaltungen bei den bekannten Vorverkaufsstellen, der Tourist-Information Coburg, im Kongresshaus Rosengarten, bei der Neuen Presse und beim Coburger Tageblatt und zusätzlich für das Jubiläumskonzert in Neustadt bei der Zinngießerei Witter sowie an den Abendkassen.

Die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft (Bild oben / Vorstand) freut sich, möglichst viele Besucher bei der Jubiläumsveranstaltung zum 40jährigen Bestehen der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft vom 17. bis 20. September 2015 begrüßen zu dürfen.  

Manfred Drescher 07.09.2015

 

 

In Coburg beginnt das Jahr beschwingt

Aufführung im Kongresshaus Rosengarten Coburg 06.01.2014

Das „Coburger Neujahrskonzert 2014“ mit dem Alt-Wiener Strauss-Ensemble Stuttgart, der Sopranistin Gudrun Ingimars und einem Füllhorn herrlicher Melodien verzaubert Coburg

Zum 27ten mal feierten wir das Coburger Neujahrskonzert, und es war wieder ein gelungener Jahresauftakt. Die ausverkaufte Halle war gut aufgelegt und geizte nicht mit wohlverdientem Applaus. Nach einer kleinen Verzögerung (einer Dame war übel geworden) war man wieder fast drei Stunden im Rausch der Musik. Großen, langandauernden Beifall für das Alt Wiener Strauss Ensemble mit seinem agilen Dirigenten Ralph Kulling, großer Beifall für das Moderatorenpaar Dr. Eduard Strauss und seinem Sohn Thomas Strauss, die im letzten Jahr schon eine vielbeachtete Premiere hatten und ebenso großer Beifall für die isländische Sopranistin Gudrun Ingimars, die die Schweißperlen auf manche Stirn, vor allem Männerstirn zauberte und die mit ihrer Stimme bezauberte. Doch eines nach dem anderen.  

Alle Besucher waren überzeugt, dass es in Coburg keinen Jahresbeginn ohne das Neujahrskonzert geben kann und dass dies weiterhin zum festen Bestandteil der Coburger Kulturszene zählt. In diesem Jahr war neben der Musik der Sträusse (Johann Strauss Sohn, Johann Strauss Vater, Eduard Strauss und Josef Strauss) auch Richard Wagner, Rudolph Bullerjahn und Franz Lehár angesagt.  

Wie immer fand das Neujahrskonzert unter Leitung des Kulturbüros der Stadt statt. Bürgermeister und Kulturreferent Norbert Tessmer, dessen Ansprache erfrischend und gegenüber dem Vorjahr noch (wohltuend) kürzer war, sandte die Neujahrsgrüße der Stadt an alle Besucher. Dr. Eduard Strauss aus Wien, Urenkel von Eduard Strauss und Ururenkel von Johann Strauss Vater, hatte zur Unterstützung wieder seinen Sohn dabei. Mit viel Charme, zuweilen auch etwas Schmäh, aber immer fundiert und mit viel Sachwissen, schoben sich die beiden die Bälle zu und führten so durch das Programm, dass auch nicht einen Moment Langeweile aufkam. So macht Moderation Spaß.   

Ralph Kulling, der sein Alt-Wiener Strauss-Ensemble gekonnt, mit fester, sicherer Hand, die aber auch den notwendigen Freiraum ließ zur Höchstform auflaufen ließ, hatte die isländische Sopranistin Gudrun Inigimars mitgebracht, und für dieses Mitbringsel konnte man ihm nur dankbar sein, denn Gudrun Ingimars brachte es fertige das Publikum zu verzaubern, und wenn man bei ihren Interpretationen eine Stecknadel hätte fallen hören, dann weiß man, wie sie ihr Publikum gefesselt hatte.  Auch in diesem Jahr verging die Zeit bis zum Konzertende wie im Flug – und die Musik riss mit und ließ die Zeit vergessen.   

Begonnen wurde mit der Ouvertüre zu „Cagliostro in Wien“, die mit wunderschönen Übergängen schwungvoll eröffnete. Eine Polka in G-Dur und den Züricher Vielliebchen-Walzer, beides von Richard Wagner hatte man zum Ausklang des Wagner Jahres aufgenommen. Schwungvoll und lebendig wurde hier musiziert. Mit dem Csárdás der Rosalinde aus der „Fledermaus“ stellte sich dann Gudrun Ingimars vor. Mit ihrer voluminösen, strahlenden Stimme, die sie gefühlvoll, den Saal ausfüllend einsetzte, hatte sie die Herzen der Konzertbesucher im Fluge erobert. Langanhaltender Applaus für sie. Die Polka schnell „Éljen a Magyar“ von Johann Strauss Sohn zeigte, wie feurig und temperamentvoll das Stuttgarter Ensemble zu spielen in der Lage ist. Erheiternd von Rudolph Bullerjahn dann die Concert-Polka „Etwas für die Aelteste“ für Kontrabass und Orchester, wobei sich Stephan Koch-Roos als einfühlsamer, wohlklingender Solist mit dem Kontrabass profilieren konnte. Spritzig und feurig wiedergegeben, ganz im Sinne des Titels „Jugendfeuer“ dann der Galopp von Johann Strauss Vater. Ein Schmankerl dann noch vor der Pause. Gudrun Ingimars brillierte mit dem „Frühlingsstimmenwalzer“ von Johann Strauss Sohn, den sie perlend, mit hauchzarten Tönen, aber immer locker und leicht interpretierte und für einen Beifallssturm sorgte. 

Nach der Pause etwas gesetzter der Walzer „Ballpromessen“ von Eduard Strauss und erneut Gudrun Ingimars mit dem Auftrittslied der Gräfin aus „Wiener Blut“. Ihr „Grüß dich Gott, du liebes Nesterl“ wurde innig, gefühlvoll und strahlend wiedergegeben, bei ihr würde man gerne Graf sein. Von Josef Strauss folgte dann der „Schwarzenberger-Monument-Marsch“, leidenschaftlich und fast militärisch zackig dargeboten, konnte das Orchester auch hier wieder voll überzeugen. Im Anschluss von Johann Strauss Sohn „Dolci Pianti“, eine Cello-Romanze. Und hier konnte sich mit gefühlvoller Bogenführung Jan Pas auszeichnen. „Hör ich Zimbal-Klänge“, Lied und Csárdás aus Franz Lehár´s „Zigeunerliebe“, gab Gudrun Ingimars Gelegenheit ein weiteres Mal zu brillieren, mit Leidenschaft und Temperament konnte sie erneut voll überzeugen. Den Abschluss brachte „Wein, Weib und Gesang“, Walzer von Johann Straus Sohn. Und hier zeigte Ralph Kulling noch einmal, was in ihm und seinen Musikern steckt, die zum Abschluss donnernden Beifall erhielten.  

Dann als Zugabe das „Schwips-Lied“, Polka von Johann Strauss Sohn und bravourös von Gudrun Ingimars interpretiert, die dieses spritzige Stück auch mit viel schauspielerischem Können über die Bühne bringt. Tobender Applaus, auch für die tolle und gekonnt dargebrachte Interpretation von „I feel pretty“ aus Bernsteins „West Side Story“. Toll gesungen, für mich persönlich passt dieses Stück aber nicht so ganz in den bisherigen Konzertrahmen, ein kleines bisschen ein Fremdkörper. Am tobenden Applaus für Gudrun Ingimars ändert dies nichts.   

Der obligatorische „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauss Vater soll als Rausschmeißer fungieren, feurig und schmissig wird er dargeboten. Mit der Polka „Auf und davon“ wird der Schlusspunkt unter ein wiederum exzellentes Konzert gesetzt. Eine Tradition, für die Coburg von vielen anderen Städten beneidet wird, ich kann nur hoffen, dass sich auch Coburg darüber im Klaren ist.

Manfred Drescher      27.02.2014                      Fotos: Manfred Drescher

 

 

 

 

Am 12.10.2013 in der Aula des Casimirianums in Coburg:

 

Deutsche Johann Strauss Gesellschaft beeindruckt mit tollem Programm

Stipendiaten-Konzert mit Nina Scheidmantel und Festvortrag mit Musikbeispielen

Es war ein beglückender Tag für die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft, dieser 12. Oktober 2013. Mit einem exzellenten Festvortrag und einem äußerst beeindruckenden Stipendiaten-Konzert der jungen Pianistin Nina Scheidmantel wurden zwei herausragende Ereignisse geboten, die in unserer Gesellschaft mit Sicherheit lange nicht in Vergessenheit geraten werden. Doch der Reihe nach. 

„Die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft (DJSG) auf den Spuren von Kaiserin Sisi“, ein Festvortrag mit vielen Musikbeispielen von Prof. Helmut Reichenauer, so lautete am Vormittag die Einladung. In der Aula des Casimirianums Coburg, für dessen Gastfreundschaft sich die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft herzlich bedankt, fand dieser, ein höchst interessanter Vortrag über „Sisi, das österreichische Kaiserhaus und die Familie Strauss“, statt. Das Ehrenmitglied der DJSG, Prof. Helmut Reichenauer, gleichzeitig Präsident des Kulturvereins „Wiener Blut“ in Wien schaffte es, die „Sisi-Zeit“ den fast 50 Zuhören aus der ganzen Bundesrepublik und der Schweiz, so nahezubringen, dass man sich fast in diese zurückgesetzt fühlte. Am Heiligen Abend 2012 jährte sich die Geburt der späteren österreichischen Kaiserin Elisabeth in München als Tochter des Herzogs Max in Bayern zum 175. Male. In seiner PowerPoint Präsentation mit zahlreichen Bildern aus der Zeit der Donaumonarchie gelang es Reichenauer die Zuhörer so zu fesseln, dass man die Zeit vergaß und die 90 Minuten „wie im Flug“ vergingen. Das lag sicher auch daran, dass er die Präsentation mit insgesamt 18 Musikbeispielen ausstattete und so die musikalischen Brücken über das Kaiserhaus und die Musik der Sträusse schlug. Das Leben einer der schönsten Frauen ihrer Zeit beleuchtete er aus ihrer Zeit im Kaiserhaus und ihrer ambitionierten Rolle in der damaligen Politik. Ihrem überragenden Engagement ist es z.B. zu danken, dass es 1867 zum Ausgleich zwischen den beiden Reichshälften – Österreich und Ungarn – und damit zur Gründung der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie kam. Ihr Leben wiederspiegelt sich aber auch in der musikalischen Verbindung zur Familie Strauss, aber auch deren Zeitgenossen, wie z.B. des jungen August Lanner (Sohn von Joseph Lanner) oder von Phillipp Fahrbach jr. Neben den hinreißenden „Myrthenkränzen“ von Johann Strauss (Sohn) als kompositorische Widmung zu ihrer Hochzeit mit Kaiser Franz Joseph zeigte Prof. Reichenauer auch an Hand der beiden Walzer „Myrthen –Sträußchen“ und „Schleier und Krone“, dass das kompositorische Talent von Eduard Strauss dem seiner beiden Brüder ebenbürtig ist und er zu Unrecht in ihrem Schatten steht.  

Im Anschluss an den vielbeklatschten zuäußerst abwechslungsreichen und humorvollen Vortrag von Prof. Reichenauer stellte Rudolf Maeder, Vorstandsmitglied der DJSG, an Hand von wenigen Ausschnitten die Musikschule „Avdo Smajllowic“ in Visoko (Bosnien-Herzegowina) vor, die die DJSG mit Notenmaterial und Geldspenden seit nunmehr zwei Jahren in der Ausbildung junger Musiker unterstützt. Die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft freute sich über den regen Zuspruch zur Veranstaltung und bedankte sich herzlich bei Prof. Helmut Reichenauer.Der Vorsitzende der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft, Dr. Ingolf Roßberg, konnte dann am Nachmittag zum Konzert von Nina Scheidmantel über 100 Zuhörer begrüßen. Besonders freute er sich, dass neben Bürgermeister Norbert Tessmer, auch die Lehrerin von Frau Scheidmantel, Frau Prof. Mathies aus Würzburg und die Eltern der jungen Künstlerin erschienen waren. Kurze Grußworte gaben Bürgermeister Norbert Tessmer, der sich besonders freute, dass die junge hochbegabte Pianistin wieder einmal in Coburg gastierte. Er dankte auch der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft für ihren Einsatz für die Musik und die musikalischen Begabungen. Ebenso ein Grußwort kam von Prof. Helmut Reichenauer, Ehrenmitglied der DJSG und Präsident des Kulturvereins „Wiener Blut“. 

Nina Scheidmantel, die in Lichtenfels geboren ist und derzeit in Würzburg lebt, war von 2002 bis 2011 am Gymnasium Albertinum in Coburg, wo sie das Abitur erfolgreich abschloss. Von 1998 bis 2007 erhielt sie Klavierunterricht bei Prof. Alla Schatz, 2002 bis 2011 Klarinettenunterricht beim Soloklarinettisten des Philharmonischen Orchester Coburgs, Edgar Eichstätter. Ihre vielen gewonnenen Wettbewerbe und mannigfaltige Auftritte aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Die Künstlerin ist auch sozial stark engagiert, Benefizkonzerte, Kulturbotschafterin der Gemeinde Seßlach, Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes Coburg, sind nur einige ganz wenige Steine auf dem bereits langen Weg der jungen Künstlerin, die längst aus ihren musikalischen Kinderschuhen herausgewachsen ist. Und dann zeigte Nina Scheidmantel, dass sie eine würdige Preisträgerin ist.

Sie begann furios mit Mendelssohn-Bartholdy und dessen Präludium und Fuge e-Moll, op.35, Nr. 1, ging über zu Drei Intermezzi, op. 117 und beendete den ersten Teil mit der Fantasie fis-Moll, op.28 von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Mit enormer Fingerfertigkeit, einem bestechenden Anschlag, mit warmem und einfühlsamem Ton, zeigt Nina Scheidmantel, dass sie jetzt schon zu den großen Pianistinnen gehört.

Nach dem ersten Teil des Konzertes ging es hochoffiziell zu. Der Vorsitzende der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft Dr. Ingolf Roßberg, überreichte, zusammen mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Albrecht Tauer, die Urkunde über das Stipendium 2013 an die junge Pianistin. Neben einem Blumenstrauß überreichte er an die Stipendiatin auch die Ehrennadel der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft. Nicht ganz ohne Hintergedanken, denn er gab damit der Hoffnung Ausdruck, dass Nina Scheidmantel, wenn sie – und davon waren alle Zuhörer überzeugt – eine ganz Große in ihrem Metier geworden ist, noch einmal ein Konzert bei der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft geben wird.  

Nach der Pause gab es etwas Besonderes zu hören. Johann Strauss mit „An der schönen blauen Donau“, „Rosen aus dem Süden“ und „Geschichten aus dem Wienerwald“. Nina Scheidmantel spielte diese aber nicht so, wie man sie gewöhnt war, sonders als Konzertparaphrasen des russisch-österreichischen Komponisten, Pianisten und Dirigenten Eduard Schütt (1856 bis 1933). Gefühlvoll, einfühlsam, mit exzellenter Anschlagkultur meisterte sie die Stolpersteine, die gerade in dieser virtuosen Gestaltung der Strausschen Melodien a la Liszt liegen. Stehende Ovationen für die blutjunge, hochbegabte Pianistin. Sichtlich erfreut nahm sie die nicht endend wollenden Beifallsbezeugungen hin, um dann noch einen Höhepunkt draufzusetzen. In dem verhaltenen und unglaublich zart gespielten „Alt-Wien“ von Leopold Godowsky, einem Pianisten, der auch als Klavierlehrer in Wien tätig gewesen war, gab sie eine Zugabe, die die ganze Persönlichkeit der jungen Künstlerin zeigte. Sie bewies in diesen über zwei Stunden, dass sie gereift ist, nicht nur als Virtuosin begeistern kann, sondern die Musik richtiggehend auslebt und auf dem Weg zu einer ganz Großen ihres Faches ist. Sie bewies mit diesem eindrucksvollen Konzert, dass sie eine würdige Preisträgerin der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft ist.

Manfred Drescher, 21.10.2013

Bilder  Ulrich Göpfert, Coburg

 

 

 

 

Die 3 Tenöre

bringen Coburgs Kongresshaus zum Schwärmen

Das „Coburger Neujahrskonzert 2013“ mit dem exzellenten Alt-Wiener Strauss-Ensemble Stuttgart, die 3 Tenöre und ein Reigen schönster Melodien

1.1.2013

Im letzten Jahr feierten wir 25 Jahre Coburger Neujahrskonzert, und es war ein beeindruckendes Konzert. War im letzten Jahr die Halle sehr gut besetzt, so platzte sie in diesem Jahr aus allen Nähten. Und das Orchester und die Solisten passten sich dem Rekordbesuch an. Knapp 3 Stunden schwelgte man in Walzerseligkeit, immer wieder unterbrochen von lang anhaltendem Beifall und am Ende gab es begeisterten Beifall. Beifall für das Alt Wiener Strauss Ensemble mit seinem Dirigenten Ralph Kulling, aber ebenso großen Beifall für die 3 Tenöre, die vor allem nach der Pause zu großer Form aufliefen und einen Hauch Weltstadt nach Coburg brachten. Doch der Reihe nach.

Auch in diesem Jahr spielte man im praktisch ausverkauften Kongresshaus das 26. Coburger Neujahrskonzert 2013, und auch in diesem Jahr kam keine Sekunde Langeweile auf. Kein Besucher dürfte sein Kommen bereut haben und alle waren sich wieder einig, dass dieses Neujahrskonzert zum festen Bestandteil der Coburger Kulturszene zählt. Das Neujahrskonzert 2013 war natürlich geprägt von der Musik von Johann Strauss und der Familie Strauss, aber es standen auch wieder äußerst reizvolle Begegnungen mit Daniel-Francois-Esprit Auber, Franz Lehár, Hector Berlioz, Joseph Lanner und Vinzenz Stelzmüller an. Und erneut fand das Neujahrskonzert unter Leitung des Kulturbüros der Stadt statt. Bürgermeister und Kulturreferent Norbert Tessmer überbrachte mit launigen Worten die Grüße der Stadt Coburg zum neuen Jahr, seine Ansprache war wohltuend frisch und auch wohltuend kurz.

Ja – und dann kam eine Premiere bei der Moderation. Nicht mehr wegzudenken vom Neujahrskonzert ist Dr. Eduard Strauss aus Wien. Der Urenkel von Eduard Strauss und Ururenkel von Johann Strauss Vater, welcher immer mit launigen Worten durch das Programm führt, gereimt und ungereimt, aber immer mit viel Sachverstand und Hintergrundwissen, hatte sich diesmal Verstärkung mitgebracht. Als Co-moderator fungierte sein Sohn Thomas Strauss – und es war eine treffliche Premiere. Die beiden spielten sich die Bälle zu und verstanden es, dass Publikum mit sachlichen, aber auch unterhaltsamen Informationen zu fesseln. Alle musikalischen Stücke wurden mit viel Hintergrundwissen, aber auch gespickt mit amüsanten Geschichtchen und Anekdoten von beiden dargeboten.

Ralph Kulling, der wie gewohnt sicher und leidenschaftlich sein Alt-Wiener Strauss-Ensemble zur Höchstleistung  brachte,  hatte  von  der  Staatsoper Stuttgart mit den drei Tenören Metodi Morartzaliev, Alexander Efanov und Alexander Stachowiak einen Glücksgriff getan. Exzellent vor der Pause mit jeweils einer Bravourarie, mitreißend und zu Begeisterungsstürmen hinreißend in den gemeinsam dargebotenen Tenorarien-Persiflagen nach der Pause. Die Zeit bis zum Ende des Konzertes verging so rasch wie selten, man konnte es kaum glauben, dass man mit knapp drei Stunden auch eines der längsten Coburger Neujahrskonzerte erlebt hatte. Und erneut freute man sich, freute sich bereits jetzt auf das Neujahrskonzert 2014 in Coburg.

Begonnen wurde mit der Ouvertüre zu Auber´s „Die Stumme von Portici“. Dieses nicht allzu häufig gehörte Stück wurde mit Feuer und Leidenschaft und dem notwendigen dramatischen Bogen vorzüglich dargeboten. Im Anschluss stellte sich Alexander Efanov mit dem gefühlvoll, alle Schattierungen auskostenden Wolgalied aus „Der Zarewitsch“ von Franz Lehár vor. Nach dem leidenschaftlich vorgetragenen Marsch Rákóczy aus Fausts Verdammnis von Hector Berlioz brachte Metodi Morartzaliev mit dem Auftrittslied „Als flotter Geist…“ aus dem Zigeunerbaron von Johann Strauss Leidenschaft und Belcanto in reinster Form in das Kongresshaus. Das weiße Tuch á la Pavarotti wurde an diesem Vormittag zu seinem Wahrzeichen. Rasant und feurig, ebenso wie einfühlsam und leidenschaftlich brachte Ralph Kulling mit seinen Mannen den Ländler „Die Nasswalderin“ von Josef Strauss und die Polka „Über Stock und Stein“ von Eduard Strauss zu Gehör. Langanhaltender Beifall für eine überzeugende Interpretation.

Mit dem Lagunen-Walzer aus der Nacht in Venedig von Johann Strauss stellte sich mit Alexander Martin Stachowik der dritte Tenor vor. Mit seinem weichen, höhensicheren, warmen und durchschlagendem Tenor, hatte er die Herzen der Anwesenden schnell erobert, die mit langanhaltendem Beifall nicht geizten. Der Walzer aus Wiener Blut von Johann Strauss beschloß den ersten Teil des rundum gelungenen Neujahrskonzerts. Beschwingt eilte man in die Pause und freute sich auf das, was noch kommt.

Mit dem Walzer „Die Vier Temperamente“ von Johann Strauss Vater, den Steyrischen Tänzen von Josef Lanner, der Polka schnell „Wo man lacht und lebt“ von Eduard Strauss zeigte das Alt-Wiener-Strauss-Ensemble auf welch hohem Niveau sie musizieren. Das Publikum ging begeistert mit und freute sich, als die beiden Brüder Ralph und Klaus Kulling ihre Geigen gegen- und miteinander antreten ließen beim Tanz für 2 Violinen, Gitarre und Kontrabass von Vinzenz Stelzmüller. Großer anhaltender Beifall für die beiden musizierenden Brüder und dem Rest des Ensembles. Mit der Polka „Piefke und Pufke“ von Johann Strauss Vater und der Polka „Furioso“ von Johann Strauss holte Ralph Kulling noch einmal alles aus dem Alt-Wiener-Strauss-Ensemble heraus.

Ja, und dann kommt ein weiterer Höhepunkt des musikalischen Vormittags. Die drei Tenöre treten in einer Tenor-Persiflage (auf Luciano Pavarotti, José Carreras und Placido Domingo) auf. Und dies tun sie sensationell gut. Gegenseitig steigern sie sich immer mehr, Belcanto auf höchstem Niveau wird ganz groß geschrieben und mit den berühmtesten Arien aus Carmen, La Traviata, Land des Lächelns, Der Zigeunerbaron, Der Troubadour und dem Lied „O sole mio“ – sowie in der Zugabe mit Turandot und Granada geben sie dem Affen Zucker. Der Dreiklang der Stimmen, die sich gegenseitig zu immer größeren Höchstleistungen anspornen, reißt die Zuhörer von ihren Sitzen. Fast drei Stunden Neujahrskonzert, längst ist die Mittagszeit vorüber und dann noch eine letzte Zugabe. Der obligatorische „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauss Vater fungiert als Rausschmeißer. Schmissig und feurig geht das Konzert zu Ende.

Im 26. Jahr kein Zeichen der Ermüdung, im Gegenteil, so beschwingt vor sich hin pfeifend ist man lange nicht mehr aus einem Konzert gegangen. Und genauso soll es sein. Wenn ein neues Jahr so anfängt wie in Coburg mit dem Neujahrskonzert, dann kann uns eigentlich nicht mehr so viel passieren. Jedenfalls glauben wir Musikfreunde fest daran und freuen uns, dass im Jahr 2014 Ralph Kulling mit seinem Alt-Wiener-Strauss-Ensemble wieder den Weg nach Coburg findet. Hier ist eine Tradition entstanden, die einmalig sein dürfte. Eine kulturelle Tradition, um die viele andere Städte Coburg beneiden. Und ich hoffe, dass dies Coburg auch bewusst ist.

Manfred Drescher, 6. Januar 2013

 

 

 

 

Von Hoffen und Bangen zum eindeutigen Erfolg

Die Coburger Johann-Strauss-Tage 2012

Die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft wagte das eigentlich unmögliche – und hat gesiegt. Die Johann-Strauss-Tage in Coburg (die zehnten seit Beginn dieser Veranstaltungen und ihr 25-jähriges Jubiläum) vom 04. bis zum 08. Juli 2012, waren aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Der folgende Bericht soll ein kurzer Streifzug über die Tage in Coburg sein und die Ereignisse Revue passieren lassen.

Nach dem Ausstieg der Stadt Coburg aus dem Alexander-Ghirardi-Wettbewerb und den Deutschen Johann-Strauss-Tagen in Coburg hatte sich der Vorstand der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ dazu durchgerungen – alle Risiken vorher einkalkulierend – die Deutschen Johann-Strauss-Tage 2012 in Eigenregie durchzuführen. Vor 125 Jahren gaben sich Adele und Johann Strauss in der Hofkapelle des Schlosses Ehrenburg das Ja-Wort. Johann Strauss wird damit Staatsbürger des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha. Am 03. Juni 1899 stirbt Johann Strauss Sohn, als Deutscher und als Coburger Bürger in Wien. 1887 sagte Johann Strauss über Coburg: „…Nie hätte ich gedacht, dass ein Stückchen meines Herzens in dieser Stadt bleiben wird…“. Was könnte eine Stadt wie Coburg, wenn es sich der Tragweite dieser Worte einmal bewusst werden würde, allein aus dieser Aussage machen. Schade, dass die Stadt Coburg hier ein großes Potential ohne Not einfach links liegen lässt.

Am 04. Juli beginnen die Johann-Strauss-Tage. Unter dem Titel „Wiener Melange – Vom Prater bis zum Broadway“ spielt im Riesensaal der Schloss Ehrenburg Jiri Preisinger mit dem Johann-Strauss-Quintett Coburg mit Karel Heyl, Miroslav Vávra, Libor Kucera und Michael Pokorný auf. Sinnigerweise strahlt zum Auftakt der Tage die Sonne in den Riesensaal der Ehrenburg. Und das Quintett zaubert mit Melodien von Komzák, Gungl, Drlda, Lanner, Rogers und natürlich immer wieder Johann Strauss - Vater und Sohn. Langanhaltender Applaus erzwingt zwei Zugaben und beendet einen tollen Auftakt der Johann-Strauss-Tage.

Am nächsten Tag folgt mittags eine Stadtführung der besonderen Art. Die Stadtführerin Irene Elisabeth Krempel führt die Gäste unter dem Titel „Adele Strauss in Coburg“ an Orte, die man sonst so und in dieser Art nicht zu sehen bekommt. Ihre hochinteressante, aber auch ebenso amüsante Führung ist ein gelungener Auftakt des Tages.

Im Staatsarchiv Coburg begrüßt dann am Nachmittag Diplomarchivar (FH) Horst Gehringer die interessierten Gäste. Und es sind so viele gekommen, dass der Platz im Staatsarchiv kaum ausreicht. Die Ausstellung erstreckt sich über die Themen „125 Jahre Eheschließung Johann Strauss Sohn“, „25 Jahre Johann-Strauss-Musiktage“ und „Johann Strauss, Sohn – Bürger des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha“. Zur Eröffnung geben auch Bürgermeister Norbert Tessmer und Dr. Ingolf Roßberg, der amtierende Vorsitzende der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ eine Grußadresse ab. Der langjährige stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft,  Werner Abel, hat die Ausstellung mit einer Dokumentation der ersten internationalen Johann-Strauss-Tage 1987 in Coburg aus seinen eigenen Archivbeständen angereichert. Eine rundum gelungene Ausstellung, deren Eröffnung von der Besucherzahl fast rekordverdächtig ist, von den Exponaten her ist sie es sowieso.

Und am Abend dann „Sommernachtsträume“ mit dem Alt-Wiener Strauss-Ensemble, Stuttgart, unter der Leitung von Ralph Kulling. Walzerseligkeit gilt als gebucht, ist praktisch mit der Eintrittskarte mit gekauft. Voller Elan, Feuer und mit unwiderstehlicher Vehemenz musizieren wahre Könner. Wolfgang Höger moderiert zwischen den einzelnen Stücken und er macht es sehr charmant und vermittelt gleichzeitig auch vieles an Geschichten und Geschichtchen. Und dann tritt auch noch Jeanette Wernecke auf, eine Koloratursopranistin voll Feuer und Leidenschaft, aber auch zu zarten leisen Tönen fähig. Sie, die im Jahr 2004 als beste Nachwuchssängerin der Opernzeitschrift „Opernwelt“ gekürt wurde, verzaubert die Zuhörer, die in Walzerseligkeit schwelgen.

Der „Frühlingsstimmen-Walzer“, die Arie der Adele aus der „Fledermaus“ „Mein Herr Marquis“, oder aus der „Ungarischen Hochzeit“ von Nico Dostal „Spiel mir das Lied von Glück und Treu“, lassen es mucksmäuschenstill werden im Festsaal des Kongresshauses Rosengarten – der dann umso lauter beim donnernden Applaus, für die auch äußerlich reizende Sängerin, erbebt. Mehrere Zugaben erzwingt das Publikum, das gar nicht aufhören will zu klatschen und den Zauber der Musik dadurch zu verlängern sucht. Melodien von Johann, Josef und Eduard Strauss, Robert Stolz, Paul Abraham und Nico Dostal erreichen unter der kongenialen Interpretation des Alt-Wiener Strauss-Ensembles, dass die angekündigten „Sommernachtsträume“ auf das vortrefflichste wahrwerden.

Der Freitag ist der Tag der Symposien. Es war, wenn es überhaupt stattfand, in der Vergangenheit immer etwas stiefmütterlich behandelt gewesen und vom Besuch her auch immer am untersten Ende der Skala. Doch dieses Jahr ist alles anders: Überwältigend ist der Besuch des Symposiums, aller Vorträge. Es müssen Stühle zusätzlich aufgestellt werden, um die anströmenden Besucher aufnehmen zu können. Diese Resonanz erfüllt die Straussianer mit Stolz, zeigt aber auch, dass man bei der Auswahl der Referenten eine ausgezeichnete Wahl getroffen hat.

Nach einem Grußwort von Bürgermeister Norbert Tessmer referiert Oberbürgermeister Knut Kreuch aus Gotha über „Gotha-Coburg: Zwei Städte im Dreivierteltakt“. Er macht dies humorvoll, spannend und fesselt damit seine Zuhörer, die ihm begeistert applaudieren. Begeisterter Applaus auch für den zweiten Referenten.  Der ehemalige Vorsitzende der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“, Prof. Dr. Norbert Linke aus Borken, gibt einen Abriss über „Die Anfänge der Walzerproduktion in Wien“.

 Und Norbert Linke erläutert die Entstehung der Wiener Walzer Produktion mit Beispielen, die das Johann-Strauss-Ensemble Coburg unter der Leitung von Jiri Preisinger musikalisch eindrucksvoll untermalt. Er fesselt seine Zuhörer mit dem überreichen Schatz seines musikalischen Wissens und er fesselt sie auf eine angenehm leicht und immer verständliche Art und Weise. Als ganz besonderes Ereignis erklingt zum Abschluss eine Welturaufführung: Durch seine Studien ist es Prof. Linke gelungen, die ersten, jemals von Johann Strauss Vater geschriebenen Walzermelodien, die „Walzer in A-Dur“ von 1827 zu rekonstruieren: Mit dieser Aufführung, gespielt durch Musiker vom Johann-Strauss-Quintett wurde in Coburg Strauss´sche Musikgeschichte geschrieben!

Spätestens jetzt wissen die Anwesenden, dass ihr Entschluss zu den Symposien zu kommen der Richtige war. Ob solch geballter Wissensinformation geht man in die wohlverdiente Mittagspause. Und es geht weiter, wie es aufgehört hat. Der junge Coburger Jonas Geelhaar gibt eine Übersicht über „Schätze für die Straussforschung in der Landesbibliothek Coburg und deren Bedeutung für die Stadt Coburg“. Und er versteht es, eine eigentlich relativ trockene Materie so zu vermitteln, dass man wie gebannt an seinen Lippen hängt. Ein hervorragender Auftakt für den Nachmittag.

Und dann kommt Prof. Mag. Helmut Reichenauer aus Wien. Und er referiert in seiner unnachahmlich wienerisch-charmanten Art über die „Strauss-Dynastie und Ringstraßen-Ära – Der musikalische Glanz der Gründerzeit“. Und auch bei seinem hochinteressanten und leicht verständlichen Vortrag vergeht die Zeit wie im Flug und man schaut verwundert auf die Uhr und fragt sich, wie es sein kann, dass fast 1 ½ Stunden so schnell vorbei gehen können. Für alle Referenten donnernder Applaus und der Dank aller Anwesenden, den Ingolf Roßberg mit einem kleinen Geschenk zum öffentlich gezeigten Ausdruck bringt. So machen Symposien Spaß und so kann man die Mitglieder der Gesellschaft und die Gäste begeistern.

Und begeistern kann am Abend auch unser Schweizer Mitglied Rudolf Maeder aus Baar. Im Theater der Reithalle gibt er vor vollem Haus unter dem Titel „Liebeslieder“ – sehr persönliche Widmungswerke der Strauss Familie, eine musikalische Plauderei. Rudolf Maeder sitzt am Flügel und bringt Geschichte aber auch Geschichten mit bekannten und unbekannten musikalischen Klavierbeispielen. Es geht um geschriebene und ungeschriebene Widmungen an Damen der Strauss-Familie oder ihrer Umgebung und es ist zuweilen köstlich, was hier alles zu hören ist. In seiner unnachahmlichen Art begeistert Maeder die Zuhörer mit überwiegend leisen Tönen, die das Publikum besonders ansprechen. Ein Abend, der den Tag eindrucksvoll ausklingen lässt.

Der Samstag beginnt in der vollbesetzten Schlosskapelle der Ehrenburg. Pfarrerin Gabriele Munzert hält die Andacht in dem „Gedenkgottesdienst mit sakraler Musik vom Walzerkönig“. Sie erinnert an die geschichtsträchtige Trauung von Johann Strauss und der damit einhergehenden deutschen Staatsbürgerschaft und der Eigenschaft als Coburger Bürger. Ihr ist es wichtig in ihrer Predigt, zu betonen, wie sehr das 19. Jahrhundert vor allem geprägt wurde durch ein neues Verständnis von „ehe“. Eben nicht die reine Sicherung von materiellen Gütern oder von Nachwuchs, sondern die Ehe als Liebesbund waren eigentlich die – damals völlig neuen – Themen, die die Diskussionen des Bürgertums, aber auch der einfachen Bürger prägten. Etwas, das heute für uns selbstverständlich ist (oder sein sollte), war damals ungewöhnlich, und sie verwies auch darauf, dass genau diese Verbindung von Liebe und Ehe keineswegs weltweit heute selbstverständlich sei. Mit seiner Liebesheirat in Coburg hat Johann Strauss damals gleich mit mehreren Konventionen gebrochen.

Unter dem Titel „Hochzeitserinnerungen“ agieren KMD Peter Stenglein an der Orgel und als musikalischer Leiter mit Migumi Ikeda an der Violine und Melanie Alban an der Harfe. Reuters „Hochzeitsmarsch für Orgel“, Donizettis „Sonate  g-Moll für Violine und Harfe“, Tourniers „Deux Préludes für Harfe“, Strauss´ „Hochzeits-Präludium op. 469 für Orgel, Violine und Harfe“, Glaunows „Méditation für Violine und Orgel“, Faurés „Berceuse op.16 für Violine und Harfe“ und Powells „Grand March Triumphant für Orgel“ werden vorzüglich dargeboten, der Beifall am Ende – in einer Kirche eher ungewöhnlich, hier aber zulässig und auch zugelassen - ist entsprechend euphorisch.

Nach der Mittagsrast begibt man sich zum Gedenkstein im Rosengarten. Das „Gedenken an den Walzerkönig Johann Strauss Sohn“ ist ein weiterer Programmpunkt, der mit dem „Schatz-Walzer“, gespielt vom Johann-Strauss-Quintett Coburg unter Jirí Preisinger beginnt. Bürgermeister Norbert Tessmer gibt anschließend einen Abriss über das Leben und Schaffen des Walzerkönigs in Coburg. Zwölf Jahre war Johann Strauss Bürger Coburgs, davon verbracht er aber nur ein viertel Jahr in Coburg. Er erinnert an die „Strauss-Woche“ 1987 und das Engagement der DJSG rund um die Aufstellung des Gedenksteines, zunächst am Johann-Strauss-Platz, jetzt im Rosengarten. Er verteidigt aber – erneut – die Sparzwänge. Dass nach seinen Worten das „Johann-Strauss-Quintett“ ganz hintersinnig – ausgerechnet – den „Banditen-Galopp“ intoniert, soll dem Vernehmen nach ausdrücklich auf Wunsch eines Mitgliedes unserer Gesellschaft hin geschehen sein.

Dr. Ingolf Roßberg, als amtierender Vorsitzender der Gesellschaft, weist darauf hin, dass Johann Strauss irgendwo in Deutschland - ob in Straßburg, Posen oder Flensburg – hätte deutscher Staatsbürger werden können. Und ob da, oder in Oldenburg, Königsberg oder Breslau, jederzeit und im gesamten damaligen deutschen Reich die zweite Ehe von ihm als Deutscher hätte getrennt werden müssen, ist zu betonen. Coburg müsse sich bewusst werden, dass diese Wahl auch mit den handelnden Personen zu tun hat und dies auch eine Ehre und Auszeichnung ist. Welche Auswirkungen es für ihn hatte, auch wenn er nie nach Coburg zurückgekehrt sei – es war sein letzter Aufenthalt außerhalb Österreich-Ungarns überhaupt – ist bekannt. Er konnte und wollte niemals wieder Wiener werden! Damit könne Coburg agieren, völlig unabhängig von der tatsächlichen Aufenthaltszeit in der Vestestadt: „Coburg fiel es zu, wie eine reife Frucht“. Jiri Preisinger und das Johann-Strauss-Quintett Coburg schließen die Gedenkstunde, zu der Bürgermeister Tessmer und Dr. Roßberg noch Blumen niederlegen, mit „Wiener Blut“.

Am Nachmittag dann die Jahreshauptversammlung der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft, über die im Protokoll ausführlichst berichtet wird und die mir erlaubt gleich den nächsten Höhepunkt des Tages anzusprechen.

„Soiree de Vienne“ mit dem Münchner Salonorchester Tibor Jonas ist ein weiteres Highlight der Johann-Strauss-Tage. Selten wurde so schmissig musiziert, so mitreißend interpretiert und so geschmackvoll konzertiert wie an diesem Abend. Tibor Jonas, den man sicher nicht mehr eigens vorstellen braucht, hat Julian Riem als Klaviervirtuose und Herbert Hanko als Moderator mitgebracht. Man spielt sich die Bälle zu und lässt das Publikum bis zum Kochen kommen. Ob Eduard Strauss´ „Bahn frei-Polka“, die „Ohne Sorgen Polka“ von Joseph Strauss, die „Auf der Jagd“ von Johann Strauss, seine „Tritsch-Tratsch-Polka“, seine „Annen-Polka“ oder seine „Fledermaus-Quadrille“ – alles wird so schwungvoll dargebracht, dass man gar nicht anders kann, als mit zu summen und mit zu wippen. Daneben erfreut das Orchester mit Jaques Offenbach, Benjamin Godard, Johannes Brahms, Jules Massenet, Franz Lehár, Franz Liszt, Peter Tschaikowsky und Enrico Toselli.

Das Publikum ist von der Walzerseligkeit der „Soiree de Vienne“ verzaubert und will gar nicht aufhören zu klatschen und sich bei dem mit Wiener Charme durch das Programm führende Herbert Hanko und bei Tibor Jonas mit seinem Münchner Salonorchester zu bedanken Zu bedanken für einen Abend, der die Alltagssorgen vergessen lässt und in einer unnachahmlich spritzig und schmissigen Art darauf hoffen lässt, dass Tibor Jonas bald wieder einmal den Weg nach Coburg finden wird: Es war der Glanzpunkt an Ereignissen wahrlich reichen Tages.

In kleinem und fachlich beschlagenem Kreis der DJSG wiederholt sich die Stadtführung mit Irene Elisabeth Krempel am Sonntag des letzten Tages der Deutschen Johann-Strauss-Tage Coburg: Beeindruckend einerseits, was Frau Krempel autodidaktisch zusammengestellt hat – aber man ist schnell am „Fachsimpeln“ über Details: Einerseits nehmen die Anwesenden erstaunt zur Kenntnis, wie gerade ein „Nichtmitglied“ unserer Gesellschaft sich für Strauss und Coburg öffentlich einsetzt, andererseits nimmt Frau Krempel viele Hinweise entgegen, die nicht so ohne weiteres aus der Strauss-Geschichte bekannt sind – ein für beide Seiten ungewöhnlicher Rundgang findet mit dem Blick auf die Stelle, an der das berühmte Foto der gesamten Coburger Dynastie ausgangs des 19. Jahrhunderts entstand, ihr Ende.

Am Nachmittag des Sonntags findet man sich im Spiegelsaal des Landestheaters zu einem „Wiener Café Haus Treff“. Man erwartet echte Wiener Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen und musikalischer Unterhaltung mit dem Café-Haus Ensemble der Philharmonie des Landestheaters Coburg. Und man hat nicht zu viel erwartet. Vielleicht ist es nicht die „Wiener Café-Haus-Atmosphäre“, denn Selbstbedienung einerseits und viel zu wenig Sitzmöglichkeiten gehören nicht dazu: Aber wer hätte denn auch gedacht, dass zu diesem Treff weit über 100 Gäste kommen? Und dennoch: Schnell füllt sich der Spiegelsaal, ungezwungene Gespräche, untermalt von eben die „Café-Haus-Atmosphäre“ betonende Musik, hervorragend dargeboten: Eine unglaubliche Mischung trotzdem, von leiser Zusammengehörigkeit und von bezaubernder Musik-Präsentation im Salon-Stil. So etwas sollte unbedingt wiederholt werden – dies war der Tenor vieler Besucher.

Am Abend zum Abschluss der Höhepunkt der Veranstaltungen. Im großen Haus des Landestheaters Coburg, an dieser Stelle sei Intendant Bodo Busse ganz besonders herzlich für die Kooperation gedankt, bringt eine „Festliche Ballett-Gala“ einen bunten Querschnitt der Ballettsaison 2012 mit Tänzerinnen und Tänzern des Balletts Coburg, verstärkt durch einige Gäste. Der Abend wird zu einem Höhepunkt, auch weil Tara Yipp sich nach vielen Jahren der Zugehörigkeit als Solotänzerin vom Ballett verabschiedet. Bodo Busse moderiert in gekonnter Art und Weise den Abend, der nicht nur für Ballettfreunde ein Augen – und Ohrenschmaus ist. Ein Beifallssturm am Ende gibt den Dank des Publikums an die Leistungen der Tänzerinnen und Tänzer des Balletts, aber auch an die Mitglieder des Orchesters wieder.

Aus Sicht der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“, waren die Deutschen Johann-Strauss-Tage 2012 in Coburg ein voller Erfolg. Von der Art der Durchführung und der Attraktivität, waren sie sogar ein überwältigender Erfolg. Etliche der musikalischen Höhepunkte hätten sicher den einen oder anderen Zuschauer mehr verdient gehabt, aber dafür, dass die Vorbereitungszeit nicht sehr lang war, wurde es trotzdem eine herausragende Veranstaltungsserie. Ob sie auch finanziell einigermaßen im Rahmen blieb, wird der Kassensturz in einigen Wochen zeigen, erste Voraussagen stimmen neutral.

Ein ganz besonderer Dank an dieser Stelle an die Johann-Strauss-Stiftung Coburg, die Niederfüllbacher Stiftung, die Oberfrankenstiftung Bayreuth und die Sparkasse Coburg-Lichtenfels für ihre großzügige finanzielle Unterstützung der Deutschen Johann-Strauss-Tage in Coburg. Ein Dank auch an das Landestheater Coburg mit seinem Intendanten Bodo Busse und vor allem an unser Mitglied und jetzigen stellvertretenden Vorsitzenden Albrecht Tauer, ohne den dies alles nicht so reibungslos über die Bühne gelaufen worden wäre.

Hoffen wir, dass in drei Jahren die Stadt Coburg wieder die Mittel aufbringen kann um die Deutschen Johann-Strauss-Tage 2015 ausrichten zu können. Diese Tage haben gezeigt, dass Johann Strauss auch für Coburg ein wahres Pfund ist, mit welchem man – im eigenen Interesse – wuchern sollte.

Manfred Drescher

 

Die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft wagt das fast Unmögliche

Deutsche Johann Strauss Tage in Coburg

vom 04. bis 08. Juli 2012

Der Gesangswettbewerb Alexander Girardi wurde 1992 vom 30. Juni bis zum 9. Juli 1992 das erste Mal abgehalten (bereits 1987 wurden die Johann Strauss Tage von der Stadt Coburg eingeführt, die ab 1992 gemeinsam mit dem Girardi Wettbewerb durchgeführt wurden). Ursprünglich alle zwei Jahre, wurde der Wettbewerb ab 2003 alle drei Jahre abgehalten. Es gab also Wettbewerbe 1992, 1994,1996, 1999 (wegen Jubiläum um ein Jahr verschoben), 2001 und 2003 und dann 2006 und 2009.

Der Alexander Girardi Wettbewerb, der übrigens zu Beginn von den Coburgern, genau wie die Johann Strauss Tage nicht allzu überschwänglich aufgenommen worden war, wurde immer mehr anerkannt und geschätzt, auch vom Coburger Publikum. Eine hochkarätige Jury mit Ingeborg Hallstein, Cheryl Studer, Josef Protschka, Felicia Weathers, Wilma Lipp, Barbara Buffy und Prof. Hartmut Hein, um nur einige zu nennen, trug dazu bei, dass der Wettbewerb weit über die Grenzen Coburgs Beachtung und hohe Anerkennung gewann. Eine Reihe der Sänger, die in Coburg aufgetreten waren, sind danach teilweise zu außergewöhnlichen, ja teilweise Weltkarrieren aufgestiegen. Es waren dies unter anderem 1992 Petra Lang, 1994 Alexandru Badea und Johannes Schwärzky, 1996 Ruth Ingeborg Ohlmann, 1999 Christoph Strehl und Marius Brencni, 2001 Jennifer Bird, 2003 Heike Wessels und daneben noch Natalia Kovalowa, Alexandra von der Werth und Hendrik Wottrich und viele weitere.

Oberbürgermeister Kastner erklärte bei der Eröffnung des dritten Wettbewerbs 1996 „Jetzt spielen wir in der Champions Ligue“, da zu diesem Zeitpunkt der Alexander Girardi Wettbewerb in den erlauchten Zirkel der wichtigsten internationalen Wettbewerbe (FMCIM) aufgenommen worden war. Noch 2009 erklärte OB Kastner bei der Eröffnung „Dieser Gesangswettbewerb ist eine feste Größe im kulturellen Leben der Stadt“. Dies war es umso mehr, als der „Coburger Wettbewerb“ eine Mischung von Oper und Operette verlangte, etwas was sonst bei fast keinem Wettbewerb in Deutschland der Fall war. Auch hier war Coburg wieder einmal einzigartig.

Und nun hat man diese feste Größe und diese Einzigartigkeit dem Sparzwang geopfert. Geopfert, weil die Verantwortlichen in der Stadt Coburg aus meiner Sicht gar nicht begriffen oder begreifen wollten, welche Werbeikone sie für ihre Stadt aufgeben haben. Kulturell scheinbar recht unbeleckte Stadträte haben mit einem Federstrich einen Wettbewerb geopfert, der international anerkannt, in der ganzen Welt mit höchster Anerkennung und Respekt und mit immer größeren Besucherzahlen (die auch wieder viel Geld in die Coburger Kassen fließen ließ) von Wettbewerb zu Wettbewerb aufwarten konnte. Der Imageverlust für Coburg ist aus meiner Sicht noch gar nicht absehbar und ist mit einem Sambawettbewerb, so schön dieser sein mag (und der ja auch schon finanziell auf der Kippe steht) in keinster Weise zu vergleichen.

Ja – und dann sind die Johann Strauss Tage Coburg. Auch diese wurden nach 24 Jahren gestrichen. Gestrichen, obwohl die Einzigartigkeit, dass nämlich der größte Komponist der sogenannten leichten Muse durch seine Coburger Hochzeit Coburger Bürger wurde und es bis zu seinem Tode blieb, ein Pfund ist, mit welchem man nicht nur wuchern kann, sondern muss. Diese Einzigartigkeit, für deren Einmaligkeit aber auch (finanzielle und ideelle) Vermarktung die meisten Städte Deutschlands sich alle Finger lecken würden, ist durch die Coburger Verantwortlichen einfach mit einem Federstrich verspielt worden. Für mich – trotz aller Sparzwänge, die ich gerne bereit bin einzusehen – nicht nachvollziehbar, vor allem weil der finanzielle Aufwand (wenn man den Alexander Girardi Wettbewerb vernachlässigt) sich in Grenzen hält und vor allem in keinem Verhältnis zu den aufgegebenen Privilegien für die Stadt Coburg steht.

Ja – und dann kam die Mitgliederversammlung 2011 in Weimar. Der amtierende Vorsitzende Dr. Ingolf Roßberg gab ebenso wie der Pressereferent Manfred Drescher sein Unverständnis zur Entscheidung der Stadt Coburg kund. Hier ist bis heute nicht klar geworden, welches Potential in der Verknüpfung des Walzerkönigs mit der Stadt Coburg liegt. Nicht nur ein hohes ideelles Ansehen ist damit verbunden, sondern auch ein probates Mittel, weitere Besucher nach Coburg zu ziehen, die dann hier ja auch entsprechende Umsätze tätigen. Dieses hätte man in eine vernünftige Relation setzen müssen. Der Vorstand plädierte unter diesen Umständen für den Wegfall der Johann Strauss Tage 2012 und für fundierte Überlegungen für eine etwaige Durchführung 2013, da unser kleiner Verein weder finanziell noch organisatorisch in der Lage sei, diese Veranstaltung, selbst in einer abgespeckten Version, auf die Beine zu stellen. Da kannte man die Mitglieder aber schlecht. Fast einstimmig wurde der Vorstand (sehr eindringlich) gebeten, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um mit wirtschaftlich vertretbaren Mitteln entsprechend verkürzte Johann Strauss Tage 2012 auf die Beine zu stellen. Spontan erklärten sich eine ganze Reihe der anwesenden Mitglieder bereit, kostenfrei entsprechend mitzuhelfen. Es wurde ein musikalisch umrahmter Informationsabend zu Johann Strauss angeboten, eine Ausstellung über die vergangenen Jahre wurde – ebenfalls kostenfrei – in Aussicht gestellt. Verschiedene Mitglieder erklärten sich bereit unentgeltlich an Vorträgen mitzuwirken, es wurde ein Eröffnungsgottesdienst angeregt, ein Empfang und natürlich musikalische Veranstaltungen und vieles mehr. Der Vorstand wurde damit beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten, mit welchen Kosten man bei einem auf 4 bis 5 Tage verkürzten Strauss Festival zu rechnen habe und ob es, da die Gesellschaft zu wenig eigene Mittel besitzt, Möglichkeiten gibt, Sponsoren aus dem Coburger Raum dazu zu bewegen, sich hier mit einzubringen. Sie würden dem Namen von Johann Strauss, dem Namen der Stadt Coburg, aber auch ihrem eigenen Image als Sponsoren mit Sicherheit Ehre einlegen.

Es wurde einstimmig beschlossen, dass der Vorstand alle machbaren Wege ausschöpfen sollte, um Johann Strauss Tage 2012 in Coburg zu ermöglichen.

Diese Diskussion und der Enthusiasmus der Mitglieder zeigte aber auch, wie sehr man sich mit Johann Strauss aber auch mit Coburg als Johann Strauss - Stadt identifizierte.

Einig war man sich am Schluss, dass die Tage, wenn man es einigermaßen finanziell schaffen könnte, in jedem Fall durchgeführt werden sollten. Einfach auch um die Kontinuität zu wahren und der Stadt Coburg vielleicht auch die Möglichkeit zu eröffnen, über den Wiedereinstieg bei den nächsten Johann Strauss Tagen 2015 wenigstens nachzudenken.

Ja – und der Vorstand hat die letzten Monate gearbeitet. Es ist gelungen die Niederfüllbacher Stiftung, die Oberfrankenstiftung, die Johann-Strauss-Stiftung und die Sparkasse Coburg-Lichtenfels mit ins Boot zu holen. Die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft selbst geht finanziell auch bis an die Grenze des Machbaren – und so ist es gelungen ein umfangreiches Programm mit musikalischen Spezialitäten, aber auch mit Symposien und vielem mehr auf die Beine zu stellen. Die Deutsche Johann Straus Gesellschaft bittet herzlich darum, die einzelnen Veranstaltungen eifrigst zu besuchen, um die Johann Strauss Tage Coburg 2012 zu einem Erfolg werden zu lassen. Das genaue Programm mit Anmeldemöglichkeit befindet sich auf unserer Homepage www.djsg.de. Wir bitten auch sehr herzlich darum in Ihrem Umfeld verstärkt Werbung für unsere Gesellschaft zu machen um möglichst viele neue Mitglieder, gerne auch jüngere, für uns zu gewinnen. Für einen relativ kleinen Jahresbeitrag erhält man jährlich zwei vollgepackte Broschüren mit vielen Informationen über den Walzerkönig und seine Weggefährten. Gemeinsame Veranstaltungen, Gedankenaustausch und Treffen sind ebenfalls im Angebot. Auch hier bitten wir einen Blick auf unsere Homepage, die momentan aktualisiert wird, und auf der man auch unsere letzten Broschüren einsehen und herunterladen kann, zu werfen.

Die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft hofft, dass mit ihrem Einsatz (der organisatorisch und auch finanziell für eine solch verhältnismäßig kleine Gesellschaft bis an die Grenzen des Machbaren geht) die Stadt Coburg sich wieder darauf besinnt, dass man sich in manchen Dingen auch kaputtsparen kann – und mit der Hilfe der Sponsoren, 2015 wieder ihren Hut in den Ring werfen wird. Wir alle jedenfalls hoffen darauf und wünschen uns allen erlebnisreiche Johann Strauss Tage 2012 in Coburg.

Manfred Drescher

Deutsche Johann Strauss Gesellschaft

Pressereferent

 

 

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