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Gastspiel Opera2day

 

 

 

Calliope Tsoupaki

Mariken In de tuin der Lusten

Holländische UA-Premiere am 10.10.2015 

Eine Uraufführung mit Prominenz der alten Musik

Mariken van Nieumeghen ist eine alte niederländische Erzählung, in der die junge Mariken vom Onkel verstoßen und vom Teufel verführt für ihre Sünden bis zu ihrem Lebensende Abbitte leisten muss. Die "Opera2day" die in den ganzen Niederlanden tourt führt nun eine Komposition von Calliope Tsoupaki auf, der dieser Stoff zugrunde liegt und prunkt mit einigen großen Namen der alten Musik-Bewegung der ersten Stunde.

Die Geschichte um Mariken gehört in den Niederlanden zu den bekanntesten "Moralstoffen". Das Mädchen, dass sich vom Teufel verführen lässt und dafür ihr komplettes Leben Buße tut ist fast schon plakativ, aber dennoch fest im Kulturgut verankert und über 400 Jahre alt. Calliope Tsoupaki, die ihre Musik selbst als Mischung moderner Klänge mit Einschlag von Renessaincemusik beschreibt legt den alten Stoff nun als fast oratorienhafter Oper an.

Die Musik pendelt zwischen Klängen von Gregorianik über große ätherische Klangnetze bis hin zu rhythmischem Sprechgesang. So ergeben sich an einigen Ecken interessante Klangeindrücke, die durch die Stimmen bestenfalls unterstützt werden. Durchbrochen wird die klangliche Struktur durch einen Erzähler (Joop Keesmaat), der die Handlung kommentiert - und die Komposition durch ein Puppenspiel vor der Pause noch einmal moralisch diskutiert.

Die Regie von Serge van Veggel ist durchwachsen, setzt den Stoff aber konsequent um. Am Anfang und bis zur Pause wird auf einer schrägen runden Fläche gespielt, die nur der Erzähler verlässt, die Handlung wird metaphorisch umgesetzt. Marikens Tante häutet Tiere auf der Bühne, der Teufel ist galant im Anzug und Marikens Arbeit im Bordell wird auch nur angedeutet.

Szenisch interessant wird der Abend aber erst richtig im zweiten Teil, wenn die Bühne, komplett leer, fast allein von der alten Mariken (Truus te Selle) bespielt wird, die in langen Ketten gefesselt auf das Ende ihres Lebens wartet. Hier ergibt sich ein stimmiges, reduziertes Bild, welches durch die in diesem Bild sehr an Gregorianik erinnernde Musik äußerst stimmungsvoll gelingt. Die erste Hälfte hingegen ist noch etwas unausgewogen, gerade das Puppenspiel wirkt arg plakativ und streckt die sonst kurze Komposition (circa eine Stunde) unnötig.

Musikalisch spielt das Tetraktys Ensemble unter der Leitung von Hernán Schvartzman die Uraufführung verstärkt durch Mikrofone (wie auch die Sänger) und so ergibt sich ein manchmal poppig anmutender Klang.

Im Zentrum steht Hannah Hoekstra (Mariken), die als Protagonistin nur Text rezitiert. Dies gelingt ihr eindrucksvoll und mit großer Intensität. Der Sprung vom Mädchem aus der Kleinstadt zur Prostituierten Satans gelingt ihr beeindruckend.

Der Teufel wird von Julian Podger gesungen, dessen Tenor in allen Lagen anspricht. Die Koloraturen sind präzise und auch die Boshaftigkeit der Figur weiß er zu transportieren.

Harry van der Kamp lässt als Onkel noch einmal seinen Bass zum Einsatz kommen und weiß auch hier in seinen zwei kurzen Auftritten zu zeigen, warum er zur Creme de la Creme der Barockmusik gehört hat.

Jill Feldman ist als Tante mehr ausdrucks- als stimmgewaltig, aber auch die für sie komponierte Szene funktioniert. Die Blütezeit ihrer Stimme lässt sich zwar nur noch erahnen, dennoch ist es ein willkommenes Wiedersehen mit einer fast in Rente geglaubten Sopranistin.

Michael Chance als Papst lässt noch einmal aufhorchen. Fast veristisch bringt er seinen Countertenor ins Spiel - und zeigt dabei, dass sich auch mit einer fürs Barockrepertoire ausgebildeten Stimme große Expressivität jenseits von kultivierten Tönen erzeugen lässt. So schreit er teilweise fast seinen Text mit Abscheu ins Mikrophon und hinterlässt so den positivsten Eindruck des Abends.

Alleine das Wiedersehen mit diesen drei Sängerpersönlichkeiten macht es lohnenswert sich auf dieses Experiment der modernen Musik einzulassen.

Dass der Abend nicht komplett ausgewogen sollte nicht davon abhalten.

Insgesamt vielleicht kein insgesamt rundes Ergebnis, aber dennoch ein von großer Ambition gesteuertes Projekt, das man guten gewissens als gelungen bezeichnen kann.

Thomas Pfeiffer, 20.9.2015            

Fotos: Opera2day

DER OPERNFREUND  | opera@e.mail.de